„Vergabe nicht gekauft“ WM-Affäre - Beckenbauer und Niersbach äußern sich

Frankfurt/Main (dpa) - Die beiden Protagonisten Franz Beckenbauer und Wolfgang Niersbach haben sich nach langem Schweigen noch einmal zur WM-Affäre geäußert.

„Vergabe nicht gekauft“: WM-Affäre - Beckenbauer und Niersbach äußern sich
Foto: dpa

„Die Vergabe der WM nach Deutschland war nach meinem besten Wissen und Gewissen nicht gekauft. Wir wollten niemanden bestechen und wir haben niemanden bestochen“, schrieb Beckenbauer in seiner letzten Kolumne für die „Bild“-Zeitung.

Der frühere DFB-Präsident Niersbach beklagte sich derweil noch einmal massiv über seine Bestrafung durch den Weltverband FIFA. „Um für ein Jahr gesperrt zu werden, ist vor dem Sportgericht schon eine Gewalttat oder eine Spielmanipulation nötig. In meinem Fall geht es um eine verspätete Information um die FIFA-Ethikkommission und einen Interessenkonflikt, und ich habe mich persönlich auch nicht bereichert“, sagte der 66-Jährige der „Sport Bild“.

Die engen Freunde Beckenbauer und Niersbach gehören als Mitglieder des früheren Organisationskomitees (OK) zu den Schlüsselfiguren des Skandals um dubiose Geldflüsse rund um die Fußball-Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland. Gegen beide wird in der Schweiz wegen des Verdachts des Betrugs, der ungetreuen Geschäftsbesorgung, der Geldwäscherei sowie der Veruntreuung ermittelt.

Im Zentrum der Affäre steht eine Zahlung von sechs Millionen Schweizer Franken, die 2002 von einem Beckenbauer-Konto aus über die Schweiz nach Katar an eine Firma des mittlerweile lebenslang gesperrten Mohamed bin Hammam flossen. Der frühere Adidas-Chef Robert Louis-Dreyfus überwies kurz darauf zehn Millionen Schweizer Franken auf das Konto in der Schweiz. Sechs Millionen davon flossen auf das Beckenbauer-Konto zurück, die restlichen vier Millionen endeten ebenfalls in Katar.

Drei Jahre später zahlte das WM-OK umgerechnet 6,7 Millionen Euro an die FIFA, deklariert als Beitrag für eine WM-Gala, die aber nie stattfand. Tatsächlich floss das Geld vom FIFA-Konto an Louis-Dreyfus zurück.

Niersbach trat in der WM-Affäre zunächst als DFB-Präsident zurück und wurde im Sommer auch von der FIFA-Ethikkommission für ein Jahr gesperrt. Nachdem die Berufungskommission diese Strafe bestätigte, legte er seine Ämter in den Exekutivkomitees der FIFA und des europäischen Verbandes UEFA nieder und verzichtete auch auf eine Anrufung des Internationalen Sportgerichtshofs CAS.

„Ich will mich nicht mehr quälen“, sagte er der „Sport Bild“. „Jetzt auch noch vor den CAS zu gehen, wo es nur noch um ein halbes Jahr Sperre geht, wollte ich mir nicht mehr antun. Man darf nicht vergessen, dass zu der großen psychischen Belastung eine wirtschaftliche kommt, denn die Verfahren kosten viel Geld.“

Um seine Posten bei der FIFA und der UEFA bewirbt sich nun auch sein Nachfolger als DFB-Präsident. „Ich gehe fest davon aus, dass Reinhard Grindel gewählt wird“, sagte Niersbach. „Aber es gibt keinen DFB-Erbhof, weder bei der UEFA noch bei der FIFA. Das haben wir schon einmal erlebt, als Gerhard Mayer-Vorfelder kandidierte, aber gegen den Malteser Mifsud verloren hat (1998).“

Beckenbauer äußert sich in der Öffentlichkeit nur selten zu der WM-Affäre. Er könne das nicht ausführlicher tun, „bevor nicht die deutschen und Schweizer Behörden, mit denen ich im Übrigen natürlich kooperiere, ihre Untersuchungen beendet haben“, schreib er in seiner „Bild“-Kolumne. „Das gebietet schon der Respekt vor den Behörden.“

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