Schäfer nahm den Pokal mit aufs Zimmer

Der Schütze des Siegtores sagte das Ergebnis voraus.

Krefeld. "Ich mach’ es", diktierte Wolfgang Schäfer den Journalisten nach dem Abschlusstraining in die Notizblöcke. Und prophzeite: "Wir gewinnen 2:1. Ich werde das Siegtor schießen und gehe dann mit dem Pokal ins Bett." Das war 24 Stunden vor dem größten Erfolg des FC Bayer 05 Uerdingen im Berliner Olympiastadion an jenem denkwürdigen Pfingstsonntag 1985. Und mit dem Siegtreffer in der 67. Minute gegen den hohen Favoriten Bayern München machte sich der robuste Sturmtank zumindest in Krefeld unsterblich, trug fortan stolz den Beinamen "de Cup".

Und wenn dem Instinktfußballer Schäfer der Pokalruhm später auch nicht vergoldet wurde und seine Fußballer-Karriere nach zwei Jahren Krefeld in unteren Fußball-Gefilden endete, so träumt er heute noch manchmal von der Nacht mit dem Pokal, und erzählt die Story gerne den Nachwuchskickern in seiner Tiroler Fußballschule.

Den Pott ließ Schäfer an diesem Pflingstabend übrigens nicht aus den Augen, und während sich die Mitspieler und Offiziellen für das Festbankett vorbereiteten, stibitzte "de Cup" das Schmuckstück, verschwand im Aufzug. Aufregung, Suche nach dem guten Stück, doch nur der Autor dieser Zeilen und ein Kollege blieben ruhig, wussten sie doch, wo der Pokal steckte.

Und entgegen der Zusage, dass Wolfgang Schäfer "seinen" Pott für den Rest der Nacht in den Armen halten durfte, entlockten sie dem "Matchwinner" von Berlin für den offiziellen Teil im Bellevuesaal des Intercontis noch einmal die Trophäe, mit der er sich schon ins Bett zurückgezogen hatte.

Später durfte dann "de Cup" mit seinem Schatz doch noch dem Berliner Morgen entgegenträumen.

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