Trainerwechsel: Stevens kommt für Baum Schalke 04, ein alter, rostiger Porsche

Über die Gelsenkirchener Fehlerkette vergangener Monate und Jahre ist vieles gesagt. Der Verein Schalke 04 ist haltlos im freien Fall, hat einen Haufen Schulden (zuletzt nach Angaben rund 206 Millionen Euro), eine falsch zusammengestellte Mannschaft ohne jede Struktur und mit Jochen Schneider einen Sportdirektor, der unglückliche Entscheidungen aneinanderreiht: Beispiele sind ein jahrelanges Torwartchaos, zurückbeorderte Leihspieler, die mit Schalke eigentlich nichts mehr am Hut haben wollten und ein Kader für ganz viele verschiedene Spielideen – aber für keine stringente.

Dass der Trainer David Wagner nicht funktionierte, konnte man nicht absehen, hätte man aber früher merken müssen. Und im Fall Manuel Baum liegen die Dinge ganz anders: Schalke lag schon vor zehn Spieltagen erkennbar mental am Boden. Bereits damals wäre ein Trainer mit mehr Strahlkraft der Richtige gewesen, der das Interesse der Öffentlichkeit und auch der Mannschaft auf sich zieht – und so abfedern kann. Insofern kommen und kämen Typen wie Huub Stevens als Mobilisator oder Friedhelm Funkel als Struktur gebender Retter tatsächlich infrage. Wohlgemerkt: nur jetzt.

Schalke hat seit 28 Spielen nicht gewonnen und doch nur sechs Punkte Rückstand auf einen rettenden Platz. Das Spiel gegen Bielefeld ist existenziell für den Verlauf. Es mit Baum anzugehen, der nirgendwo Hoffnung pflanzte, wäre fahrlässig gewesen. Auch, weil nichts so teuer wird wie ein Abstieg in die 2. Liga, der nirgends so bedrohlich anmutet wie auf Schalke.

Stadt, Lebensraum und Menschen wäre zu gönnen, dass der Verein, der mehr Trainer als Siege in 2020 versammelt hat, die Wende schafft und ein Pfund bleibt in einer belasteten Region. Ein traditionsreiches Schwergewicht, eben eine Perle des deutschen Fußballs. Um es aber in einem Bild zu sagen: Schalke ist ein alter greller Porsche, der den Motor zu oft überdreht hat, der blechern röhrt und übel rostet, weil er jahrelang im Regen stand. Und jetzt links und rechts von ganz vielen Kleinwagen überholt wird. Die sind selten schöner, aber immer moderner. Und manchmal fahren sie sogar schon mit Elektroantrieb.

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