Torwart Marc-André ter Stegen hält gegen Argentinien Bälle auf Bewährung

Dortmund/Reutlingen · Marc-André ter Stegen blieb auch in seinem 200. Pflichtspiel für den spanischen Fußballmeister ohne Gegentor. Für den Torwart ist alles in Butter, aber nur in Spanien. In Deutschland ist er die Nummer Zwei, hinter Manuel Neuer. Und das bleibt vorerst so.

 Torwart Marc-André ter Stegen kommt am Mittwoch gegen Argentinien zum Einsatz.

Torwart Marc-André ter Stegen kommt am Mittwoch gegen Argentinien zum Einsatz.

Foto: dpa/Daniel Maurer

Irgendwie gehören die Sympathien immer ihm. Weil er in der Fußball-Nationalmannschaft die Nummer zwei hinter Manuel Neuer ist. Und er sich darüber ärgert. Jeder Sportler versteht das, weil es schwer einzusehen ist, Zweiter zu sein, wenn man in der Primera Division unumstritten die Nummer eins ist. Und das nicht irgendwo in Spanien, sondern beim FC Barcelona.

Marc-André ter Stegen blieb auch in seinem 200. Pflichtspiel für den spanischen Fußballmeister ohne Gegentor. Zum Abschluss des 8. Spieltages gewannen die Katalanen gegen den FC Sevilla mit 4:0 (3:0). Ter Stegen überzeugte mehrmals mit guten Reflexen und hielt die Null fest. Derzeit ist Barcelona Zweiter hinter dem Erzrivalen aus Madrid. Alles in Butter also für ter Stegen. Aber eben nur in Barcelona.

Marc-André ter Stegen sagt seine Meinung. Das hat er immer getan, auch, als er noch bei Borussia Mönchengladbach unter Vertrag stand. Der Bundestrainer spielt den Konflikt seiner Torleute professionell herunter, aber als Ex-Profi weiß auch Joachim Löw, wie das ist, wenn man festgeschriebener Zweiter ist. Zumindest bis zur Europameisterschaft 2020. Löw hat sich auf die Nummer eins festgelegt. Und das ist und bleibt Manuel Neuer.

Vom Torwartstreit irritiert

»Ich habe mehrfach betont, dass Manuel Neuer auch mit Blick auf die Europameisterschaft unser Kapitän und somit für uns aktuell auch unsere Nummer eins ist – wenn nichts Außergewöhnliches passiert«, sagt Löw. »Manu hat seit der Weltmeisterschaft zehn von zwölf Spielen gemacht, von daher erübrigt sich die Frage, wer ist die Nummer eins?« Der Bundestrainer hatte sich irritiert gezeigt über die Form des Torwartstreits, der durch ter Stegen ausgelöst worden war, von Neuer aufgenommen wurde und in Angriffen von Bayern Münchens Präsident Uli Hoeneß gegen ter Stegen sowie den DFB und Löw eskaliert war. »Ich war überrascht, dass die Diskussion auf diesem Level stattfindet«, sagt Löw. An seinem Einsatz-Versprechen für ter Stegen gegen Argentinien am Mittwoch (20.45 Uhr/RTL) änderte aber auch die verbale Hoeneß-Attacke nichts.

Was nicht bedeutet, dass die Auseinandersetzung beendet ist. Als Marc-André ter Stegen dem FC Barcelona zum Champions-League-Auftakt gegen Borussia Dortmund einen Punkt rettete und einen Elfmeter von Marco Reus abwehrte, hatten sich die spanischen Zeitungen fast überschlagen. »Der deutsche Torwart hat in seinem Land gezeigt, dass es dort keinen besseren Torhüter gibt. Die Mauer, jene gelbe Mauer im Stadion der Borussia, wurde von der echten deutschen Mauer in den Schatten gestellt, von Marc-André ter Stegen« schrieb Sport. Die anderen Blätter urteilten nicht weniger euphorisch.

Ter Stegen weiß damit umzugehen. Das ändert nichts an seiner Überzeugung, dass er die wahre Nummer eins ist. Die Auseinandersetzung besteht weiter, und der Bundestrainer ist nicht eben als guter Löser von Personalkonflikten bekannt. Bei der desaströsen Weltmeisterschaft in Russland hatte Löw nicht auf den konstant guten ter Stegen, sondern bedingungslos auf den gerade nach Dauerverletzung zurückgekehrten Neuer. Im Dezember sprach er Neuer sogar schon die Europameisterschaftsgarantie aus, um dann im März plötzlich wieder den Zweikampf zu proklamieren – ohne ter Stegen seither eine Minute spielen zu lassen.

Jetzt also gegen Argentinien ein erneuter Einsatz auf Bewährung. Angesichts des Personalnotstandes dürfte auf ter Stegen gegen Argentinien nicht eben wenig Arbeit zukommen. »Gegen Argentinien spielt das Ergebnis nicht die allerwichtigste Rolle«, sagt Löw nun, der von einer »Weiterbildungsgeschichte für die jungen Spieler« spricht. Was soll Marc-André ter Stegen nun von dieser Aussage wieder halten? Heißt sie im Umkehrschluss doch nichts anderes als: Nicht schlimm, wenn der Argentinier trifft. (GEA)

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