Schmadtkes Rückzug

Der Sportdirektor verlässt Hannover 96. Er führt private Gründe an, seine Familie lebt in Düsseldorf.

Hannover. Martin Kind hat aufgegeben. „Bis gestern Abend hatte ich die Hoffnung, Jörg Schmadtke zu überzeugen, sogar auch deutliche Zugeständnisse zu machen“, sagte der Klubchef von Fußball-Bundesligist Hannover 96 am Freitag gegenüber unsere Zeitung. „Seit heute habe ich die nicht mehr.“

Heißt: Sportdirektor Jörg Schmadtke wird den Fußball-Bundesligisten Hannover 96 am Ende dieser Saison verlassen, nachdem er Martin Kind um Auflösung seines unbefristeten Vertrags gebeten hatte.

Weil Schmadtke in Hannover Wertschätzung in Form eines attraktiven Postens als Geschäftsführer erfahren hatte, ist er jetzt auf den guten Willen Kinds angewiesen. „Mein Arbeitsvertrag ist zum jetzigen Zeitpunkt nicht kündbar“, sagte Schmadtke dieser Zeitung.

Der 48-Jährige hatte den Wunsch, Hannover nach vier überaus erfolgreichen Jahren verlassen zu wollen, vor allem mit privaten Angelegenheiten begründet. Seine Familie lebt durchgängig in Düsseldorf, länger scheint der ehemalige Torwart von Fortuna Düsseldorf diese Konstellation nicht aufrechterhalten zu wollen. „Für seine Argumente habe ich in vollem Umfang Verständnis“, sagte Kind.

Schmadtke betonte derweil, dass sein Wunsch „nichts mit einem anderen Verein zu tun“ habe. Was auch heißt: Die Hoffnungen des 1.FC Köln, Schmadtke künftig mit dem Aufbau einer erfolgreicheren Ära betrauen zu können, sind schlecht.

„Köln spielt dabei keine Rolle, ich habe keinen Kontakt zu diesem Verein“, sagte Schmadtke am Freitag und schob gegenüber anderen Medien sogar nach: „In diesem Klub ist mit meinem Namen Politik gemacht worden.“

Weil auch Fortuna Düsseldorf „keine Rolle“ spielt, darf man Schmadtkes Beweggründe kaum anzweifeln. Wie Kind es auch nicht macht. „So, wie ich Schmadtke kennengelernt habe, habe ich keinen Grund, daran zu zweifeln“, sagte der 68-Jährige. „In allen Gesprächen hat Köln nie eine Rolle gespielt.“

Darüber hinaus könne man in einem Auflösungsvertrag „einiges regeln. Schmadtke möchte, dass wir auf ihn zugehen, wir haben aber auch Wünsche“. Was heißt: Sollte sich der Manager innerhalb einer Frist doch einem anderen Bundesligisten verpflichten, könnte es zu einer Konventionalstrafe kommen.

Dass auch das von Insidern als katastrophal beschriebene Verhältnis von Schmadtke zu Trainer Mirko Slomka eine Rolle gespielt hat, ist unstrittig, soll aber nicht ausschlaggebend gewesen sein.

„Wir wussten um die unterschiedlichen Charaktere, das lief professionell“, sagte Kind, der den Abgang als einen „Rückschlag für Hannover 96“ wertet — und eines gelernt hat: „Künftig achten wir darauf, dass die Familie eines leitenden Angestellten in Hannover lebt.“

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