Löw kitzelt Poldi - Mit Emotion nach Polen

Düsseldorf (dpa) - Krise? Welche Krise? Lukas Podolski wollte von einem bedrohlichen Formtief nichts mehr wissen. Ein paar mahnende Worte von Bundestrainer Joachim Löw haben ihm wieder den Leistungskick gegeben.

Rechtzeitig vor der emotionalen Partie in seinem Geburtsland Polen hat der Kölner wieder einmal sein großes Potenzial abrufen können. Die Kritiker, die seinen Platz in der deutschen Fußball-Nationalmannschaft schon in akuter Gefahr sahen, sind vorerst wieder verstummt.

„Man steht immer unter Druck. Man will immer das Beste zeigen. Ich weiß auch, dass die letzten ein, zwei Länderspiele nicht so gut waren“, sagte Podolski fast trotzig nach seiner guten Leistung und dem 43. Tor für Deutschland beim 6:2 gegen Österreich. „Aber ich habe immer wieder betont, dass man mir vertrauen kann.“

Löw vertraut Podolski. Wenn der DFB-Charter am Montag zum Test in Danzig abhebt, steht der 26-Jährige vor seinem 92. Länderspiel und dem 50. unter Löw. Keinen Spieler setzte der DFB-Chefcoach in seiner Amtszeit häufiger ein. So eine Fußball-Beziehung verträgt auch offene Worte. Die hatte Löw vor dem Österreich-Spiel gewählt. Nach Podolskis sportlich einwandfreier Reaktion war der Bundestrainer wieder zufrieden.

„Er hat das gemacht, was ihn stark macht. Er ist viel ohne Ball unterwegs gewesen. Er ist viel in die Tiefe gegangen. Es gab unglaublich viele Situationen, wo der Lukas links durch ist - nicht nur beim Tor. Er ist dann klasse, wenn er aus der Bewegung spielt. Das war auch meine Forderung an ihn in dieser Woche“, sagte Löw.

Beim ersten Gastspiel in Polen wird der DFB-Chefcoach seinen Langzeitzögling und auch Miroslav Klose, den zweiten gebürtigen Polen im Team, nicht extra motivieren müssen. Köln ist Podolskis große Liebe, Polen seine zweite, keinesfalls heimliche. „Das ist ein besonderes Spiel für mich. Wenn man in dem Land geboren ist, zu Hause immer polnisch spricht, eine Großfamilie da noch lebt, das ist ein besonderes Spiel, keine Frage“, sagte „Poldi“. Mit den polnischen Kölner Kollegen Adam Matuschyk und Slawomir Peszko haben die Frotzeleien längst begonnen.

Doch der Respekt vor dem Land seiner Vorfahren verbietet zu viel Ballyhoo. „Ich habe einen guten Bezug zu Polen. Ich bin gerne da. Das ist ein schöner Urlaub, wenn ich da bin. Ich bin gerne in dem Land“, sagte Podolski. Noch immer wird ihm dort hoch angerechnet, dass er nach seinen beiden Treffern gegen Polen bei der EM 2008 nicht jubelte.

Das war gegen Österreich ganz anders. Da quoll die Freude über den Treffer aus ihm heraus. Uwe Seeler holte er im DFB-Ranking nebenbei auch noch ein. „Klar ist es, wenn man einen Uwe Seeler einholen kann, etwas Besonderes.“ Wichtiger aber war die zurückgewonnene Wucht und Dynamik. „Man steht auf dem Platz und will einfach das Beste rausholen. Und heute war es wieder ein kleiner Schritt nach vorne“, sagte der 26-Jährige.

Ruhe wird für ihn aber nicht schnell einkehren. DFB-Konkurrent André Schürrle brauchte nur ein paar Minuten, um gegen Österreich auch zu treffen und zu demonstrieren: Er ist bereit, „Prinz Peng“ zu verdrängen. „Klar weiß ich, dass der Konkurrenzkampf da ist. Das weiß ich“, betonte Podolski.

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