WM-Teilnahme Kahn zweifelt, Müller mahnt: Neuer nie abschreiben

Düsseldorf (dpa) - Manuel Neuers Comeback im trauten Kreis der Fußball-Nationalelf war nur kurz.

WM-Teilnahme: Kahn zweifelt, Müller mahnt: Neuer nie abschreiben
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Und als die Torwart-Kollegen um seinen aktuellen Stellvertreter Marc-André ter Stegen am Mittwoch in Düsseldorf das Training für das Länderspiel gegen Spanien aufnahmen, war Deutschlands Nummer 1 auch schon wieder abgereist. Zurück blieb die große Frage: Packt es Neuer bis Mitte Juni zur WM in Russland?

„Manu ist nie abzuschreiben“, sagte Bayern-Kollege Thomas Müller. Es war auch ein Einwurf des stellvertretenden Kapitäns an die wachsende Zahl derjenigen, die an Neuers rechtzeitiger Rückkehr zweifeln.

Dazu zählt auch der langjährige Nationaltorwart Oliver Kahn, der den seit einem halben Jahr verletzten Neuer in einer schwierigen Phase sieht. „Irgendwann wird es auch für den Trainer schwierig“, sagte Kahn zu den WM-Plänen von Bundestrainer Joachim Löw und von Neuer selbst. Der Welttorhüter arbeitet nach einem dritten Mittelfußbruch mit anschließender Operation weiterhin nur individuell, die Rückkehr ins Teamtraining und vor allem in den Spielbetrieb ist weiter offen.

Teammanager Oliver Bierhoff nannte erstmals ein Zeitfenster in der Causa Neuer. „Wir hoffen und wünschen es uns, dass er zu hundert Prozent belastbar ist, wenn wir nominieren. Wir sind da positiv.“ Löw wird den vorläufigen WM-Kader am 15. Mai bekanntgeben. Das erste WM-Gruppenspiel bestreitet das DFB-Team am 17. Juni gegen Mexiko.

Die Vorentscheidung fällt allerdings in München. „Der FC Bayern setzt ihn natürlich nicht unter Druck, aber irgendwann fragt sich der Trainer auch, wann kann ich ihn denn überhaupt noch bringen, gerade wenn es in die Endphase der Champions League geht“, sagte Kahn im Sport1-Interview zu Neuer: „Es ist im Moment eine prekäre Situation.“

Ärztliche Bulletins sind geheim. Auch Müller kann nur die Eindrücke wiedergeben, die er regelmäßig auf dem Vereinsgelände des FC Bayern von Neuer gewinnt. „Manuel macht einen sehr guten Eindruck. Ich habe nichts davon gehört, dass etwas nicht im Plan wäre“, sagte Müller.

Dass Neuer extra nach Düsseldorf kam, wurde intern als wichtiges Zeichen bewertet. „Alle haben sich sehr gefreut, dass Manuel mal wieder gekommen ist. Es war sein Wunsch, er wollte mal wieder zur Mannschaft stoßen. Er wollte sich auch mit den Trainern austauschen“, berichtete Manager Bierhoff. „Ich bin weiterhin positiv eingestellt - er auch. Es gibt keinen Druck von unserer Seite.“

Neuer hat sein letztes Länderspiel am 11. Oktober 2016 beim 2:0 gegen Nordirland bestritten. Erst während des WM-Trainingslagers in Südtirol könnte er am 2. Juni in Klagenfurt gegen Österreich wieder im deutschen Tor stehen. „Ich glaube schon, dass er eine gewisse Zeit an Vorlauf benötigt. Daher sollte er in der Bundesliga noch das eine oder andere Spiel machen“, bemerkte Kahn zu Neuers Zeitplan.

Vor der WM 2014 war Neuer ebenfalls verletzt: „Da hat er gezeigt, dass er nicht viel Spielpraxis, sondern eine gewisse Sicherheit braucht. Dann kann er relativ schnell auch auf hohem Niveau spielen. Diesmal ist es allerdings ein bisschen anders“, sagte Kahn. Neuer sei älter geworden. Die Zeit verrinnt, der nächste wichtige Tag wird das richtige Trainings-Comeback sein. Auch Löw und Bierhoff warten auf grünes Licht, den Moment der „medizinischen Freigabe“.

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