3. Liga KFC Uerdingen: Der ungezügelte Herr Ponomarev

Krefeld. · Der Clubvorstand des Fußball-Drittligisten KFC Uerdingen schießt bei Twitter gegen Ex-Trainer Norbert Meier. Eine neue Volte im Chaos eines Clubs, der sich dem Russen hingibt.

Mikhail Ponomarev gibt sich gerne

Mikhail Ponomarev gibt sich gerne

Foto: picture alliance / Roland Weihra/Roland Weihrauch

Zwei Tage ist es her, dass der Vorstand des KFC Uerdingen seine offiziellen Twitter-Account in Betrieb genommen hat. Zur Diskussion und zum Austausch soll der Kanal dienen, der vom Verein mehrfach beworben wurde. Gespickt ist die Seite M.Ponomarev@KFC_Vorstand mit einem Foto des Vorstandsvorsitzenden und Investor Mikhail Ponomarev.

Wie Ponomarev bei Twitter für Aufsehen sorgte

Wie die Diskussionskultur des Vereins, der also in Persona seines Vorsitzenden auftritt, bei Twitter zukünftig aussehen soll, ließ Ponomarev dann auch schnell durchblicken. Keine 24 Stunden nach Einrichtung des Accounts hat sich der Vorstand harsch bis herablassend zu Ex-Trainer Norbert Meier geäußert. In einem Tweet heißt es: „KFC-Momentum Norbert Meier: Mein größter Fehler beim KFC. Der schlechteste Trainer in der KFC-Geschichte. Der KFC war seine letzte Station als Trainer in Deutschland.“

Ein Statement eines Vereinsvorsitzenden, dass es verpackt in 160 Zeichen auf einem Social Media Kanal in dieser Deutlichkeit wohl niemals zuvor im Deutschen Profi-Fußball gegeben haben dürfte. Die Fußballwelt ist aufgeschreckt.

Nachfragen unserer Redaktion werden nicht beantwortet

Ponomarev scheint das egal zu sein, der KFC-Boss ist auf Konfrontationskurs, erklärt in einer weiteren Nachricht: „Zum Thema Boulevardpresse: Halbwahrheiten und Lügen sind keinen Kommentar wert. Sie beeinflussen uns nicht. Wir gehen unseren Weg weiter. Die Hunde bellen, und die KFC Karawane geht weiter.“

Nachfragen zu den Stellungnahmen, die in ihrer Art an einen amerikanischen Staatsmann erinnern, sind zwar erlaubt, werden aber unserer Zeitung nicht beantwortet. Der Verein erklärt gegenüber dieser Redaktion, dass nur Mikhail Ponomarev selbst Stellung zu den bei Twitter getätigten Aussagen treffen könne, weil der Vorstand den Kanal selbst verwalte. Der Account sei auf jeden Fall echt, bestätigt KFC-Pressesprecher Jan Filipzik.

Die Welt des Mikhail Ponomarev, sie ist eine schnelllebige. Vier Trainer in 415 Tagen hat der KFC-Boss angestellt und zum Teil wieder gefeuert. In dieser Woche erst wurde Heiko Vogel als neuer Übungsleiter vorgestellt. Der 43-Jährige soll den KFC in dieser Saison zum Sieg im Niederrheinpokal führen und damit in die 1. Runde des DFB-Pokal. Laut Ponomarev ist Vogel ein Hoffnungsträger, „eine sehr gute Wahl“. Mit ähnlich blumigen Worten war einst auch Norbert Meier, der am 4. Februar als Nachfolger von Stefan Krämer beim KFC installiert worden war, an der Grotenburg präsentiert worden.

Am Tag der Vorstellung herrschte im Businessraum der Grotenburg noch Harmonie. KFC-Präsident Mikhail Ponomarev übergoss seinen neuen leitenden Angestellten mit Komplimenten: „Die Entscheidung für Norbert Meier ist einfach gewesen. Nicht nur, dass er mit vielen Mannschaften den Aufstieg geschafft hat, wir haben auch die gleiche Philosophie zur Zukunft des Vereins.“ Vor allem aber hatte Meier den Unternehmer offenbar mit seiner Detailkenntnis beeindruckt: Er wisse alles über die Spieler, meinte der Clubchef bei der Präsentation.

Es folgte ein 1:1 gegen 1860 München, eine 2:3-Niederlage in Großaspach und ein 0:0 gegen Preußen Münster. Im Anschluss daran umarmte Ponomarev Meier im Kabinengang herzlich, klopfte seinen Trainer ab. Das Team hatte Stabilität gezeigt, nur das Tor nicht getroffen. Es sah nach einem Aufwärtstrend aus. Was folgte, waren drei Niederlagen, 0:4 in Halle, 1:3 gegen Karlsruhe, 0:2 in Zwickau. Meier hakte den Aufstieg ab, der Abwärtstrend setzte sich fort. Sein früherer Assistent Frank Heinemann kam hinzu. Zehn Tage später war dieser schon Cheftrainer, nach dem 1:1 im Heimspiel gegen Fortuna Köln reagierte Ponomarev. Meier war noch am späten Freitagabend entlassen worden. Ein kurzer Dank des KFC-Bosses für Meier in einem offiziellen Statement des Vereins – und schon war Meier nur noch Teil der Vereinschronik. Bis zum Abend des 2. Mai.

„Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass ich mich dazu nicht äußern werde“, teilt Norbert Meier auf Nachfrage dieser Redaktion mit, als er nach seinem Urteil zu Ponomarevs harschen Worten gefragt wird. Es scheint, als würden sich beide Parteien in nicht allzu langer Zeit vor dem Arbeitsgericht wiedersehen – wie schon etliche andere KFC-Trainer- und Spieler zuvor. 31 Rechtsstreitigkeiten mit Beteiligung des KFC Uerdingen als Arbeitgeber gab es in den vergangenen drei Jahren am Krefelder Amtsgericht. Zahlen, die vielerorts Kopfschütteln hervorrufen.

Mit seiner öffentlichen Kritik gegen den Fußballtrainer Norbert Meier bietet Ponomarev aber weitere Angriffsfläche – neben der neuen Stadionproblematik in Duisburg. Stillos oder beschämend lauten noch die harmloseren Kommentare unter dem Beitrag von Ponomarev, dessen Account sich schnell zum Follower-Magneten entwickelt. Bis Freitagabend folgten 1622 Menschen. Zum Vergleich: Der Twitter-Account des KFC Uerdingen zählt 3550 Personen, ist aber bereits seit 2009 am Start. 

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