Fußball KFC Uerdingen: Stefan Krämer coacht nun über das Telefon

Die Spieler des Fußball-Drittligisten müssen sich bis auf Weiteres individuell fit halten und Trainingspläne rigoros befolgen.

 Auf dem Platz wird Stefan Krämer seine Spieler in den kommenden Wochen nicht trainieren können. Kontakt will er trotzdem halten.

Auf dem Platz wird Stefan Krämer seine Spieler in den kommenden Wochen nicht trainieren können. Kontakt will er trotzdem halten.

Foto: Brauer-Fotoagentur/Stefan Brauer

Die Uhr steht still. Die Zeit ist angehalten in der 3. Liga. Da, wo der KFC Uerdingen auf seiner Homepage eigentlich die Wochen, Tage, Stunden und Sekunden bis zum nächsten Anpfiff herunterzählt, liest man in diesen Tagen nur eine Aneinanderreihung von Nullen. Noch bis mindestens zum 30. April wird kein Ball rollen in der dritthöchsten Spielklasse des deutschen Fußballs. Das hat der DFB mit Vertretern der Liga am Montagabend beschlossen. Die Corona-Pandemie fordert Einschnitte im gesellschaftlichen Leben und auch im Sport.

„Wir stehen vor großen gesellschaftlichen Herausforderungen“, sagt KFC-Geschäftsführer Frank Strüver, der am Montag in Frankfurt zugegen war. Drei Stunden lang tagten die Köpfe der Vereine und Liga, teils diskutierten sie auch kontrovers über das weitere Vorgehen. „Jeder hat seine Interessen in die Waagschale geworfen, aber am Ende war sich die Liga einig“, so Strüver, der immer auch einen Blick über den Tellerrand des Fußballs hinauswirft.

Der KFC-GmbH-Geschäftsführer hat auch einen Lehrstuhl an der Business-Universität in Wuhan. Drei Wochen pro Jahr doziert er in der chinesischen Stadt über das Thema Management, dort, wo das Corona-Virus erstmals auftrat.

Die lange Spielpause sei die „Ultima Ratio“, so Strüver: „Die Gesundheit muss gewahrt werden. Zudem gilt es, die Existenzbedrohung für den deutschen Fußball zu beschränken.“ Die behördlichen Anweisungen treffen jeden Sportverein hart. Kein Vereinsleben, kein Trainingsbetrieb in diesen Tagen. So musste auch der neue KFC-Trainer Stefan Krämer mit seinen Mitarbeitern, darunter sein Assistent und Teamchef Stefan Reisinger, den Alltag umstellen. Vorläufig kein Mannschaftstraining. Die Spieler bekamen Trainingspläne mit nach Hause. Jeder muss jetzt individuell seine Fitness halten bis zu einem Tag X. „Wir erwarten, dass sich die Spieler in der ungewohnten Phase so professionell wie möglich verhalten. Wir überprüfen jeden Abend, dass die Spieler ihre Vorgaben eingehalten haben. Ziel ist es, dass wir, wenn es irgendwann wieder weitergeht, sofort ohne Verzögerung ins Mannschaftstraining einsteigen können, ohne noch jemanden aufbauen zu müssen“, sagt Krämer.

Jeden Tag müssen die Spieler ihre Trainingsleistungen einschicken. Krämer macht deutlich: „Das ist natürlich kein Urlaub im Moment. Die Spieler müssen auf Abruf binnen 24 Stunden zur Verfügung stehen.“ Der KFC-Trainer telefoniert viel mit seinen Spielern und Mitarbeitern, schaut sich aber auch Videos der vergangenen Spiele an, macht sich Gedanken über den Fußball, den er künftig spielen lassen will.

Im Trainerstab sitzt man zusammen, den gebotenen Abstand zueinander will man einhalten. Krämer und Co. wollen bestens vorbereitet sein, wenn es in der 3. Liga wieder weitergeht. Es ist auch für den 52-Jährigen eine seltsame Situation. Er coacht seine Mannschaft quasi vom Büro aus. „In der jetzigen Situation, in der sich Deutschland und die ganze Welt befindet, muss der Fußball auch mal einen Schritt zurücktreten. Fußball ist nicht der Nabel der Welt.“ Dass die Klubs die Saison zu Ende spielen wollen, haben sie am Montagabend noch einmal gemeinsam bekräftigt. Zu groß wären allerdings die Einbußen, wenn Geisterspiele stattfinden müssten. Viele Vereine in der Klasse sind auf die Zuschauereinnahmen angewiesen. Sie machen laut DFB 21 Prozent der Gesamteinkünfte aus.

Der Verband hatte daher schon ein Unterstützungsprogramm in Form von Darlehen zur Aufrechterhaltung der Liquidität der Vereine geprüft, für den Fall, dass der Spielbetrieb weiter ruhen muss. Die wirtschaftlichen Folgen sind noch nicht absehbar.

DFB-Schatzmeister Stephan Osnabrügge sagte: „Wir werden alles in unserer Macht Stehende tun, um unserem Vereinsfußball und Wettbewerben bestmöglich zu helfen.“ Darlehen sollen als Hilfe zur Verfügung stehen, um Insolvenzen zu vermeiden.

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