Autokino KFC-Rudelgucken der besonderen Art

Willich · Im Autokino Willich konnten die Fans des Fußball-Drittligisten das Duell bei Waldhof Mannheim verfolgen – und am Dienstag geht es weiter mit dem Heimspiel gegen Meppen.

 Sarah Henrad ist mit Vater Steffen Budweg beim Rudelgucken im Autokino in Willich auf dem Schützenplatz dabei.

Sarah Henrad ist mit Vater Steffen Budweg beim Rudelgucken im Autokino in Willich auf dem Schützenplatz dabei.

Foto: Jochmann, Dirk (dj)

Die Türen und Fenster haben nur die wenigsten geschlossen. Mitten in der prallen Sonne wird es im Auto ganz schön warm. Die Laune hat das aber keinesfalls getrübt. Einige legten die Füße auf die Autotür, andere schwenkten mit Schal und Fahne durch die Luft. Als dann ein paar Minuten vor dem Anpfiff im langgezogenen Ton „Uerdingeeeeeen“ angestimmt wurde, kam doch zumindest ein Hauch von Stadionatmosphäre auf.

Steffen Budweg: „Das so zu verfolgen ist eine schöne Idee“

Rund 80 Besucher hatten sich auf den Weg gemacht, um auf dem Schützenplatz in Willich das Rudelgucken der besonderen Art mitzuerleben. Zwischen Will Smith und Udo Lindenberg lief am Samstag nämlich das Spiel zwischen Waldhof Mannheim und dem KFC Uerdingen. Es war der erste Auftritt der Uerdinger nach der fast dreimonatigen Corona-Pause, und die Vorfreude auf den Re-Start war den Fans im Vorfeld anzumerken. Viele dekorierten ihre Autos mit Schals und Fahnen, zogen sich selber die Fan-Shirts oder das Trikot an.

Für Steffen Budweg ging es in erster Linie mal wieder darum, „ein Spiel zusammen mit anderen Fans zu gucken“. Der Dauerkarteninhaber machte sich zusammen mit seiner Tochter auf den Weg und war sich wie viele sicher: „Das Ganze so zu verfolgen ist einfach mal was Anderes und eine schöne Idee. Natürlich wäre man lieber im Stadion, aber in erster Linie ist man als Fan froh, wieder die Mannschaft spielen zu sehen.“ Knapp eine halbe Stunde vor dem Anpfiff hatten sich schon viele der rund 40 Autos auf dem Schützenplatz eingefunden und als Erstes das Radio auf die Frequenz 92,30 gestellt. Im Anschluss hielt es aber nur die wenigsten in den Autos, bis zum Anpfiff postierten sich viele neben dem eigenen Fahrzeug und unterhielten sich in der prallen Sonne über den langersehnten Re-Start der 3. Liga.

Stadionsprecher Steffens macht fast alles so wie sonst im Stadion

Während in der 1. und der 2. Bundesliga bereits seit zwei Wochen der Ball rollt, hatten sich die Vereine der 3. Liga lange zerstritten. Besonders Gegner Mannheim pochte vehement auf einen Abbruch der Saison, die Uerdinger sprachen sich eher für eine Fortsetzung aus.

Auch unter den Fans wurde das Thema diskutiert.„Auf der einen Seite ist es gut, wieder den KFC spielen zu sehen, aber so richtig Fußballfeeling kommt da bei mir nicht auf. Die Geisterspiele sind ziemlich traurig“, sagt Serkan Eben, und auch Steffen Budweg stimmt zu: „Das ist irgendwo alles nicht so das Wahre. Die Stimmung fehlt, das Stadionerlebnis fehlt. Zum Fußball gehören halt eben die Fans.“

Um den Besuchern zumindest einen Hauch vom Stadionbesuch zu ermöglichen, hatte der KFC sich entschlossen, nicht nur das Spiel zu zeigen, sondern auch im Vorfeld durch Stadionsprecher Jochen Steffens ein wenig Stimmung zu verbreiten. Von der Mannschaftsaufstellung über „Uerdingen“-Schlachtrufe bis hin zum Vereinslied „Blau und Rot deine Farben“ – Steffens machte fast alles so wie sonst im Stadion. Der Fanbeauftragte des Vereins, Andreas Lennackers, sagt: „Wir haben uns überlegt, wie wir trotz der ganzen Situation die Fans verbinden können. Wir sind sehr zufrieden, wie es angenommen wurde. Das hätte ich in der kurzen Zeit nicht für möglich gehalten.“

Hupkonzert beim Tor zum 1:0 – obwohl es verboten ist

Eigentlich wollte der Verein das Autokino am Sprödentalplatz nutzen, doch weil dieses am Sonntag, 24. Mai, seine letzte Vorstellung gezeigt hat, wich der KFC nach Willich aus. Dass die Laune der Uerdinger Fans auch nach dem Spiel noch genauso gut wie im Vorfeld war, lag maßgeblich am guten Auftritt der Mannschaft. Schon bei den ersten Chancen ging ein Raunen durch die Autoreihen, immer wieder klatschten einige mit ihren Händen auf das Autodach. Als Osayamen Osawe zum ersten Mal ins Tor (33.) traf, sprangen manche aus ihrem Auto heraus, andere betätigten die Hupe. Eigentlich hatte Veranstalter Markus Brinkmann das Hupen vor dem Spiel verboten, doch aus der Emotion heraus rutschte dem ein oder anderen dann doch mal kurz die Hand aus. Nach der Zitterpartie in der Schlussphase war der Jubel beim Abpfiff dann groß. Plötzlich können die KFC-Fans wieder vom Auftstieg in die 2. Liga träumen.

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