WM-Affäre Lahm über Beckenbauer: Ist für sein Handeln verantwortlich

Düsseldorf (dpa) - Ehrenspielführer Philipp Lahm hat in der Affäre um die Vergabe der WM 2006 kritische Worte an Franz Beckenbauer und den Deutschen Fußball-Bund (DFB) gerichtet und wenig Mitleid mit dem in die Kritik geratenen Fußball-Kaiser gezeigt.

WM-Affäre: Lahm über Beckenbauer: Ist für sein Handeln verantwortlich
Foto: dpa

„Das war ein persönliches Desaster für Franz Beckenbauer wie für den DFB“, sagte Lahm auf dem Spobis in Düsseldorf: „Ich habe großen Respekt für die Lebensleistung von Franz Beckenbauer. Er hat auch die WM nach Deutschland gebracht, was für das Land hervorragend war. Aber man muss Grenzen einhalten. Und jeder ist für sein Handeln selbst verantwortlich.“

Dabei stehe auch der DFB in der Verantwortung. „Dass Grenzen eingehalten werden, ist hauptsächlich Aufgabe der Institution des DFB“, sagte der Weltmeister-Kapitän von 2014, der die WM 2006 im eigenen Land emotional noch über dem Turnier vor vier Jahren in Brasilien einordnete. Nach dem Karriere-Ende im vergangenen Sommer ist Lahm Botschafter der deutschen EM-Bewerbung für 2024. „Da wollen wir die Grenzen einhalten und alle Auflagen“, betonte er. „Das ist enorm wichtig. Wir wollen glaubwürdig sein.“

Auch DFB-Präsident Reinhard Grindel versicherte: „Man kann auch ehrlich ein Großereignis ins Land holen.“ Dabei nahm er mit Blick auf den einzigen Mitbewerber Türkei auch die Europäische Fußball-Union (UEFA) in die Pflicht. „Sie muss für einen fairen Wettbewerb sorgen. Es ist nicht unsere Aufgabe, unseren Mitbewerber in die Schranken zu weisen, wenn etwas nicht in Ordnung wäre. Ich habe aber bisher nicht den Eindruck, dass es zu großartigen Eingriffen kommen müsste.“

Die Türkei sei auf jeden Fall ein starker Konkurrent. „Sie kandidiert zum vierten Mal und operiert auch sehr stark damit. Zudem ist mein Eindruck, dass Herr Erdogan geneigt ist, die geforderten staatlichen Zusagen alle zu erfüllen. Da haben wir mit unserer Bundesregierung schwierige Verhandlungen. Das ist aber auch in Ordnung so“, sagte Grindel.

Nicht den Zuschlag für das Turnier in sechs Jahren zu bekommen, würde den DFB-Präsidenten „trauriger machen, als wenn wir den WM-Titel in Russland verpassen würden“, wie er sagte. „Sportlich könnte man 2022 einen neuen Anlauf annehmen. Aber die Chance auf die Organisation eines solchen Turnieres wäre auf lange Jahre dahin. Deshalb ist das die wichtigste Fußball-Entscheidung des Jahres.“

Zudem verriet Grindel, dass es bald einen Euro-Bewerbungsspieltag in der Bundesliga geben solle: „Das wurde uns zumindest in Aussicht gestellt“, sagte er: „Dort wollen alle Vereine zeigen, dass sie hinter der Bewerbung stehen.“ Schalkes Aufsichtsratsvorsitzender Clemens Tönnies betonte: „Sport ist Sport, aber so wie die Situation im Moment ist, kann ich mir eine Vergabe für die Türkei schwer vorstellen.“ Die Vergabe für die EURO 2024 erfolgt am 27. September.

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