Körper streikt Löw muss WM-Ticket ohne Topstürmer Werner lösen

Frankfurt/Main (dpa) - Der strapazierte Körper von Timo Werner streikt. Und darum muss Joachim Löw das Ticket zur Fußball-WM 2018 in Russland wie befürchtet ohne Deutschlands neuen Topstürmer lösen.

Körper streikt: Löw muss WM-Ticket ohne Topstürmer Werner lösen
Foto: dpa

Der 21 Jahre alte Leipziger fällt für den Qualifikations-Abschluss am Donnerstag (20.45 Uhr) in Belfast gegen den Tabellenzweiten Nordirland und drei Tage später in Kaiserslautern gegen Aserbaidschan aus. Den Jungstar stoppt nach Angaben seines Vereins RB Leipzig eine Blockade der Halswirbelsäulenmuskulatur und des Kiefergelenks. Bundestrainer Löw verzichtete am Montag auf eine Nachnominierung.

RB-Sportdirektor Ralf Rangnick hatte bereits am Sonntag nach dem Auswärtserfolg der Leipziger ohne Werner in Köln angekündigt, dass eine Reise des Angreifers zur Nationalmannschaft „keinen Sinn“ machen würde. „Natürlich sorgen wir uns um ihn“, erklärte Rangnick zudem. Werner hatte vor einer Woche beim Champions-League-Spiel der Sachsen bei Besiktas Istanbul wegen Kreislaufproblemen ausgewechselt werden müssen. Auch von Schwindelattacken war die Rede. Bei der nun vermeldeten Diagnose blieb offen, wie es mit Werner weitergeht.

Der gebürtige Stuttgarter hat einen rasanten Aufstieg hinter sich, erst in Leipzig und spätestens seit dem Sommer auch im DFB-Team. Beim Confed-Cup-Sieg des Nationalteams in Russland wurde Werner nach drei Toren mit dem Goldenen Schuh des besten Angreifers ausgezeichnet. In acht Länderspielen hat er inzwischen sechs Treffer erzielt. Zuletzt traf er zweimal beim 6:0 gegen Norwegen in seiner Heimatstadt Stuttgart. Erstmals wurde er da von den Fans lautstark gefeiert.

Sein Vereinstrainer Ralph Hasenhüttl hatte vor dem Köln-Spiel auch auf die Begleitumstände eines so rasanten Aufstiegs hingewiesen. Werner absolvierte nach dem Urlaub und einer verkürzten Vorbereitung praktisch jedes Spiel. „Man darf eines nicht vergessen. Ein Spiel in der Champions League oder mit der Nationalmannschaft ist schon eine mentale Extrembelastung. Und wenn ein Stürmer viele Tore schießt und dadurch einen positiven Stress erzeugt, ist das schön für den Stürmer, unterm Strich aber eine enorme Belastung“, äußerte der Österreicher. Es könne darum sein, dass Dauerleister Werner „dem Ganzen jetzt ein bisschen Tribut zollt“, vermutet Hasenhüttl.

Löw muss die bislang makellose WM-Qualifikation der Nationalelf - acht Siege in acht Spielen - nicht erst nach Werners Absage ohne etliche Leistungsträger beenden. Kapitän Manuel Neuer, Mesut Özil, Sami Khedira, Jonas Hector, Mario Gomez - die Ausfallliste mit schwerer verletzten und leicht angeschlagenen Akteuren ist lang.

Auch Mario Götze kehrt nach seiner langen Erkrankung noch nicht in die Nationalmannschaft zurück, ebenso sein gerade erst wieder fit gewordener Dortmunder Clubkollege Julian Weigl. Der Bundestrainer nannte es „bedauerlich, dass einige unserer Leistungsträger nicht dabei sein können“. Aber Löw vermeidet in dieser frühen Phase der WM-Saison jegliche Risiken - der Sommer 2018 zählt für ihn.

Das Ticket nach Russland sollte er auch mit den 22 Akteuren lösen können, die er am Dienstag in Frankfurt versammelt. Für den Angriff stehen in Bayern-Profi Thomas Müller, dem Gladbacher Lars Stindl und Rückkehrer Sandro Wagner (Hoffenheim) immer noch einige Optionen zur Verfügung. „Wir haben bislang eine sehr starke Qualifikation gespielt, dabei soll es auch bleiben“, äußerte Löw. Das ehrgeizige Ziel beim Endspurt lautet darum: Zehn Spiele, zehn Siege!

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