West-Quartett in der Liga Die Rivalen im Rheinland

Düsseldorf · Erstmals seit 23 Jahren spielt das Quartett mit Gladbach, Düsseldorf, Köln und Leverkusen wieder in der Bundesliga mit unterschiedlichen Voraussetzungen.

Geld ist nicht immer alles im Fußball – zumal sich der sportliche Erfolg nicht immer darüber definieren lässt. 

Geld ist nicht immer alles im Fußball – zumal sich der sportliche Erfolg nicht immer darüber definieren lässt. 

Foto: picture alliance / Marius Becker/Marius Becker

Erstmals seit der Saison 1996/1997 sind in der kommenden Spielzeit wieder diese vier großen Klubs aus dem Rheinland in der Beletage des deutschen Fußballs vertreten: Mönchengladbach, Köln, Leverkusen und Düsseldorf. Vier Rivalen, die sich in einem Radius innerhalb der 100 Autobahn-Kilometer-Grenze einem knallharten Verdrängungswettbewerb zu stellen haben. Wer schwächelt, sportlich und wirtschaftlich, hechelt da mal schnell auf Jahre hinterher.

Als ein aussagekräftiger Indikator in diesem Zusammenhang darf mittlerweile das finanzielle Budget gesehen werden, welches die Vereine gerade in den Sommertransferperioden in das Personal ihrer jeweiligen Profikader investieren, ohne sich gleich auf Jahre in eine lähmende Schuldenlast zu stürzen. Auch wenn das Wechselfenster hierzulande noch bis zum 2. September geöffnet hat – die bisherige Einkaufspolitik der Rheinlandklubs sagt bereits einiges über die wirtschaftliche Potenz dieser Vereine aus.

Leverkusen hat bisher rund 50 Millionen Euro investiert

So hat Bayer Leverkusen bislang rund 52 Millionen Euro in das Kadertuning gepumpt. Die prominentesten Zugänge heißen Demirbay und Diaby. Der Werksklub darf allerdings auch mit 30 Millionen Euro Einnahmen allein aus der Teilnahme an der Gruppenphase der Champions League rechnen. Die Abgänge von Brandt (BVB) und Kohr (Frankfurt) spülten weitere 33,5 Millionen Euro in die Kasse. Der Blick auf den aktuellen Kaderwert (fast 405 Millionen Euro) bei Bayer 04 zeigt zudem: Mit den regelmäßigen Finanzspritzen aus der Konzernzentrale hat die Abteilung Sport es verstanden, über Jahre hinweg Werte aufzubauen. Die Königsklasse ist längst alljährliche Pflichtaufgabe für die Fußball GmbH unter dem Werkskreuz. Von der Finanzkraft her ist und bleibt Leverkusen auch in der kommenden Saison die Nummer eins im Rheinland.

West-Quartett in der Liga: Leverkusen, Gladbach, Köln und Düsseldorf
Foto: grafik

Gladbach hat rund 35 Millionen für neues Personal ausgegeben

Dahinter hat sich Borussia Mönchengladbach sportlich und wirtschaftlich in beharrlicher Detailarbeit in Position gebracht. Seit dem Relegationswunder 2011 haben die Macher am Niederrhein es verstanden, den VfL auf verschiedenen Ebenen weiterzuentwickeln. Die Infrastruktur mit eigener Arena, Vier-Sterne-Hotel, Jugendleistungs- und Rehazentrum samt Museum-Erlebniswelt gilt als vorbildlich. Für neue Stars wie Embolo, Lainer oder Thuram plus Trainer Marco Rose hat Gladbach diesen Sommer rund 35 Millionen Ablöse ausgegeben. Dem stehen rund 26 Millionen Einnahmen für den Wechsel von Hazard zum BVB, garantierte sieben Millionen für die Teilnahme an der Europa League plus Verkaufsbeteiligungen für de Jong, Sow, Schulz in Höhe von weiteren sieben Millionen gegenüber. Sportdirektor Max Eberl tüftelt zudem seit Wochen daran, Verteidiger Malang Sarr aus Frankreich in den Borussia-Park zu holen. Dessen Klub OGC Nizza soll eine Ablöse im Bereich von 20 Millionen aufrufen. Gut möglich also, dass der VfL Borussia diesen Sommer eine Summe im Bereich von 50 Millionen Euro in neues Personal investiert. Mit einem Kaderwert von derzeit 259 Millionen hat die Borussia den Erzrivalen aus Köln (85 Millionen) hinter sich gelassen.

Aufsteiger Köln lebt bescheiden – 5,5, Millionen Euro

Der FC hat zwar den Super-Gau Abstieg auf Anhieb repariert, dennoch hat das eine Jahr Zweitklassigkeit den Klub Kräfte gekostet. 5,5 Millionen Euro bisheriges Investitionsvolumen für Spieler wie Verstraete und Ehizibue verdeutlichen, dass die Kriegskasse in der Domstadt alles andere als prall gefüllt sein dürfte. Durch die Abgänge von Guirassy und Handwerker haben die Kölner 6,3 Millionen Euro einnehmen können. Ambitionierte Pläne haben die Entscheider am Geißbockheim nicht aus den Augen verloren – Stichwort Stadionkauf Müngersdorf samt Erweiterung des Fassungsvermögens auf 70 000 Plätze.

Fortuna Düsseldorf hat bisher vier Millionen Euro an Ablöse bezahlt

Von solchen Kraftakten finanzieller Art sind sie bei der Fortuna derzeit zumindest in der öffentlichen Kommunikation deutlich zurückhaltender. In Düsseldorf bündeln sie um Trainerroutinier Friedhelm Funkel die Kräfte, um zum zweiten Mal in Folge die Mission Klassenerhalt zu einem Happy End zu bringen. Ohne Finanz-Harakiri. Vier Millionen flossen bislang in neues Personal, Ampomah heißt der teuerste Zugang, die Verkäufe von Raman und Ducksch brachten 15 Millionen. Der Kaderwert liegt bei 74 Millionen, könnte mit einem weiteren Transfer – ein Innenverteidiger soll kommen – jedoch noch zunehmen.

Keine Frage, die Transferaktivitäten der vier Rheinlandvereine sagen einiges über die wirtschaftlichen Kräfteverhältnisse der Rivalen aus. Ob sich diese letztendlich im sportlichen Bereich widerspiegeln, steht jedoch auf einem anderen Blatt. Genau das dürfte die kommende Saison so reizvoll und interessant für die zahlreichen Fans in dieser Region gestalten.

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