KFC Uerdingen Großer Kampf des KFC Uerdingen

Von Steffen Hoss · Beim Drittligisten um Ex-BVB-Profi Kevin Großkreutz meistert Borussia Dortmund die erste Hürde im DFB-Pokal. Das Favre-Team hat aber lange Probleme mit der Chancenverwertung.

 Das Freistoßtor von Dortmunds Torjäger Paco Alcacer (r.) zum 2:0 für den deutschen Vizemeister besiegelt die Pokal-Niederlage der Uerdinger.

Das Freistoßtor von Dortmunds Torjäger Paco Alcacer (r.) zum 2:0 für den deutschen Vizemeister besiegelt die Pokal-Niederlage der Uerdinger.

Foto: dpa/Marius Becker

Die erste Chance des Spiels hat der Favorit. Eine Ecke segelt in den Strafraum von Lukas Königshofer. Der Torwart des KFC Uerdingen kann dem Kopfball nur hinterher sehen. Doch am zweiten Pfosten steht einer, der den Ball aus der Gefahrenzone befördert: Kevin Großkreutz. Das Pokalspiel des KFC Uerdingen gegen Borussia Dortmund – es war viel mehr sein Spiel. Großkreutz, der Dortmunder Junge. Der, dessen Freunde auf der anderen Seite das Trikot immer noch für seinen Herzensverein tragen. Dessen Namen sie heute noch in Dortmund rufen, weil er wie kaum einer die vertritt, die selber von sich singen, Kinder vom Borsigplatz in Dortmund zu sein.

Am Freitagabend läuft Großkreutz im himmelblauen Trikot auf. Auf dem Platz gibt es für den Rechtsverteidiger des KFC 90 Minuten lang „keine Freunde“. Und so spielt er dann auch. Eine Rettungsaktion auf der Linie, nach vorne verhalten. Hinten fordern ihn aber auch die Bundesliga-Schwergewichte Jadon Sancho und Thorgan Hazard. Schwerstarbeit. Doch die Phalanx hält. Auch weil Schlussmann Köngshofer gegen Paco Alcacer und Harzard glänzend reagiert. Abklatschen, weitermachen. Auf der anderen Seite vergeben Roberto Rodriguez und Osayamen Osawe die Führung für die Gastgeber. Großkreutz arbeitet, motiviert und er hält sich zurück mit seinem Übereifer, der ihn in der Liga nach einem fiesen Tritt im Spiel gegen Großaspach eine Sperre von vier Partien einbrachte.

Mit Kumpel Reus zum Interview fürs BVB-Vereinsmagazin

Kurz vor der Pause noch ein kurzer Zittermoment, als Großkreutz einen Ball gerade so in die Arme von Königshofer zurückköpft. 0:0 zur Halbzeit, die KFC-Fans feiern ihr Team, Großkreutz schleicht mit schmerzverzehrtem Gesicht vom Platz Richtung Katakomben. Von dort war er mit seinen Kindern vor Anpfiff noch gemeinsam auf den Rasen gegangen.

Auf dem Platz ist es kurz nach der Halbzeit Marco Reus, der nicht zu stoppen ist. Der Nationalspieler trifft vom Fünfmeter zur Führung der Gäste (49.). Ausgerechnet Reus. Der gebürtige Dortmunder ist mit Großkreutz befreundet, der Trikot-Tausch nach dem Spiel ist längst ausgemacht worden. Den Gegentreffer nimmt Großkreutz stoisch zur Kenntnis. Voran gehen andere beim KFC. Roberto Rodriguez oder Selim Gündüz. Großkreutz hadert mit den Nebenleuten, nach vorne kommt er überhaupt nicht mehr. Die einzige Flanke von Krefelds Nummer sechs kann Boubacar Barry im Strafraum nicht kontrollieren. Ein Freistoß noch von Großkreutz in den Sechzehner und dann ist die Partie aus – 0:2. Gekämpft, aber verloren. Für Großkreutz beginnt der Marathon. Beide Fankurven werden von ihm abgeklappert, danach wollen unzählige Video-, Foto- und Printjournalisten die Stimmen zum Spiel haben von ihm. Doch erst reden die anderen. Selin Gündüz sagt: „Für Kevin war es sicher ein ganz besonders Spiel, für uns als Mannschaft aber auch. Wir haben es überragend gemacht gegen eine der besten Teams der Welt.“ Großkreutz humpelt bandagiert die zwölf Stufen zum Innenraum hinab, an der Hand seine Tochter. Marco Reus wartet schon zum Doppelinterview für das Vereinsmagazin des BVB – ziemlich beste Freunde.

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