Rundgang bei den Mannschaften Endspurt in der 3. Liga – KFC Uerdingen spielt die Hauptrolle im Abstiegsthriller

Krefeld · Mit einer englischen Woche biegt die 3. Liga im Eiltempo auf ihre Zielgerade der Saison 2020/2021 ein. Ein Rundgang vom KFC Uerdingen bis zum SC Verl.

Uerdingens Dave Gnaase lässt nach der 0:2-Niederlage gegen Dresden enttäuscht den Kopf hängen.

Uerdingens Dave Gnaase lässt nach der 0:2-Niederlage gegen Dresden enttäuscht den Kopf hängen.

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Mit einer englischen Woche biegt die 3. Liga im Eiltempo auf ihre Zielgerade der Saison 2020/2021 ein. Von Dienstag bis nächste Woche Montag werden mit Ausnahme des Donnerstages an jedem Tag die Begegnungen der Spieltage 35 und 36 von 38 ausgetragen. Während sich an der Spitze der einzigen der drei ersten deutschen Fußball-Ligen, deren Tabelle begradigt ist, Dynamo Dresden (65 Punkte), Hansa Rostock (65), der FC Ingolstadt 04 (63) sowie der TSV 1860 München (61) ein spannendes Rennen um den Aufstieg liefern, ist die Situation bei den vier Vereinen aus NRW deutlich unterschiedlich. 

KFC UERDINGEN 05

Im April 1986 schaffte Uerdingen gegen Dynamo Dresden beim 7:3 ein Europapokal-Wunder, in Liga drei blieb am vergangenen Samstag die Überraschung in Dresden aus. Rund 200 Kilometer von der heimischen Grotenburg entfernt kassierten die Krefelder ein 0:2, blieben damit auch im siebten Anlauf im „Exil“ von Lotte sieglos und weiter auf dem ersten Abstiegsplatz. Dass ausgerechnet der im Januar abgegebene Heinz Mörschel mit einem herrlichen Freistoß das zweite Gegentor erzielte, machte den Maifeiertag für das Team von Interims-Trainer Stefan Reisinger noch unappetitlicher. Mit 36 Punkten sind die Uerdinger allerdings nur einen Zähler vom rettenden Ufer entfernt. Dort steht derzeit noch der seit Wochen auf Talfahrt befindliche SV Meppen (37), auch der 1. FC Kaiserslautern (38) ist in Sicht und nach dem Spiel gegen Viktoria Köln am Mittwoch muss der KFC am Samstag just auf den Betzenberg. In diesem Abstiegsthriller sollten die Blau-Roten dann tunlichst das zeigen, was Reisinger gegen Dresden vermisste. „Es fehlte der letzte Biss, der unbedingte Wille sowie die mentale Fokussierung“, erklärte der 39-jährige Landshuter. Reisinger wird übrigens auf Grund seiner fehlenden Trainer-Lizenz ab sofort Jürgen Press an die Seite gestellt. Der 55-jährige Ingolstädter trainierte zuletzt in Chile den Zweitligisten Club de Deportes Valdivia und dürfte nicht mehr als Reisingers „Strohmann“ sein.

MSV DUISBURG

Uerdingens Niederlage dürfte in Duisburg mit Erleichterung aufgenommen worden sein. Der MSV als wochenlanges Schlusslicht galt für viele bereits als sicherer Absteiger, doch mit Pavel Dotchev auf der Trainerbank sowie einem wieder erstarkten Kapitän Moritz Stoppelkamp auf dem Feld kraxelten die „Zebras“ die Tabelle hinauf. Auf Platz 13 hat der MSV Duisburg mit 42 Punkten inzwischen ebenso sechs Zähler Vorsprung auf die rote Zone wie der SV Waldhof Mannheim. Dotchev rechnet, dass noch drei bis vier Punkte für den Klassenerhalt nötig sind. Bei einem Erfolg gegen den auf Rang 18 liegenden Nachwuchs von Bayern München (35 Zähler) könnte schon Mittwoch von den vor dem Wedau-Stadion in ihren Autos mitfiebernden Fans ein infernalisches Hup-Konzert veranstaltet werden. Doch auch bei einem Happy-End werden die Sorgen bleiben. Die Leihverträge der für den Aufschwung mitverantwortlichen Marlon Frey, Federico Palacios und Aziz Bouhaddouz laufen aus. Angreifer Vincent Vermeij wird vom 1. FC Saarbrücken umworben und Torhüter Leo Weinkauf als bester Spieler der Saison dürfte erst recht nicht zu halten sein. Doch für qualitativ hochwertige Zugänge fehlt es am nötigen Kleingeld. Der MSV dürfte wohl weiterhin auf einer Rasierklinge reiten.

VIKTORIA KÖLN

Wohl dem, der da einen Mäzen hat. So wie Viktoria Köln in Person seines langjährigen Gönners Franz-Josef Wernze. Der 72 Jahre alte Unternehmer stellte die finanziellen Mittel zur Verfügung, die die Höhenberger 2019 nach einigen Anläufen in die 3. Liga brachten. Gemeinsam mit Präsident Günter Pütz und dem sportlichen Leiter Franz Wunderlich möchte Wernze die Viktoria im Profi-Fußball etablieren. Als im Winter Abstiegskampf drohte, gab das Trio Trainer Dotchev den Laufpass und es übernahm in Olaf Janßen ein langjähriger Spieler des 1. FC Köln. Mit dem 54-jährigen Krefelder eilte die Viktoria von Sieg zu Sieg, als Achter ist der Klassenerhalt längst unter Dach und Fach und so konnten die Rot-Weiß-Schwarzen einen echten Coup finalisieren: Am Sonntag wurde Andreas Rettig als neuer Geschäftsführer vorgestellt. Für den 58-jährigen Leverkusener nach seiner Arbeit bei der DFL und einer fast zweijährigen Auszeit seit dem Ende seiner Tätigkeit für den FC St Pauli eine Herzensangelegenheit. „Ich habe hier gespielt und unterstütze die Jugendarbeit des Vereins seit Jahren. Ich bin durch und durch Viktorianer und möchte hier viel bewegen“, erklärte Rettig.

SC VERL

Was der SC Verl in seinem zweiten Jahr der Drittklassigkeit bewegen kann, bleibt abzuwarten. Mit ihrer Art, Fußball zu spielen, haben die Akteure des auf Rang sieben stehenden Überraschungsaufsteigers aus Ostwestfalen ebenso Begehrlichkeiten geweckt wie ihr Trainer Guerino Capretti. Der 39-Jährige ist bei Zweitligist SC Paderborn 07 im Gespräch, für Verls engagierten Präsidenten Raimund Bertels nicht die einzige Baustelle. So hat der DFB den Stadien in Verl und Gütersloh ihre Drittliga-Tauglichkeit abgesprochen, in Paderborn ist dem SC Verl die Miete zu hoch. Stand jetzt werden die Weiß-Schwarzen für die nächste Saison wohl nach Lotte umziehen. Dass dort auf Uerdingen ein Fluch zu lasten scheint, sollte den deutlich seriöser arbeitenden SCV nicht belasten.

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