Viel Wind um nichts oder ein Silberstreif?

Alle in einem Boot: Beim insolventen KFC haben Traditionalisten eine verwegene Idee.

Krefeld. Wilfried Thönneßen ist Polizei-Beamter und Fußball-Lehrer. Momentan trainiert der Essener die A-Jugend-Mannschaft des insolventen KFC Uerdingen. Die spielt in der Niederrheinliga und rangiert nach der Hinrunde auf Platz sieben. Die B- und die C-Jugend-Teams stehen in der Niederrheinliga sogar an der Spitze. Deren Trainer haben auf Grund der Zahlungsunfähigkeit und der ungewissen Lage des Vereins bereits Hals über Kopf den Klub verlassen.

Thönneßen indes will noch warten. Im Augenblick arbeitet er aus purem Spaß. Dabei hat er seit September kein Geld mehr gesehen. Die Honorare für Oktober bis Dezember stehen noch aus. "Ich kann es mir Gott sei Dank erlauben", sagt Thönneßen, "trotzdem wäre ich froh, wenn wir bald alle wissen, wie es beim KFC weitergeht, wie das Konzept für die Zukunft aussieht, auch in punkto Nachwuchsarbeit. Es geht ja auch um Glaubwürdigkeit."

Während der 1. Vorsitzende des KFC, Ralf Houben, in den österreichischen Bergen Ski fährt, Trainer Aleksandar Ristic in Kroatien Urlaub macht und Sportdirektor Jonny Hey sein Handy umgeleitet hat, aber nicht erreichbar ist, machen die "Traditionsretter" des Fußball-Oberligisten weiter mobil und viel Wind, um den Verein vor dem Untergang zu bewahren, bzw. ihn umzustrukturieren.

In einer eilends einberufenen Pressekonferenz bei "Rudolph’s auf der Rennbahn" informierte das "Retterteam" gestern die Medien über die neueste Entwicklung ihrer Aktivitäten. Heraus kam Folgendes: Die Initiative strebt die Umstrukturierung der Führungsetage an und propagiert den "Verein der Mitglieder". Demnach soll ein neugewählter Vorstand die Geschicke des Klubs basisdemokratisch lenken. Geldgeber und Mitglieder wären also nach diesem Konzept ständig in die Vereinsführung einbezogen. "Wir wollen Transparenz und Mitsprache fördern", sagt Rainer Lucas. Auf mehreren Versammlungen über das Jahr verteilt soll dann über das Für und Wider bei aktuellen Fragen entschieden werden: "So gibt es mehr Sorgfalt für die Finanzen."

Die Initiative sieht sich nicht in Konkurrenz zu "Krefeld wählt". Jeder "Retter" soll sich bereit erklären, 100 Euro auf ein Treuhandkonto der Krefelder Commerzbank einzuzahlen.

Auf der Internetseite (www.traditionsretter.de) können sich Interessenten über die Idee der Protagonisten informieren, die zu Beginn nächster Woche ein Gespräch mit Insolvenzverwalter Eberhard Stock führen wollen. "Wir möchten den aktuellen Stand des Vereins erfahren und von ihm unser weiteres Vorgehen absegnen lassen", heißt es.

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