Fußball-Ikone : Argentiniens Edelfan in WM-Form: Chefkritiker Maradona
Bronnitsy (dpa) - Diego Maradona ist in besserer WM-Form als Argentiniens Nationalmannschaft. Er lässt sich feiern, er fällt auf, er schießt scharf in Richtung Trainer.
Der, so meinte Maradona nun in seiner eigenen TV-Sendung „De La Mano del Diez“ („Von der Hand der Zehn“) von Telsur, brauche erst gar nicht nach Argentinien zurückkehren, wenn die Mannschaft so spiele. Dass sich allerdings ausgerechnet Maradona berufen fühlt, Jorge Sampaoli nach nur einem Spiel bei der Fußball-WM in Russland öffentlich derart zu rügen, entbehrt nicht einer gewissen Süffisanz.
2010, als Maradona sich Trainer der Albiceleste nennen durfte, schied die Mannschaft im Viertelfinale krachend mit 0:4 gegen Deutschland aus - konzeptlos, ideenlos. Jetzt, orakelt Maradona, könnte es das Team um seinen weiter unvollendeten Nachfolger Lionel Messi noch früher erwischen. Es sei naheliegender, dass die Mannschaft auch die kommenden Spiele am Donnerstag gegen Kroatien und Dienstag kommender Woche gegen Nigeria verliere. Man kann sich vorstellen, welche Abrechnung vom Chef-Kritiker dann folgt - vermutlich nicht mal unberechtigt.
Maradona macht das WM für WM so. Unvergessen die bisweilen skurrilen Auftritte bei der WM 2006 in Deutschland als Super-Maskottchen. Dann Südafrika 2010: Maradona als Trainer, der auch mal mitten in einer Pk von seinem Platz aufspringt, um einen ehemaligen Wegbegleiter innigst zu knuddeln. Sportlich schaffte er es auch nicht, eine Mannschaft für die Krönung von Messi zu konzipieren. Oder wie damals der „Spiegel“ schrieb: „Götterdämmerung für den Überirdischen.“