Löw will 2011 „frühzeitig“ EM-Ticket lösen

München (dpa) - Auch ohne Turnier-Höhepunkt geht Joachim Löw mit hohen Erwartungen und einigen brisanten Personalfragen in das neue Jahr. Ganz oben auf der „Agenda 2011“ des Bundestrainers steht die schnellstmögliche Qualifikation der deutschen Nationalmannschaft für die Fußball-EM 2012.

„Es ist nicht so, dass wir uns das ganze Jahr nur ausruhen. Unser Ziel ist es, frühzeitig etwas klar zu machen“, sagte Löw, der eine Zitterpartie wie in der letzten WM-Qualifikation umgehen möchte: „Ein Endspiel in der Türkei wollen wir vermeiden. Gegen Russland war das 2009 zwar interessant, aber wir wollen versuchen, das zu vermeiden.“

Obwohl Deutschland nach dem optimalen Start mit vier Siegen die Gruppe A mit zwölf Punkten deutlich vor Österreich (7) und den Türken (6) anführt, warnt Oliver Bierhoff davor, die Qualifikation für das Endrundenturnier 2012 in Polen und der Ukraine als Selbstläufer anzusehen. „Die Gefahr ist, nun zu denken, dass wir nur noch das EM-Ticket abholen müssen“, sagte der Teammanager zum Jahreswechsel der Nachrichtenagentur dpa und forderte: „Wir dürfen unsere komfortable Ausgangsposition nicht leichtfertig verschenken.“

Allerdings wird auch beim DFB schon alles auf die Titelmission 2012 ausgerichtet. So möchte Bierhoff bereits vor Abschluss der Qualifikation das EM-Quartier klarmachen. „Wir werden uns im ersten Halbjahr 2011 damit befassen“, kündigte der Manager an - und das mit klarer Tendenz: „Polen ist favorisiert. Die Infrastruktur ist dort weitaus besser.“ Man werde sich aber auch in der Ukraine umschauen.

Um beim nächsten großen Turnier nicht wieder an Welt- und Europameister Spanien zu scheitern, hat Löw besonderen Wert auf hochkarätige Testspiele gegen Italien, Brasilien, Uruguay, Holland und Anfang 2012 gegen Frankreich gelegt. „Wir haben bewusst starke Mannschaften gewählt, um neben den Qualifikationsspielen richtigen Wettkampfcharakter zu haben“, erläuterte der Bundestrainer, der ganz nach oben möchte: „Man strebt nach dem Titel.“ Bierhoff nennt neben dem sportlichen Gratmesser weitere Gründe: „Brasilien oder Italien garantieren zudem volle Stadien, hohe Einnahmen sowie zufriedene Fans, Sponsoren und TV-Sender“, verdeutlichte der Manager.

Die Güteklasse der Freundschaftspartien soll auch Kritiker wie Bayern-Chef Karl-Heinz Rummenigge besänftigen, denen die Zahl der Länderspiele zu hoch geworden ist. Auf 17 im WM-Jahr 2010 folgen 13 im turnierlosen 2011. „Sicherlich sind auch die Clubs zufriedener, wenn wir häufiger gegen die sogenannten großen Nationen spielen“, glaubt Bierhoff. Außerdem würden auch die Bundesligavereine von der Nationalmannschaft profitieren: „Ein Sami Khedira oder Mesut Özil haben ihren Clubs mit ihrem Wechsel zu Real Madrid hohe Ablösesummen eingebracht, weil sie bei der WM gut gespielt haben.“

Für Löw geht es im Übergangsjahr 2011 auch darum, seine junge Mannschaft personell und spielerisch weiterzuentwickeln. „Die Suche nach der Perfektion ist immer ein Thema“, sagte der 50-Jährige: „Ich möchte Spielkultur und nicht nur das nackte Ergebnis.“

Das Gerüst der EM-Elf 2012 mit Eckpfeilern wie Manuel Neuer, Philipp Lahm, Bastian Schweinsteiger, Mesut Özil, Thomas Müller oder auch Sami Khedira steht bereits. Weitere Talente wie die Dortmunder Mats Hummels oder Mario Götze drängen nach. Zugleich wollen einst etablierte Größen wie Arne Friedrich, Simon Rolfes und allen voran Kapitän Michael Ballack nach langwierigen Verletzungen zurück in die deutsche Eliteauswahl. Löw hält dem 34 Jahre alten Leitwolf Ballack, „der über Jahre hinweg unser Spiel geprägt hat“, die Tür zur Rückkehr offen, aber entscheidend sei auch beim Kapitän das Leistungsprinzip: „Wir müssen abwarten, ob er im nächsten halben Jahr wieder eine Form erreicht, mit der er uns helfen kann.“

Los geht das Länderspieljahr am 9. Februar in Dortmund gegen den viermaligen Weltmeister Italien. „Das Ziel muss sein, dass wir unsere Spielstärke optimieren“, erklärte Löw. „Und wir wollen noch mehr Spieler Richtung EM auf den Positionen einbauen, auf denen wir Alternativen benötigen können, auf den Außenpositionen zum Beispiel“, ergänzte Bierhoff. Auch ein Fan-Event sei 2011 wieder vorgesehen, verriet der Manager: „Wir planen wieder einen Tag der offenen Tür rund um die Nationalmannschaft.“

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort