DFB-Testspiel Süle als Turm in der Schlacht – die Qualität geht Werner ab

Leipzig · Zugegeben – es war nur ein Testspiel. Dennoch konnten zumindest in der ersten Halbzeit einige Jung-Nationalspieler beim 3:0-Sieg gegen Russland ein wenig auf sich aufmerksam machen. Die Einzelkritik der deutschen Elf.

Torwart Manuel Neuer (l) und Niklas Süle jubeln nach dem Abpfiff mit DFB-Maskottchen Paule über den 3:0-Sieg.

Torwart Manuel Neuer (l) und Niklas Süle jubeln nach dem Abpfiff mit DFB-Maskottchen Paule über den 3:0-Sieg.

Foto: dpa/Christian Charisius

Manuel Neuer: Der letzte verbliebene Weltmeister in der Startelf hielt das Wenige, was aufs Tor kam, agierte als Spieleröffner aber manchmal ein wenig schlampig, wie beim Pass auf Kniehöhe zu Ginter und dem ungenauen Zuspiel auf Süle. Note: 3,5

Matthias Ginter: Hielt sich bei technisch anspruchsvollen Dingen zurück – erledigte den Rest gewohnt solide und unauffällig. Note: 3,5

Niklas Süle: Abgezockt und souverän, als zentraler letzter Mann stets Herr der Lage. Blieb auch cool, als ihm plötzlich im gegnerischen Strafraum der Ball vor die Füße fiel – und er locker zum 2:0 einschob. Note: 2

Antonio Rüdiger (bis 60.): Das Gegenstück zu Süle: Hektisch in den Zweikämpfen, fahrig am Ball und mit zu vielen Fehlpässen aus der letzten Linie heraus. Note 4

Thilo Kehrer: Überragender Pass zur Einleitung des 1:0, vor der Pause ein Aktivposten am Ball auf rechts. Im zweiten Durchgang dann allerdings blass und mit deutlich mehr Fehlern. Note: 2.5

Joshua Kimmich: Defensiv wenig gefordert im zentral-defensiven Mittelfeld, offensiv als Steuermann zunächst ballsicher. Ein zurückhaltender Auftritt ohne Risiko, allerdings trotzdem mit deutlich mehr Fehlern nach der Pause. Note: 3

Kai Havertz (bis 65.): Absolut belebendes Element im Offensivspiel gegen sicher nicht immer konkurrenzfähige Russen. Traumflanke auf Sané aus vollem Lauf, starker Steckpass auf Gnabry vor dem 3:0. Ist ein Mann der Zukunft mit vielen Ideen und Übersicht am Ball – wäre vielleicht schon einer für die jüngere Vergangenheit im Sommer gewesen. Note: 2

Jonas Hector (bis 65.): Fast komplett ohne Fehlpass – aber auch fast komplett nur mit Rückpässen auf Rüdiger, Süle oder Neuer. Der Zweitligaspieler fiel, zumindest was das Offensivspiel angeht, klar ab. Wurde dann vom Russen Aleksandr Erokhin übel gefoult und musste verletzt runter. Note: 4

Serge Gnabry (bis 73.): Herausragend in puncto Dribbling, Spielverständnis und Timing: Als Vorlagengeber zum 1:0 und Torschütze zum 3:0 lief er genau im richtigen Moment hinter die Abwehrkette und blieb dann am Ball ruhig – im Gegensatz zu einigen Teamkollegen. Note: 2

Timo Werner (bis 65.): Beim Heimspiel in Leipzig in der Offensivreihe der schwächste Mann: Zu wenig körperliches Durchsetzungsvermögen, zu viele Ballverluste. Wie schon oft bei der WM gegen dichte Abwehrreihen im Sturmzentrum aber auch falsch postiert. Werner muss über die Seite oder aus der Tiefe kommen, um seine größte Stärke, das Tempo, ausspielen zu können. Note: 4

Leroy Sane (bis 78.): Starker Beginn als Initiator des Pressings mit klarer körpersprache, Tempodribbler und Schütze des 1:0 – in der Folge dann etwas lässig beim Fehlpass am eigenen Strafraum und beim ganz schwachen Kopfball ohne Körperspannung völlig frei vor dem Tor. Nach der Pause kaum noch zu sehen. Note: 2,5

Von den Einwechselspielern Jonathan Tah (ab 60.), Julian Brandt, Sebastian Rudy (beide ab 65.), Nico Schulz (ab 70.), Thomas Müller (ab 73.) und Leon Goretzka (ab 78.) erwies sich noch der Hoffenheimer Schulz als Aktivposten mit Tempo über links – in einer in den letzten 30 Minuten auch durch viele Wechsel zerfahrenen Partie mit wenig Spielfluss. Thomas Müller wirkte sehr bemüht, aber unglücklich in seinen Aktionen.

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