Neuer Trainer im Interview Das will Björn Joppe beim KFC Uerdingen verändern

Björn Joppe ist der neue Trainer beim KFC Uerdingen. Im Interview mit unserer Redaktion hat er über geplante Veränderungen und die Aussichten im Aufstiegsrennen gesprochen.

 Björn Joppe ist seit 9. Dezember Cheftrainer des KFC Uerdingen.

Björn Joppe ist seit 9. Dezember Cheftrainer des KFC Uerdingen.

Foto: Andreas Drabben

In seiner Jugend spielte Björn Joppe ein Jahr für den FC Bayer Uerdingen, ehe er zum Wuppertaler SV zurückkehrte. Der Krefelder Club galt zu dieser Zeit als beste Nachwuchs-Schmiede in Deutschland. Wolfgang Maes lotste den Defensivmann damals an den Niederrhein. Später kam er als Spieler des VfL Osnabrück zwischen 2004 und 2006 in die Grotenburg zurück. Seit dem 9. Dezember ist der gebürtige Wuppertaler nun Cheftrainer des KFC Uerdingen in der Oberliga. Mit der WZ sprach der 44-Jährige über seine geplanten Veränderungen, die Vorbereitung und die Aussichten im Aufstiegsrennen.  

Herr Joppe, Weihnachten steht vor der Tür. Was bedeutet diese Zeit für Sie als Fußballtrainer?

Björn Joppe: Weihnachten ist für jeden ein schönes Fest, mit der Familie, mit den Kindern. Ich freue mich auf eine solche Zeit, mal zwei, drei Tage komplett abzuschalten, Zeit mit der Familie und das gute Essen genießen zu können. Mein Sohn ist 19 Jahre alt und arbeitet als Trainer im Nachwuchsleistungszentrum des VfL Bochum. Meine Tochter ist 15 und macht die zehnte Klasse fertig. Da heißt es jetzt sicherlich nicht mehr: Der Weihnachtsmann kommt und so weiter (lacht).

Und auch Ihre Spieler haben nun ein paar Tage Pause.

Joppe: Wir hatten bis Dienstag noch einen Leistungstest. Jetzt sollen sie auch mal versuchen komplett abzuschalten und Kraft zu tanken für die Vorbereitung auf die lange Rückrunde mit 20 Spielen. Da ist es jetzt nicht von Vorteil, sich darüber Gedanken zu machen, was in der Hinrunde alles nicht gut lief.

Wie wird denn die Vorbereitung aussehen für die Rückrunde?

Joppe: Ich will ein bisschen was verändern am System, wie wir spielen wollen, wie wir agieren wollen. Das ist das Hauptaugenmerk der Vorbereitung. Wir haben den schönsten Beruf der Welt, auch wenn Druck da ist. Die Jungs müssen mit Spaß zum Training kommen und diesen beibehalten, egal in welcher Lage man sich befindet. Wenn du keinen Spaß hast, bringst du auch keine Leistung.

Woran werden Sie im Training ansetzen?

Joppe: Die Einsatzbereitschaft muss da sein, im Training wie auch im Spiel. Die Jungs müssen 100 Prozent geben, damit wir eine gute Trainingsqualität haben. Wir spielen Oberliga. Wir sind der einzige Verein, der vormittags trainiert. Es geht darum, dass wir eine gewisse Leidenschaft an den Tag legen. Das heißt aber auch, dass wir nicht jedes Spiel, das wir gewinnen, als selbstverständlich ansehen. Alles muss man sich erarbeiten. Das beste Beispiel war die Weltmeisterschaft: Ob es Marokko war oder Saudi-Arabien. Gegen die Kleinen zu gewinnen, ist nicht mehr so einfach. Ob wir ein Tor schießen oder eines verhindern: Wir müssen die Leidenschaft zeigen, dass es geil ist, dass wir uns pushen.

Hat der Kader die Qualität, in der Rückrunde den Rückstand von sieben Punkten auf Tabellenführer Velbert aufzuholen?

Joppe: Sieben Punkte sind mit der Drei-Punkte-Regel nicht so viel. Wir sind aber nur fünfte Liga. Wenn man dann sagt, da ist eine Mannschaft, die schon sieben Punkte vorne weg ist, dann könnte man auch denken: Die verlieren nicht mehr viel. Die Qualität ist aber da bei uns. Wir werden für ein oder zwei Positionen noch etwas suchen, um uns noch stärker aufzustellen. Es werden uns auch noch zwei, drei Spieler verlassen, um auch die Trainingsqualität zu steigern. Daher werden wir auch den Kader verkleinern. Je kleiner du bist, umso besser wächst du zusammen.

Für welche Position werden Verstärkungen gesucht?

Joppe: Für die Position, für die jeder Verein sucht: Linke Seite, Linksfuß. In der Winterpause holt man keine Mitläufer. Man holt Stammspieler. Dafür musst du aber das nötige Geld haben, für die Ablöse. Wir gehen mal davon aus, dass wir mit dem Kader arbeiten, den wir jetzt haben. In Pascal Weber (Stürmer, d. Red.) haben wir schon einen Zugang. Aber ob wir einen Linksfuß kriegen? Ich werde mal einen Brief schreiben an den Weihnachtsmann.

Was wollen Sie am Spielsystem verändern?

Joppe: Ich spiele gerne sehr offensiven Fußball. Ich gewinne lieber 5:4 als 1:0. Fußball fängt im Kopf an. Ich habe in meiner aktiven Zeit beim VfL Osnabrück unter dem Trainer „Pele“ Wollitz einen sehr brutalen Offensivfußball gespielt, wo man auch mal Konterchancen zulässt. Du hast aber die ganze Zeit von Anfang an im Kopf: Wir machen unsere Tore. Wir haben damals 17 Rückstände aufgeholt, weil wir mental stärker waren als der Gegner. Das ist ein Prozess. Es geht nicht von heute auf morgen. Man muss die Überzeugung in die Jungs hineinkriegen. Das heißt aber nicht, dass wir am 4. Februar schon so spielen, wie ich es mir vorstelle. Aber wir wollen dahinkommen zu sagen: Wir sind der KFC Uerdingen. Wenn uns jemand schlägt, dann muss er einen sehr guten Tag haben. Es wird zwei Systeme geben, die die Jungs können müssen, um im Spiel auch mal auf Kommando reagieren zu können. Damit bringt man auch einen Gegner mal in die Bredouille.

Wer sind Ihre Vorbilder gewesen?

Joppe: Als Spieler Stefan Effenberg. Diese pure Leidenschaft war zu sehen. Er war ein Führungsspieler. Als Trainer habe ich in der Hinsicht nicht wirklich ein Vorbild. Wenn man sieht, auf welche Weise ich mit den Spielern umgehen möchte, dann sage ich Ottmar Hitzfeld und Jupp Heynckes. Es kann eben nicht jeder den FC Bayern trainieren, weil nicht jeder die 24 Superstars bei Laune halten kann.

Wie bewerten Sie die sportliche Lage mit den Konkurrenten aus Velbert und Essen?

Joppe: Velbert ist eine spielstarke Mannschaft, wie auch Schwarz-Weiß Essen. Wir können leider nicht nur auf uns gucken, wenn wir aufsteigen wollen, Wir müssen auch auf diese Mannschaften schauen. Wenn die mal schwächeln sollten, müssen wir da sein. Velbert hat nur zwei Spiele verloren. Da kann man davon ausgehen, dass sie auch in der Rückrunde nicht jedes Spiel gewinnen werden. Wir müssen das direkte Duell gewinnen, gegen Velbert und Essen. Am Ende ist es überall so: Wenn du Meister werden willst oder aufsteigen: Du musst gegen die Kleinen gewinnen. Das sind die schwierigsten Spiele.  

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort