Nur dabei statt mittendrin Leverkusen gelingt ein schmeichelhaftes 1:1 gegen Leipzig

Leverkusen · Den Nachweis von Reife gegen Spitzen-Teams aber bleibt die "Werkself" weiter schuldig.

Leverkusen gelingt ein schmeichelhaftes 1:1 gegen Leipzig
Foto: dpa/Federico Gambarini

Natürlich beherrschte die möglicherweise schwerere Fuß-Verletzung von Charles Aranguiz die Gespräche in den Katakomben der BayArena. Der Mittelfeld-Motor im Spiel von Bayer Leverkusen war nach einem Tritt des Leipzigers Christopher Nkunku kurz vor dem Abpfiff vom Feld getragen worden. „Sein Fuß ist total dick und geschwollen. Wir müssen nun erstmal die Untersuchungen abwarten", sagte Geschäftsführer Rudi Völler. Da auch Aranguiz beim Versuch den Ball zu treffen, Risiko ging, war gelb gegen Nkunku gerade noch vertretbar. Leipzigs Trainer Julian Nagelsmann meinte allerdings ehrlich: „Bei der Dynamik im heutigen Fußball sollte ein gestrecktes Bein nicht sein. Eine rote Karte wäre da in dieser Situation schon durchaus möglich gewesen."

Am Ergebnis hätte sie in der folgenden Nachspielzeit wohl nichts mehr geändert. 1:1 (0:0) trennte sich die "Werkself" im Duell zweier Champions-League-Verlierer der vergangenen Europapokal-Woche von RB Leipzig. Die zu diesem Zeitpunkt doch verwunderliche Leverkusener Führung durch Kevin Volland nach einer präzisen Hereingabe von Aranguiz (66.) glich just der für den glücklosen Timo Werner eingewechselte Nkunku zwölf Minuten später mit einem herrlichen Treffer aus. Wie auf der Play-Station lupfte der 21-jährige Franzose den Ball zunächst zwischen Wendell und Aranguiz hindurch und hob ihn danach dann erst über Sven Bender sowie schließlich auch noch Torhüter Lukas Hradecky hinweg ins Netz.

Nach 45 Minuten hätte es 0:5 stehen können

Damit war für das Team von Trainer Peter Bosz die Tabellenführung dann auch schon wieder verloren. Für zwölf Minuten durften sich die Rot-Schwarzen in dieser derzeit so verrückten Bundesliga über den Platz an der Sonne freuen. Der allerdings wäre einer Quadratur des Kreises gleichgekommen, denn vor der Pause blieb der "Werkself" nur mit Glück und dem Können von Torwart Hradecky eine Blamage erspart. Der Finne bewahrte sein Team gegen Cunha (8.) und Werner (16.) früh vor einem Rückstand, dann fehlten Werner (26.) und Sabitzer (33.) nur Zentimeter zum Tor-Erfolg und dazwischen traf Cunha auch noch die Latte (29.). Ein 0:5 war nicht unmöglich. „Wir müssen das Spiel auf Grund der ersten Halbzeit eigentlich verlieren", meinte Bosz.

Der Niederländer wäre in diesem Falle durchaus in die Kritik geraten, sein falscher Match-Plan spielte den Gästen komplett in die Karten. Die "Werkself" stand gewohnt hoch, verlor jedoch im Mittelfeld gegen die bekanntermaßen früh attackierenden "Bullen"

nahezu jeden Zweikampf und ermöglichte diesen damit ihre messerscharfen Umschaltsituationen. Hinzu kam, dass Rechtsfuß Bellarabi auf der linken Außenbahn völlig deplatziert war. Die Gnade der schlechten Leipziger Chancenverwertung aber ließ Bosz das in der Halbzeit reparieren. „Das erste Mal seit ich hier bin, haben wir tiefer gestanden", sagte der 55-Jährige und Hradecky erklärte: „Wir haben unser ganzes Paket 20, 30 Meter zurückgezogen. So waren die Räume für Leipzig enger."

Am Ende hielt sich dadurch der Schaden tatsächlich in Grenzen, war die "Werkself" auch einem Top-Team endlich ein ebenbürtiger Gegner. Doch wie schon vergangene Saison, so ist dies auch in dieser Spielzeit bisher eher nicht der Fall. Von den nun 14 Punkten stammen zwölf aus den Spielen gegen die "Kellerkinder" Paderborn, Düsseldorf, Union Berlin sowie Augsburg. Den Nachweis der Reifeprüfung aber blieb Leverkusen sowohl in Dortmund als jetzt auch gegen Leipzig ebenso schuldig wie in der "Königsklasse" gegen Lokomotive Moskau und bei Juventus Turin. „Da ist unser Spiel nicht richtig überzeugend gewesen, die starken Gegner nutzen unsere Fehler mit ihrer Qualität sofort aus", sagte Hradecky. So ist die "Werkself" dabei, mittendrin ist sie noch nicht.

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