Wie sich Katar eine WM baut

Fußballer in Doha spielen auf deutschem Rasen. Die Stadionbauten am Persischen Golf werden gigantisch.

Doha. Der WM-Pokal ist schon da. Elf Jahre vor dem Anpfiff der ersten WM im arabischen Raum glänzt die Trophäe im Basar der katarischen Hauptstadt Doha in den Souvenirläden. In drei Größen ist sie zu haben, unter dem Sockel steht die Liste der bisherigen Weltmeister. „2022 kommt der Name Katar dazu“ — ein Versuch, dem Verkäufer zu schmeicheln. Der ist so verblüfft, dass ihm entgegen arabischer Sitte die Gesichtszüge entgleisen.

In dem Land, das über ein Drittel der globalen Erdgasvorkommen verfügt, scheint Geld zwar alles möglich zu machen — auch die Ausrichtung der WM am Ende eines „fairen, transparenten und demokratischen Verfahrens“ (Fifa-Präsident Joseph Blatter). Doch solange ein Fußballspiel auf dem Platz entschieden wird, halten selbst Optimisten den Titelgewinn für Katar — auf der Weltrangliste derzeit auf Platz 97 zwischen Togo und Aserbaidschan — für eher unwahrscheinlich.

Der Rasen im Al Gharafa-Stadion in Doha sieht trotz 40 Grad im September sattgrün und dicht aus. „Rollrasen aus Deutschland“, sagt der Stadionleiter Muhammed Naffee, er trägt das Trikot mit den drei Streifen. Das Grün habe das Katarische Olympische Komitee einfliegen lassen. Mehrmals täglich wird es bewässert, zwei Mal in der Saison ausgetauscht. Das Spielfeld habe man bereits auf das Fifa-Maß von 105 mal 68 Meter gebracht, vorher sei es größer gewesen.

Ansonsten erinnern die Blocks aus blauen und gelben Sitzen an Lego, die Mitte der Tribüne füllen Reihen ausladender Holzsitze mit breiten Armlehnen — sie sind reserviert für Mitglieder der königlichen Familie. In den Katakomben der 2003 gebauten Anlage geht es schlichter zu. Der Putz bröckelt, der wellige Teppichboden ist im Zickzack angestückelt, der Raum für Schiedsrichter hat den miefigen Charme einer Schul-Umkleide der 70er Jahre.

Doch das dürfte sich ändern, wenn der WM-Wind durch die Wüste weht: Dann werden die Tribünen so aufgestockt, dass hier nicht mehr 21 282 Zuschauer, sondern 44 740 Platz finden. Schwitzen muss dann auch keiner mehr, denn die Temperatur wird auf 27 Grad heruntergekühlt. Naffee: „Das Wetter wird kein Problem, schließlich kühlt sich bis 2022 das Klima in Katar ab.“

Katar klotzt mit seinem Bauprogramm. Die Finalteams laufen 2022 im Lusail Iconic-Stadion mit 86 250 Plätzen auf, das in einem komplett neu erbauten Stadtteil für 400 000 Menschen liegt. Das Al-Khawr-Stadion soll wie eine Muschel aussehen und Meerblick bieten. Wo im Hafen traditionelle Schiffchen schaukeln, wird demnächst Land für das Doha Port Stadion aufgeschüttet, aus dem nach der WM ein Einkaufszentrum wird.

Als Investition für die sportliche Zukunft des Landes sind die zwölf Stadien allerdings nicht gedacht. Neun der in Modulbauweise errichteten Sportstätten werden abgebaut. Das Königshaus rechnet nicht damit, dass sich der Live-Fußball zum Massenphänomen steigert. Die seit 1963 bestehende Qatar Stars League bleibt eine Legionärs-Veranstaltung. Stefan Effenberg und Mario Basler vergoldeten hier ihr Karriereende, Ze Roberto spielt aktuell in Doha.

Das Land ist massiv bestrebt, sich über Sportveranstaltungen international zu profilieren. Ungeachtet der betäubenden Sommerhitze will man sogar Olympische Sommerspiele an den Persischen Golf holen. Im europäischen Fußball mischen die katarischen Scheichs längst mit. Emir Hamad bin Chalifa Al Thani hat den spanischen Erstligisten Malaga für 25 Millionen Euro gekauft.

Die Qatar Foundation zahlt dem FC Barcelona für das Trikotsponsoring 165 Millionen Euro in fünf Jahren. Im Mai 2011 hat die Qatar Sports Investment-Gruppe den französischen Verein Paris St. Germain gekauft und die Rekordsumme von 86,4 Millionen Euro für Spielerkäufe zur Verfügung gestellt. Kronprinz Tamin bin Hamad Al Thani versucht hartnäckig, sich bei Manchester United einzukaufen. Ein bauplan-getreuer, jedoch kleinerer Nachbau des ManU-Stadions Old Trafford steht jedenfalls schon in Doha.

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