KFC Uerdingen Pranjes — schlampiges Genie

Er sagt, einer mit Ecken und Kanten zu sein. Für KFC-Trainer Pawlak ist das kein Problem — der bezeichnet ihn als positiv Verrückten.

KFC Uerdingen: Pranjes — schlampiges Genie
Foto: Andreas Bischof

Krefeld. Irgendwann landete der Ball am Fuß von Aleksandar Pranjes. Zwei, drei Schritte, dann zirkelte der Rechtsaußen des KFC Uerdingen das Spielgerät mit seinem linken Fuß aus etwa 25 Metern ins Tor. Das 1:0 gegen den SC Kapellen am Sonntag war eine Kostprobe von dem, was der 25-Jährige zu leisten im Stande ist.

Pranjes, der im November 1990 in Kamp-Lintfort zur Welt kam, fällt jedoch in die Kategorie Spieler, für die der Sportbetrieb einmal den Ausdruck „schlampiges Genie“ erfunden hat. Sein Trainer André Pawlak sagt: „Er ist sportlich ein Gewinn. Aber er muss lernen, Fußball über 90 Minuten konzentriert zu spielen.

Er ist da zu lässig. Das müssen wir ihm etwas austreiben.“ Denn Aleksandar Pranjes ist auch das: Ein langer, flach gespielter Ball auf ihn in den freien Raum, doch der 25-Jährige nimmt den Ball nicht richtig an, er springt ins Aus.

Zweifelsohne ist Pranjes für jeden Oberligisten eine Bereicherung, Pawlak attestiert ihm sogar das Potenzial für die Regionalliga. Sein Tempodribbling über die rechte Seite ist stark, sein linker Fuß ohnehin. Er sagt selbst: „Die rechte Seite ist meine Lieblingsposition. Der Trainer fordert, dass ich in die 1:1-Duelle gehe und Überzahl kreiere.“

Dass er in der einen oder anderen Szene vielleicht etwas eigensinnig agiert, räumt er ein: „Meine Schwäche ist die Rückwärtsbewegung. Das ist das große Manko.“

Uerdingen ist bereits die siebte Station Pranjes’, seit er im Sommer 2009 aus der A-Jugend des KFC nach Aachen wechselte. Im vergangenen Sommer spielte er bei Michael Boris an der Grotenburg vor, doch der hatte keine Verwendung für ihn. So schloss er sich dem Nachbarn TSV Meerbusch an, avancierte im ersten Halbjahr zum Leistungsträger, unter anderem mit zwei Traumtoren gegen den KFC im Herbst. Dann klopfte der Wuppertaler SV an, Pranjes wechselte in der Winterpause ins Bergische Land — und bestritt dort kein einziges Spiel. Es passte nicht, auf dem Feld und auch abseits des Platzes. Im April wurde er sogar suspendiert. Pranjes sagt: „Die wollten einen anderen Spieler aus mir machen.“

Beschreibt er sich etwa selbst, sagt er: „Ich bin ein Typ mit Ecken und Kanten.“ Wuppertal ist aber schon wieder Vergangenheit. Nun will er mit dem KFC den Aufstieg meistern. Dabei ist er schon weiter als Takehiro Kubo, der ebenfalls Meerbusch verließ, beim KFC aber über den Rang eines Reservisten nicht hinauskam. Um noch flexibler zu werden, soll Pranjes auch für die linke Offensivseite einsetzbar werden. Pawlak: „Rechts macht er es gut. Aber er muss auch für links gut sein.“

Ein Typ wie Pranjes, das ist für den Lehrer Pawlak offenbar kein Problem. Der KFC-Coach bezeichnet ihn als „positiv Verrückten“ und sagt weiter: „Es können ja in einer Mannschaft nicht alle gleich sein.“ Die fußballerischen Qualitäten können schließlich für den KFC noch sehr wertvoll werden. Das wichtige 1:0 gegen Kapellen ist ein Beweis. Und an seinem rechten Fuß will Pranjes schließlich auch noch arbeiten — um dann auch über die linke Seite zu glänzen.

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