Trotz Dzeko-Millionen: Kein Beutezug der „Wölfe“

Marbella (dpa) - Bei dieser Summe werden selbst die meisten Lotto-Millionäre neidisch. 35 Millionen Euro erhält der VfL Wolfsburg für Edin Dzekos Wechsel zu Manchester City. Der Rekord-Transfer gilt spätestens seit Mittwoch als perfekt.

Der viel umworbene Stürmer flog morgens um 06.30 Uhr vom VfL-Trainingslager im spanischen Marbella mit einem Privatflugzeug zur medizinischen Untersuchung nach England. Die Frage, was der VfL mit dem vielen Geld macht - der höchste Lotto-Einzelgewinn in Deutschland liegt mit 37 688 291,80 Euro nur „etwas“ höher - regt die Fußball-Bundesliga zu Fantasien an.

Einen großen Beutezug der „Wölfe“ durch die Liga wird es im Januar wohl nicht geben. „Ich bin kein Freund von Wintertransfers“, hatte Manager Dieter Hoeneß noch vor Weihnachten erklärt. Ein adäquater Dzeko-Ersatz ist kurzfristig ohnehin nicht in Sicht. Kevin Kuranyi ist bereits aus dem Rennen, im Gespräch sind derzeit Namen wie Eljero Elia, Bryan Ruiz oder Marko Arnautovic. VfL-Trainer Steve MvClaren kennt alle drei Spieler aus seiner Zeit bei Twente Enschede. „Ich habe davon gehört, aber ich bleibe in jedem Fall in Bremen“, erklärte Werder-Stürmer Arnautovic.

„Edin hat hier Großes geleistet. Trotzdem kann ich mich auch für ihn freuen. Der Verein wird sicherlich bemüht sein, ihn so gut es geht zu ersetzen“, kommentierte VfL-Nationalspieler Marcel Schäfer den Dzeko-Abschied. Der hatte sich schon lange Zeit abgezeichnet. Bereits seit zwei Jahren liebäugelt der 24 Jahre alte Torjäger unverhohlen mit einem Wechsel zu einem europäischen Spitzenclub. Der VfL konnte seinen besten Torschützen - 66 Tore in 111 Spielen - nur halten, weil die vertraglich festgeschriebene Ablösesumme von 40 Millionen Euro im Sommer potenzielle Interessenten abschreckte.

In der Winter-Transferperiode war der 24 Jahre alte Bosnier wieder frei verhandelbar - und Manchester City griff dank der Millionen des Clubchefs Scheich Mansour bin Zayed Al Nahyan zu. Die Wolfsburger, die Dzeko 2007 für rund vier Millionen Euro geholt hatten, willigten ein und machten finanziell ein gutes Geschäft. Sportlich ist der Mega-Transfer aber ein großes Risiko für das Team des umstrittenen Trainers Steve McClaren. Daran ändert auch der 4:0-Sieg im ersten Trainingsspiel ohne Dzeko gegen HSC Montpellier nichts.

Der Engländer hatte kurz nach seinem Amtsantritt in Wolfsburg seinen besten Stürmer zum Kapitän befördert. Dennoch verlief die Hinrunde alles andere als rund. Der deutsche Meister von 2009 krebst als Tabellen-13. am Rande der Abstiegszone herum - trotz der zehn Saisontor von Dzeko. Ohne den Top-Angreifer droht zum Rückrundenstart gegen Bayern München am 15. Januar der nächste Rückschlag. „Dzeko ist ein sehr guter Stürmer. Aber Wolfsburg hat nicht nur mit Dzeko eine gut besetzte Mannschaft. Sie haben auch noch andere gute Stürmer“, beurteilte Bayern-Verteidiger Holger Badstuber die Situation.

„Wir dürfen auch unsere kurzfristigen Ziele nicht aus den Augen verlieren“, warnte VfL-Coach McClaren davor, nur langfristig zu denken. Für Manager Hoeneß, derzeit wegen Krankheit außer Gefecht gesetzt, hat aber der Neuaufbau im Sommer Priorität. 35 Millionen Euro sind dabei ein Pfund, mit dem er wuchern kann. Die laufende Saison hat er scheinbar abgehakt. „Mit dieser Mannschaft ist in ihrer Zusammensatzung kein dauerhafter Erfolg mehr möglich“, sagte Hoeneß.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort