KFC Uerdingen KFC Uerdingen: Maroh ist der neueste Coup im Ponomarev-Reich

Krefeld · Der Fußball-Drittligist versammelt ein Team für die 2. Liga. Mit einem Geldgeber, der den Hahn immer weiter öffnet.

 Dominic Maroh und Nikolas Weinhart nach der Vertragsunterzeichnung.

Dominic Maroh und Nikolas Weinhart nach der Vertragsunterzeichnung.

Foto: KFC Uerdingen

Am Mittwoch stand Dominic Maroh in der Geschäftsstelle des KFC Uerdingen und unterschrieb einen Dreijahres-Vertrag beim Fußball-Drittligisten. Der 31 Jahre alte langjährige Abwehrspieler des 1. FC Köln (130 Erstligaspiele), der seit der laufenden Saison vertragslos dastand, ist die nächste Perle im Drittliga-Ensemble des ambitionierten Emporkömmlings, der Anstrengungen unternehmen will, sofort in die 2. Liga aufzusteigen. „Er wird die Qualität unseres Kaders noch einmal entscheidend stärken“, sagte KFC-Geschäftsführer Nikolas Weinhart und versetzte der Konkurrenz damit nach längst abgearbeiteten Spielertransfers von Kevin Großkreutz, Stefan Aigner oder Maximilian Beister den nächsten Stich. Beim KFC versammelt sich eine ansehnliche Riege von Spielern, die gut sind, aber ganz oben nicht mehr gewollt waren. Mit ähnlichem Rezept gelang einst dem SV Darmstadt 98 der Durchmarsch in die Fußball-Bundesliga.

Der Mann hinter der wundersamen Renaissance des Profifußballs in Uerdingen ist der Russe Mikhail Ponomarev. Als der 2015 als Sponsor einstieg, steckte der klamme Club in der fünftklassigen Oberliga fest. Dann ging alles schnell. Und jetzt, nach sieben Spieltagen und 16 Punkten, ist der Neuling Tabellenerster der 3. Liga. Trainer Stefan Krämer coacht einen Aufstiegsanwärter. Und Ponomarevs Machtposition ist umfassend: Er ist Präsident, Mehrheitsgesellschafter der ausgegliederten Fußball-GmbH, Sponsor und Mäzen. Alle Fäden laufen bei ihm zusammen, es regieren Geld und klare Vorstellung. Viele Kritiker haben sich zurückgezogen, seit mehrere Tausend Krefelder den Aufstieg auf dem Rathausplatz feierten und sich Ponomarev ins Goldene Buch der Stadt eintrug. Die Uerdinger Fußball-Ikone Friedhelm Funkel nimmt öffentlich Anteil an dem Aufschwung, Oberbürgermeister Frank Meyer sucht die Nähe von Club und Präsident. „Wenn man Erfolg hat, ist man überall willkommen“, sagte Ponomarev der „Rheinischen Post“ und lobte den guten Kontakt zur Kommunalpolitik, den es mit der lokalen Wirtschaft noch nicht gebe: „Ich kann noch nicht sagen, das ist meine Stadt, die ich liebe. Aber ich bin glücklich in Krefeld.“

Bei der Düsseldorfer EG soll Ponomarev viel weniger Geld gezahlt haben als angekündigt war

Die marode Grotenburg-Kampfbahn in Uerdingen soll im kommenden Jahr saniert und drittligatauglich gemacht werden, bis dahin spielt der KFC im Stadion des MSV Duisburg. Gleichwohl: Das Thema beschäftigt den Club weiter: Experten bezeichnen die anstehende Sanierung gegenüber dieser Zeitung als ungeschickte „Flickschusterei“. Tenor: Stadien hätten heute andere Anforderungen, die mit einem längerfristig geplanten Neubau sehr viel einfacher umzusetzen seien als mit einer aus der Not geborenen Umbau-Salamitaktik.

Ob Ponomarev sich auch auf diesem Gebiet noch etwas einfallen lässt? Der Mann bleibt geheimnisvoll, spricht öffentlich wenig. Mit seiner Firma „Energy Consult“ als Trikotsponsor feierte er 2017 den erstmaligen Aufstieg des FC Bournemouth in die Fußball-Premier League. Im selben Jahr zog er sich in Bournemouth zurück. Über die Hintergründe ist wenig bekannt, auch sein Aus als Finanzier bei der Düsseldorfer EG, wo er viel weniger Geld gezahlt haben soll als angekündigt war, bleibt obskur. Ponomarev war in leitender Position bei einem der größten russischen Mineralölunternehmen, als er 2001 die „Energy Consulting Group“ gründete. Heute ist er Vorstandsvorsitzender der Firmengruppe, die den Hauptsitz in Moskau und die Europazentrale in Düsseldorf unterhält. Geschäftszweig: Personalverwaltung, Projektplanung und Investitionen in der Energiebranche. Letzter Clou: Ponomarev agiert inzwischen auch als neuer Gesellschafter des Eishockey-DEL-Clubs Krefeld Pinguine. Ende offen. Auf allen Ebenen.

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