Niersbach: „Das ist jetzt eine total neue Situation“

Dublin (dpa) - DFB-Präsident Wolfgang Niersbach äußerte sich in Dublin über die Sperren für FIFA-Präsident Joseph Blatter und UEFA-Chef Michel Platini sowie die Konsequenzen für seinen Verband.

Niersbach: „Das ist jetzt eine total neue Situation“
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90 Tage Sperre für FIFA-Präsident Sepp Platter und UEFA-Präsident Michel Platini. Muss Blatter jetzt nicht zurücktreten?

Wolfgang Niersbach: Was heute passiert ist, ist der absolute Super-GAU. Dass wir an der wichtigsten Stelle des Weltfußballs nun eine Führungslosigkeit haben. Der Präsident ist seit heute nicht mehr da, der Generalsekretär ist schon gegangen worden. Da ist der absolute Tiefpunkt gekommen. Das ist einfach der Punkt, dass man sich personell in jeder Hinsicht neu aufstellen muss. Die Zukunft kann nur gestaltet werden ohne den bisherigen Präsidenten, also ohne Sepp Blatter.

Auch Platini ist gesperrt. Was bedeutet das für den DFB, zieht er die Unterstützung für eine Kandidatur von Michel Platini zum FIFA-Präsidenten zurück?

Niersbach: Vor 14 Tagen war noch alles klar. Ich wusste von Michel Platini, dass er über 100 Unterstützerbriefe aus der ganzen Welt für seine Kandidatur hat. Fünf sind nur notwendig. Zu den Unterstützern gehört auch der DFB. Wir müssen die neue Situation bedenken. Vor allem muss er selbst entscheiden, ob er mit dieser Belastung die Kandidatur aufrechterhalten kann. Auch fern von allen Formalien. Nach dem Fristablauf am 26. Oktober wird nochmal von der Ethikkommission überprüft, ob sich die Kandidaten für diese Position eignen. Und da ist es ein schwerer Rucksack, den er da mit einbringt. Wir werden uns schnellstmöglich bei der UEFA beraten, wahrscheinlich schon in der nächsten Woche. Ich habe heute noch einen Brief an die FIFA geschrieben, dass wir schnellstmöglich eine außerordentliche Exekutivsitzung brauchen. Da bin ich mir mit meinem englischen Kollegen David Gill total einig.

Muss jetzt auch Michel Platini als UEFA-Präsident zurücktreten?

Niersbach: Auch da sage ich: Es ist ein schwerer Rucksack, den er jetzt zu tragen hat. Das muss er in allererster Linie selber beantworten. Er ist über Jahre hinaus ein wirklich guter Präsident gewesen, mit dem wir als DFB, aber auch ich persönlich gut zusammengearbeitet haben. Das ist jetzt eine total neue Situation. Ich will mich jetzt nicht in dieser Minute total festlegen. Das wird das Ergebnis der nächsten Woche sein.

Was bedeutet das für Ihre eigenen Ambitionen?

Niersbach: Ich habe immer gesagt und wiederhole es nochmal, dass ich meine Rolle beim DFB auch perspektivisch sehe. Ich fühle mich wohl als Präsident des DFB. Wir können sagen, dass wir gut aufgestellt sind auch mit Blick in die Zukunft. Wie aber die Entwicklung personell weitergeht, da wage ich kein Prognose. Aber wichtiger als die Personalien ist, dass ein neuer Geist reinkommt. Dass diese Dinge, die jetzt passiert sind und uns über Monate und bei der FIFA Jahre belasten, dass die sich nie wiederholen dürfen.

Michel Platini darf jetzt auch bei der EM-Auslosung im Dezember in Paris nicht dabei sein. Was bedeutet das?

Niersbach: Mir fehlt jetzt auch die Fantasie, wie konkret jetzt alles weitergeht mit den Wettbewerben, den offiziellen Ereignissen, den Sitzungen, auch mit dem außerordentlichen FIFA-Kongress. Ich setze stark darauf, das wir den Termin 26. Februar 2016 auch halten können. Dass da nicht aus irgendwelchen Gründen nochmal eine Verzögerung reinkommt. Denn jede Verzögerung lähmt die ganze Organisation weiterhin. Es geht jetzt darum, in Europa mit 54 Nationalverbänden und unserem Exekutivkomitee die absolut neue und auch extreme Situation, die wir so noch nie ansatzweise hatten, zu besprechen und uns auf einen Kurs festzulegen.

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