Ailton ist jetzt ein Uerdinger

Der Glanz der Bundesliga ist zurückgekehrt: Mit Pomp zog die Neuverpflichtung in die Grotenburg ein.

Krefeld. Der VIP-Raum des Fußball-Niederrheinligisten KFC Uerdingen in der Grotenburg erstrahlt im Scheinwerferlicht. Journalisten und Kamerateams drängen sich auf engstem Raum, um möglichst die Plätze mit der besten Sicht zu ergattern. An der Wand hängen die Konterfeis der Helden aus besseren Zeiten. Ob Oliver Bierhoff, Siggi Held, Stefan Kuntz oder Brian Laudrup - sie alle sind einst im altehrwürdigen Stadion für den KFC, beziehungsweise Bayer Uerdingen, auf Punktejagd gegangen.

Und irgendwie scheint gestern der Glanz der Bundesligazeit in die Katakomben der Grotenburg zurückgekehrt zu sein. Stolz und in feinem Zwirn befinden sich die Vereinsoberen im tête-à-tête mit Freunden und Sponsoren des Klubs.

Draußen vor der Südtribüne warten gespannt die jungen und alten Schlachtenbummler, um einen ersten Blick auf ihr neues Idol werfen zu dürfen. Es ist 15.26Uhr, als Aílton Gonçalves da Silva, kurz Ailton, wie bei einem Staatsempfang vorgefahren wird.

Der schwarze Mercedes CL500 gehört seinem neuen Chef, dem KFC-Präsidenten Agissilaos "Lakis" Kourkoudialos, der den Coup am späten Dienstagabend perfekt gemacht hat (die WZ meldete den Vollzug exklusiv).

Wie ein Popstar wird der Bundesliga-Torschützenkönig und Fußballer des Jahres 2004 vor die Medienvertreter geführt, begleitet von reichlich Blitzlichtgewitter, KFC-Boss Lakis und natürlich seiner Frau Rosalie.

Das Spektakel erinnert auch irgendwie an Ailtons beste Jahre bei Werder Bremen und FC Schalke 04. Der mittlerweile 36-Jährige erwähnt gerne, dass er nun wieder "zu Hause in Deutschland" sei. Sportlich gekleidet in Turnschuhen, Jeans und rotem Pulli nimmt der "Kugelblitz", wie der Wandervogel aus dem brasilianischen Mogeiro wegen seiner Statur von seinen Fans liebevoll genannt wird, vor den Mikrofonen Platz.

Der Krefelder Traditionsverein ist Ailtons 18. Station einer Karriere, die nach seinem letzten Engagement beim chinesischen Erstligisten Chongqing Lifan beinahe beendet war. "Ich glaube, ganz Deutschland lacht, dass ich nun hier bin", radebrecht der Brasilianer auf seine bekannte sympathische Art und ergänzt schmunzelnd, "Aber ich bin eben ein bisschen verrückt."

Der frühere Bundesligastar ist nicht alleine in Krefeld: "Die Familie ist das Wichtigste für mich. Ich bin froh, dass sie nun mit hier ist. Das gibt mir Halt", sagt der 36-Jährige. Um als nicht EU-Bürger eine längerfristige Aufenthaltsgenehmigung zu erhalten, ist Ailton nun auch als "Berater für den brasilianischen Markt" in der Lakis Gruppe, der Immobilienfirma des Präsidenten, tätig.

Die Wohnungssuche soll alsbald beginnen: "Ab morgen schauen wir uns in Krefeld und Neuss um. Wir werden schon ein schönes Haus für ihn und seine Familie finden", ist sich Lakis sicher.

An das kühle Wetter in Deutschland scheint sich der Brasilianer mittlerweile gewöhnt zu haben: "In Brasilien haben wir jetzt 35 Grad. Hier sind es nur fünf oder sechs. Es ist nicht mein Ding, aber es ist kein Problem", sagt Ailton bei seinem ersten Rundgang durch die Grotenburg. "Ein wirklich tolles Stadion für die sechste Liga."

Am Sonntag wird Ailton seine neuen Mannschaftskollegen zum ersten Mal in Aktion auf dem Rasen sehen. Am Montag fliegt Ailton dann erst einmal wieder Richtung Brasilien, bevor er nach seinem Heimaturlaub am 9. Januar zum Laktattest an der Grotenburg zurückerwartet wird.

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