Fußball Spielerwechsel: Sané wird Peps Junge aus dem Pott

Leroy Sané wechselt aller Voraussicht nach vom FC Schalke 04 zu Manchester City und Trainer Guardiola in die Premier League.

Leroy Sané ist gerade erst von der Europameisterschaft in Frankreich nach Hause zurückgekehrt.

Leroy Sané ist gerade erst von der Europameisterschaft in Frankreich nach Hause zurückgekehrt.

Foto: Markus Gilliar

Gelsenkirchen. Früher hingen Poster von Ronaldinho und Messi in seinem Kinderzimmer in Bochum-Wattenscheid. Der kleine Leroy Sané schwärmte für den FC Barcelona und dessen Spielkunst. Angeleitet wurden die Katalanen seinerzeit von einem gewissen Pep Guardiola, der mit Barca zwischen 2008 und 2012 fast alles gewann, was der Weltfußball so hergab.

Vielleicht ist das nun der entscheidende Anreiz für Leroy Sanés Entscheidung: Nach Informationen der „Bild“ ist sich der 20 Jahre alte Bundesliga-Fußballer vom FC Schalke 04 mit Manchester City über einen Wechsel zur anstehenden Saison einig. 50 bis 60 Millionen Euro soll Man City aus der Premier League an Schalke überweisen.

Eine Summe, die gewaltig ist, die aber längst keine Grenzen mehr auf diesem Fußball-Markt des Wahnsinns sprengt. Die aber anzeigt, was Guardiola in Sané sieht: Ein Talent, das alles hat um ein europäischer Star des Fußballs zu werden — und noch dazu wie ein Popstar aussieht, was eine gute Mischung ist für einen Verein wie Manchester City, der sportlichen Erfolg haben und auch an Strahlkraft hinzugewinnen will. Guardiola und Sané sind deshalb echte Trümpfe neben Spielern wie Kevin de Bruyne, Ilkay Gündogan, Sergio Agüero, Raheem Sterling, David Silva, Vincent Company, Nicolas Otamendi oder Torwart Joe Hart.

Schon vergangene Woche hatte Schalkes Sportvorstand Christian Heidel das Sané-Management und den Spieler darum gebeten, zügig wissen zu lassen, wie es denn weitergehen soll. Sané müsse nach der Europameisterschaft „eine Grundsatzentscheidung treffen, was seine Zukunft angeht. Denn Schalke 04 braucht eine gewisse Planungssicherheit“, hatte Heidel geäußert. Wohl in dem Wissen, dass Sané den Club verlassen will. Wer ein Rohdiamant unbedingt halten will, würde ihm kaum in dieser Form die Pistole auf die Brust setzen.

Jetzt soll für Sané, der vom ehemaligen HSV-Profi Jürgen Milewski beraten wird — für dessen Agentur T21Plus arbeitet auch Sanés Vater Souleyman als Scout, Mutter Regina gewann 1984 in Los Angeles Olympia-Bronze in der Rhythmischen Sportgymnastik — ein Vierjahres-Vertrag von Manchester City vorliegen. Schalke wird nicht mehr nein sagen, allenfalls noch um die Höhe der Summe feilschen. Denn klar ist auch: Die Millionen kann der Club gut gebrauchen, um den Neuaufbau unter Trainer Markus Weinzierl zu forcieren. Und: Sanés Vertrag auf Schalke läuft zwar bis 2019, angeblich aber könnte er 2017 mit einer Ausstiegsklausel für 37 Millionen Euro gehen.

Leistungsträger zu halten, wird tatsächlich immer schwieriger in der Bundesliga: Wie in Dortmund, wo der BVB für Ilkay Gündogan, Mats Hummels und Henrikh Mkhitaryan 100 Millionen Euro erlöst hat, verkaufen selbst die deutschen Topclubs ihre Stars — wenn droht, im Fall der Ablösefreiheit gar kein Geld mehr zu erlösen. Sané hat Begierde geweckt, obwohl er bei der EM in Frankreich nur zwölf Minuten auf dem Platz stand. Manche hielten das für einen Löw-Fehler. Für zu geringes Risiko des Trainers, eine Entscheidung für Bekanntes und gegen eine womöglich positive Überraschung. Im Halbfinale beim Stand von 0:2 ein 12-Minuten- Einsatz? Kein Geschenk für Sané, der mit acht Tore in 32 Liga-Spielen und vereinzelt spektakulären Auftritten für Schalke Aufsehen erregte. Auch der FC Bayern soll um ihn buhlen, aber jetzt wohl den Kürzeren ziehen.

Im vergangenen Herbst — es ist rund neun Monate her — war die Welt von Sané noch eine andere, als wir ihn bei der U21 in Kaiserau trafen. Damals sagte er zu seiner persönlichen Situation noch ohne jedes Länderspiel: „Es kann relativ schnell gehen, aber es kann auch dauern. Ich werde mir keinen Druck machen und alles Schritt für Schritt gehen.“ Er hatte sich acht Liga-Tore vorgenommen, die sind es bis Mai geworden. Zielsicher.

Das war nicht immer so. „Dass ich es wirklich nach oben schaffen kann, das ahnte ich erst in der U19“, erzählte er. Nach seiner Rückkehr aus Leverkusen nach Schalke blieb es in der U17 oft bei Kurzeinsätzen, erst unter U19-Trainer Norbert Elgert machte er einen Sprung. Und sagte noch vor jenen neun Monaten, als seinerzeit schon der FC Liverpool angeklopft haben soll: „Jetzt nach England zu wechseln, wäre fatal für mich.“ Alles kann wirklich schnell gehen.

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