Was Julian Brandt über das deutsche WM-Aus denkt

Zell am See. Entspannt betritt Julian Brandt nach dem Vormittags-Training den Medien-Bereich von Bayer Leverkusen im Mannschafts-Hotel „Tauern Spa“ zwischen Zell am See und Kaprun.

 Leverkusens Julian Brandt.

Leverkusens Julian Brandt.

Foto: Federico Gambarini

Der 22-Jährige hat nach der WM mehr Urlaub bekommen als die Kollegen. Vier statt der üblichen drei Wochen hielt Trainer Heiko Herrlich für sinnvoll, weil Brandt in jedem Sommer ein Turnier bestritten hat, seit er 2014 aus der Jugend des VfL Wolfsburg kam. „Anfangs habe ich mich hier trotz der vier Wochen Erholung wie ein Stück Holz gefühlt“, sagt er. Vielleicht, weil anders als nach dem Gewinn der olympischen Silbermedaille 2016 sowie dem Triumph im Confed-Cup 2017 die WM in Russland auch den Kopf gelähmt hat.

Das WM-Debakel hallt nach. Brandt war gut, spielte aber kaum. Als Gewinner im Elend will er sich nicht sehen. „Am Ende verlieren wir alle gemeinsam.“ Und der Özil-Faktor? „Das Thema hat uns nicht vom Wesentlichen abgehalten, aber beim Wesentlichen haben wir alle Fehler gemacht. Hätte ich statt zweimal den Pfosten das Tor getroffen, wäre vielleicht auch alles anders gelaufen. Jetzt nur auf Mesut einzudreschen, ist falsch“. Die Auftakt-Pleite gegen Mexiko habe mentale Schwierigkeiten bereitet.

„Als die Gruppenphase sich als nicht selbstverständlich herausgestellt hat, mussten wir schlucken“, erklärt Brandt und vergleicht die Situation mit 2016, als Bayer Leverkusen plötzlich gegen den Abstieg kämpfte. „Das hat uns damals komplett aus der Bahn geworfen.“ Bayer 04 habe Qualität gewonnen. Aktuell. „Lukas Hradecky ist ein prima Nachfolger von Bernd Leno, Mitchell Weiser bringt viel Geschwindigkeit mit und Paulinho ist für seine erst 18 Jahre auch körperlich schon erstaunlich weit“, sagt Brandt. Oben mitspielen sei drin, sagt er. Und er? Brandt will sich auch für den Neuaufbau im DFB-Team positionieren, „zum gelungenen Umnruch beisteuern“. Viele junge Spieler stünden nun in den Startlöchern. Sein Ziel ist klar. „Die WM hat trotz allem süchtig gemacht. Sie ist die absolute Weltbühne. Darüber gibt es nichts mehr.“

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