Feier im Krefelder Rathaus KFC Uerdingen: Die etwas andere Meister-Ehrung

Als alles vorbereitet ist im Rathaus zum Aufstieg des KFC Uerdingen, gibt der Klub zeitgleich die Trennung von Trainer Pawlak bekannt.

Krefeld. Blau-rot — überall, wo das Auge hinschaut. Das Rednerpult des Oberbürgermeisters mit einem Vereinsschal drapiert, der Tisch mit dem Goldenen Buch, eingerahmt mit den Vereinsfarben, die Stehtische geschmückt im KFC-Tuch. Das Auge hätte besoffen werden können — bei derart überbordender Lobhudelei. Oder ist das übertrieben? Schließlich ist der KFC in die Regionalliga aufgesteigen. Das kommt nicht alle Tage vor. Und weil das so ist, kommt auch alles andere in den nächsten Minuten nicht alle Tage vor.

Feier im Krefelder Rathaus: KFC Uerdingen: Die etwas andere Meister-Ehrung
Foto: Andreas Bischof/samla

Der Pressesprecher des Klubs sitzt mit seinem Computer vor dem Saal, in dem gleich geehrt wird. Ob die Mannschaft denn gesammelt mit dem Bus kommt? Schließlich ist es ja schon über die Zeit. „Keine Ahnung, viele sind im Urlaub“, sagt er, bearbeitet weiter die Tastatur. Auch der Vorstand lässt auf sich warten.

OB Meyer empfängt den KFC Uerdingen im Rathaus
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OB Meyer empfängt den KFC Uerdingen im Rathaus

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Am Tage kursieren Meldungen, es gebe Streit hinter den Kulissen, wegen Transfers und mit dem Trainer. Es ist 17.10 Uhr, als die Troika des KFC-Vorstands vor dem Saal eintrifft. Wenig später ist der Pressesprecher fertig, kommandiert — senden. Oberbürgermeister Frank Meyer begrüßt den Vorstand, es ist schließlich nicht irgendein Gremium. Es sind die Herren, die seinen Herzensclub gebieten. Als Steppke war Meyer im Stadion, als der FC Bayer Uerdingen im Jahrhundertspiel Dynamo Dresden 7:3 besiegte. Das schüttelt man nicht mehr aus den Kleidern.

Meyer ist Mitglied im Fanclub Ost-Groten, einige der Kumpels sind auch gekommen. Die Fotografen bitten noch schnell zum Foto: Der OB inmitten des KFC-Vorstandes mit Mikhail Ponomarev, Nikolas Weinhart und Frank Strüver. Alles im Kasten. Dann kann es ja losgehen. Zur Ehrung. Zur Würdigung. Doch Meyers Büroleiter winkt den OB mit einer Handbewegung zu sich, verweist auf das Handy des neben ihm stehenden Chronisten — KFC und Pawlak trennen sich. So liest es Meyer in großen Buchstaben. Der OB schaut ungläubig, schluckt, dreht auf dem Absatz um. Retour zum Vorstand. Der nickt und bestätigt. Einmal schütteln bitte. Kurz sammeln. Dann zum offiziellen Teil.

Den meistert Meyer souverän, spricht von einem der schönsten Termine seiner Amtszeit, einem emotionalen Moment. Denn nach Dresden, diesem 7:3, kamen auch schwere Zeiten, es folgten sogar bittere mit Insolvenzen, Zwangsabstieg, Spielabbrüchen. Gerade deshalb, so Meyer, „ist der Aufstieg ein Sieg des Charakters.“ Jetzt dürfe man sich auf die 4. Liga freuen, mit tollen Gegnern, Traditionsclubs und hochrangigen Amateurteams — 16 Meisterschaften, 14 Pokalsiege hätten die aktuellen Viertligisten bisher eingesammelt.

KFC-Chef Ponomarev bedankt sich für die Einladung. Fußball sei nicht nur elf Spieler, viel mehr stecke dahinter. Er wolle mit dem Club weiter kleine Schritte nach vorne gehen, alle müssten das Beste machen. Dann fiel der Name Pawlak. Er sei nicht mehr dabei, man habe sich getrennt. So sei das Leben, aber es müsse weitergehen. Wenig später spielt das Saxofon-Orchester der Musikschule den Fußball-Klassiker „You never walk alone“. André Pawlak sagt unserer Zeitung am Abend, er äußere sich erst, wenn alle Details der Trennung vertraglich fixiert seien. Am Donnerstag soll der neue Trainer vorgestellt werden, deutet Ponomarev an.

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