Mission „Bravehearts“: Götze und Co. planen nächste Show

Glasgow (dpa) - Joachim Löw verlangt jetzt noch eine Zugabe von den Weltmeistern.

Mission „Bravehearts“: Götze und Co. planen nächste Show
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Nach dem begeisternden 3:1-Sieg gegen starke Polen sollen Deutschlands Fußball-Lieblinge am Montag (20.45 Uhr) im berühmten Hampden Park von Glasgow die nächste Offensiv-Show starten und Defensiv-Fehler wie in Frankfurt möglichst vermeiden. „Wir werden da auch ein gutes Spiel machen“, versprach der Bundestrainer und kündigte ohne Zweifel an: „Wir werden das Spiel gewinnen!“ Schottland steht nach dem jüngsten 0:1 in Georgien mit dem Rücken zur Wand.

Mit dem Abflug aus Frankfurt am Sonntagvormittag begann für den Tross des Deutschen Fußball-Bundes die Mission „Bravehearts“, die am besten schon mit dem EM-Ticket enden soll. Die deutschen Kicker sind auf die großen Kämpferherzen der Gegner eingestellt. „Entspannt ist es sicherlich nicht. Wir haben nach der Weltmeisterschaft die Schotten erlebt in Dortmund. Es wird kein leichtes Spiel für uns“, erinnerte Torhüter Manuel Neuer an das Hinspiel im September des Vorjahres.

Das DFB-Team hatte exakt vor einem Jahr durch ein spätes Tor von Thomas Müller knapp mit 2:1 gewonnen. „Wir müssen aufpassen, dass wir nicht zu sehr in Euphorie sind und denken, alles ist ein Selbstläufer“, mahnte Teammanager Oliver Bierhoff.

Beim beeindruckenden Erfolg gegen Polen markierte Bayern-Star Müller bereits sein sechstes Qualifikationstor. Gleich zweimal trug sich sein Clubkollege Mario Götze in die Torschützenliste ein - es waren die Nationalmannschafts-Treffer 15 und 16 in seinem 46. Spiel. Die Belohnung: Nach einer lange Zeit eher holprigen Qualifikation steht Deutschland auf dem Weg zur EM-Endrunde 2016 erstmals an der Tabellenspitze. „Das wollen wir nicht mehr hergeben“, erklärte Abwehrchef Jérôme Boateng entschlossen.

Mit einem Sieg in Glasgow könnte das Direkt-Ticket zur EM-Endrunde vom 10. Juni bis 10. Juli 2016 bereits gebucht werden, wenn zugleich die Iren gegen Georgien patzen. Drei Spieltage vor Quali-Ende führt der Weltmeister seine Gruppe mit 16 Punkten vor Polen (14), Irland (12) und den Schotten (11) an. „Wir sind nicht schlecht drauf, haben Spaß miteinander, das wollen wir auch in Schottland zeigen“, verwies Müller auf das wieder funktionierende Offensiv-Karussell. „In Glasgow zu spielen, ist etwas ganz Besonderes“, schwärmte Mats Hummels.

„Natürlich habe ich einen Plan im Kopf. Wir kennen unsere Gegner gut, wir kennen unsere Mannschaft gut“, sagte Löw: „Wir werden konzentriert auftreten.“ Polen mit Torschütze Robert Lewandowski (36.) hatte mit Mut und überfallartigen Angriffen den Weltmeister mehr als einmal in heftige Verlegenheit gebracht.

Möglicherweise schiebt der Bundestrainer als einzige Veränderung den Dortmunder Ilkay Gündogan als zusätzlichen Stabilisator und Antreiber in die Startelf. Zumal Karim Bellarabi gegen Polen einen Schlag auf den Fuß abbekommen hat. Gegen Polen zeigte Gündogan nach seiner Einwechslung (53.), wie dies funktionieren soll und kann.

„Wir müssen noch ein bisschen stabiler spielen, dass wir nicht so viele Fehlpässe spielen“, verwies Torjäger Müller auf die zu beseitigenden Mängel. „Wenn wir ein gutes Positionsspiel haben und die Fehler vermeiden, dann gewinnen wir auch“, sagte Toni Kroos.

Eine Hauptrolle soll erneut WM-Finaltorschütze Götze übernehmen, der vor 48 500 Fans im Frankfurter Stadion und bis zu zwölf Millionen Zuschauern an den Fernsehgeräten gegen Polen zusammen mit seinen Offensiv-Partnern gezaubert hatte. „Wir wollen gegen Schottland das Gleiche tun“, unterstrich Mesut Özil.

„Er hat sich gut gelöst, war immer anspielbar, ist viel gelaufen. Er hat zwei Tore erzielt, die wichtig waren“, lobte Löw Matchwinner Götze, der die Situation sichtlich genoss. „Natürlich ist es immer schön, wenn man Vertrauen spürt. Das spüre ich grundsätzlich immer, wenn ich bei der Nationalmannschaft bin“, gab der Bayern-Profi zu Protokoll. Ohne es direkt anzusprechen, verwies er damit auf den Unterschied zum FC Bayern, wo er dieses Vertrauen von Coach Pep Guardiola in der Vergangenheit häufig nicht gespürt hat.

Auch Debütant Emre Can könnte in Glasgow wieder auflaufen. „Es ist ein Traum wahr geworden, in der Nationalmannschaft zu spielen. Und das ausgerechnet in meiner Heimatstadt, wo ich geboren bin, wo ich aufgewachsen bin“, sagte der 21-Jährige. Löw stufte dessen Eingewöhnungsprobleme als normal ein: „Im Verlauf des Spiels hat er sich gut eingefunden. Zweikampfstark, körperlich stark, gutes Passspiel - für mich war es ein gutes, ordentliches Debüt.“

Der 21-jährige Can, 76. Neuling in der Ära Löw, sah das selbst etwas kritischer: „Es ist schon ein sehr großer Unterschied. In der U21 sind viele junge Spieler. Hier sind Männer, erwachsene Leute, das merkt man.“ Männer werden auch gegen die „Bravehearts“ gefragt sein: Von den sechs bisherigen Länderspielen in Schottland konnte Deutschland nur ein einziges gewinnen - vor 22 Jahren mit 1:0.

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