Südafrika hat vor Heimturnier keinen Kredit

Kapstadt (dpa) - Mit schlechten Vorzeichen wollen sie sich in Südafrika gar nicht erst aufhalten. Nicht das 0:1 der Fußball-Nationalmannschaft im Testspiel gegen Norwegen gilt als Gradmesser für die am Samstag beginnende Afrikameisterschaft im eigenen Land und auch nicht das 0:0 gegen Algerien.

Stattdessen wird die Geschichte bemüht. Zwar hat Südafrika die kontinentale Leistungsschau erst ein Mal gewonnen - doch das war 1996, im Jahr des Heimvorteils.

Jetzt ist das Turnier wieder zu Gast am Kap - knapp drei Jahre nach der Weltmeisterschaft und vier Jahre früher als geplant. Eigentlich sollte Südafrika erst 2017 Ausrichter sein, doch weil das für 2013 vorgesehene Libyen in einen Bürgerkrieg geriet, tauschten beide Staaten die Gastgeberrolle.

Das Timing passt: Weil zur WM etliche neue Stadien gebaut und bestehende renoviert worden sind, blieben größere Investitionen aus. Am Samstag findet in der Soccer City von Johannesburg zwischen dem Gastgeber und Debütant Kapverden das Eröffnungsspiel statt. Auch das Finale am 10. Februar wird am Ort des spanischen WM-Triumphs von 2010 gegen die Niederlande ausgetragen.

Dazwischen reicht die vorhandene Infrastruktur in Durban, Port Elizabeth, Nelspruit und Rustenburg aus, um die übrigen 30 Partien möglichst kostenarm über die Bühne zu bringen - zumal bislang nur etwa 400 000 von theoretisch 1,6 Millionen zur Verfügung stehenden Eintrittskarten abgesetzt wurden, darunter allein 80 000 für das Eröffnungsspiel. Anders als zur WM 2010 sorgt die Afrikameisterschaft bei den Fans nicht für eine Welle der Begeisterung.

Statt wie angepeilt unter die besten 20 Fußballnationen der Welt zu kommen, ist Südafrika im FIFA-Ranking auf Platz 87 abgerutscht. Nach den schwachen Testspielergebnissen hat Nationaltrainer Gordon Igesund trotzig angekündigt, dass seine Elf gegen die Kapverden „ihr wahres Gesicht“ zeigen werde. Der Druck für ihn ist dabei immens: Der letzte Sieg einer südafrikanischen Mannschaft bei einer Afrikameisterschaft-Endrunde liegt neun Jahre zurück. Wenn Igesunds Team nun nicht mindestens das Halbfinale erreicht, wird er kaum im Amt bleiben dürfen.

Nicht nur mit solchen überzogenen Vorstellungen tragen Südafrikas Fußball-Funktionäre ebenfalls zum desolaten Erscheinungsbild bei. Ein kürzlich von der FIFA vorgestellter Untersuchungsbericht kam zu dem Schluss, dass vier Freundschaftsspiele im Vorfeld der WM manipuliert und gegnerische Teams sowie Schiedsrichter bezahlt worden waren. Fünf ranghohe Würdenträger des Fußballverbandes SAFA wurden ihrer Ämter enthoben, darunter Präsident Kirsten Nematadani. Vor zwei Wochen wurde die Suspendierung aufgehoben - mit der Begründung, man wolle den Skandal nach der Afrikameisterschaft in aller Ruhe aufarbeiten.

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