Nun gegen Argentinien Ballschieb-Franzosen weiter ein WM-Rätsel

Moskau (dpa) - Trainer Didier Deschamps blies die Backen ehrfürchtig auf, Olivier Giroud suchte auch lieber gleich nach Alternativen: Die Namen Lionel Messi und Argentinien hörten sie bei Vize-Europameister Frankreich gar nicht gerne.

Nun gegen Argentinien: Ballschieb-Franzosen weiter ein WM-Rätsel
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Obwohl der zweimalige Weltmeister unmittelbar nach dem Ballgeschiebe-0:0 gegen Dänemark noch gar nicht als Gegner feststand, zollten Deschamps und seine Spieler den Südamerikanern schon höchsten Respekt. „Argentinien bleibt Argentinien. Ich hoffe, wir müssen nicht gegen sie spielen. Wenn ich ehrlich bin, würde ich lieber gegen Nigeria spielen“, sagte Stürmer Giroud.

Sein Wunsch wurde nicht erfüllt. Der Lohn für eine souveräne, aber glanzlose Vorrrunde ist für die Franzosen ein Achtelfinal-Duell mit dem fünfmaligen Weltfußballer Messi und seinem Team an diesem Samstag (16.00 Uhr) in Kasan. „MAIS SI (Aber doch) - er ist es schon“, titelte die französische L'Equipe an diesem Mittwoch. Und vor dem ersten richtigen K.o.-Kracher dieser Endrunde in Russland hat Deschamps, selbst 1998 Weltmeister, noch einiges an Arbeit vor sich.

„Weder die Dänen noch wir wollten viel Kraft verbrauchen. Wir sind im Achtelfinale, das ist das Wichtigste“, verteidigte Antoine Griezmann den 90-minütigen Sommerkick gegen Dänemark, der die Zuschauer zum Pfeifen und den Gastgeber zu schwerer Kritik bewegte. „Regelrecht peinlich“ sei das Spiel gewesen. „Mir taten die Zuschauer leid“, schimpfte Russlands WM-Cheforganisator Arkadi Dworkowitsch. Griezmann dazu lapidar: „Ich bitte um Entschuldigung, wenn unser Fußball für die Fans nicht attraktiv war.“

Für sieben Punkte mit gerade mal drei Toren müssen sich die Franzosen nicht entschuldigen. Sie sind Zeichen für Abgeklärtheit und eine stabile Abwehr. Soll es in der K.o.-Runde aber auch gegen die ganz Großen klappen, müssen sich Griezmann, Kylian Mbappé und Co. deutlich steigern. „Wir hatten viele Chancen“, bemerkte Deschamps. Alleine die Ausbeute ist bislang mickrig, trafen mit Harry Kane (fünf Tore) und Romelu Lukaku sowie Cristiano Ronaldo (je vier) gleich drei Einzelspieler anderer Länder häufiger.

Mit Giroud als Neun oder ohne? 4-2-3-1 oder 4-3-3? Griezmann auf dem Flügel oder als Zehner hinter drei Offensiven? Multi-Millionen-Mann Ousmane Dembélé raus oder rein? Deschamps hat im Angriff noch immer nicht die zentralen Fragen beantwortet, Frankreich wirkt wie ein Rätsel. Während sich ein defensives Gerüst mit einer Viererkette sowie dem in Russland stark aufspielenden Sechser N'Golo Kanté formiert hat, wird vorne immer wieder rotiert. „Wir haben große Ambitionen und wir sind Gruppensieger in einer sehr herausfordernden Gruppe. Jetzt wollen wir klettern, es wird immer schwieriger“, sagte Deschamps.

Australien, Peru und Dänemark in allen Ehren, aber so viel Qualität wie Achtelfinal-Gegner Argentinien hatte bislang kein Gegner der Équipe Tricolore. „Ich habe da keinen Einfluss drauf. Wir müssen es nehmen, wie es kommt“, meinte Deschamps. Der 49-Jährige hat ja gegen Dänemark alles für eine ideale Vorbereitung auf das Spiel getan. „Ich wollte meine Spieler schützen. Wir brauchen frische Spieler für das Achtelfinale. Wir schauen nur auf das Achtelfinale“, sagte Deschamps. In seinem dritten großen Turnier erreichte der Coach zum dritten Mal die K.o.-Runde - gescheitert ist er im Achtelfinale noch nicht.

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