Robben-Show in Wembley - „Bringe DVD mit“

London (dpa) - Beim FC Bayern München macht Arjen Robben derzeit eine schwere Zeit durch - in Wembley trumpfte der niederländische Mittelfeld-Star dagegen mit zwei Geniestreichen groß auf. Nach seiner Gala schickte Robben bittersüße Grüße an seinen Arbeitgeber.

„Ich weiß nicht, ob sie mein Match in Deutschland gesehen haben. Falls nicht, bringe ich ihnen eine DVD mit“, sagte der Niederländer nicht ohne Genugtuung nach dem 3:2 des Oranje-Teams gegen England. Mit zwei Geniestreichen zum 1:0 und zum Last-Minute-Siegtor war er der überragende Mann im Londoner Fußball-Tempel - und stellte in den gewaltigen Katakomben später heraus: „Der große Unterschied ist, dass ich hier viel Freiheit im Spiel bekomme und Selbstvertrauen durch den Coach.“ Im Umkehrschluss: im Verein ist das wohl derzeit nicht so.

„Robben zeigt den Bayern mit zwei Oranje-Treffern eine lange Nase“, titelte die niederländische Tageszeitung „De Telegraf“ am Donnerstag. Bondscoach Bert van Marwijk sagte zu Robbens Bayern-Situation nur: „Da müssen Sie ihn selbst fragen. Ich denke, dass er gezeigt hat, dass er das Gefühl zurück hat.“ Robben selbst betonte, dass er die Zeit mit der Elftal genieße: „Ich hatte so viel Freude in diesen zwei Tagen. Es war zu kurz: Ich will noch ein Spiel mit dem Holland-Team spielen.“

Adressaten der Spiel-DVD könnten neben den Bayern-Verantwortlichen auch deutsche Journalisten sein. Zumindest hatte Bayern-Präsident Uli Hoeneß nach dem Schalke-Spiel (2:0) zuletzt die Schuld für Robbens schwächere Auftritte im Verein auf eine mediale „Hetzjagd“ geschoben. Die „ewige Scheiß-Diskussion um Alleinunterhalter und Egoist“ habe bei seinem sensiblen Star dazu geführt, „dass er jetzt in vielen Situationen den Ball abspielt, wo er eigentlich alleine gehen müsste“, grantelte Hoeneß.

In der Elftal bestach der 28-Jährige genau durch diese Weltklasse-Alleingänge: Einer war ein überragender Solo-Lauf aus der eigenen Hälfte, den er bestechend-dynamisch zum 1:0 (57.) abschloss. Und als die Engländer vor 76 283 Zuschauern in Wembley urplötzlich aus einem 0:2-Rückstand durch Treffer von Gary Cahill (85.) und Ashley Young (90.) noch ein 2:2 gemacht hatten, war es wieder Robben, der in der 92. Minute mit einem wunderbaren Schlenzer den späten Sieg und guten Start der Oranjes ins EM-Jahr sicherte.

Englands Zeitungen würdigten einen „Robben, der England zerrissen hat“ („Daily Telegraph“) und „im Turnierjahr zurück in seiner Bestform ist“ („Independent“). 100 Tage vor der EM in Polen und der Ukraine dürfte die zweite Halbzeit des WM-Zweiten Gruppengegner Deutschland weiteren Respekt eingeflößt haben - allen voran Robbens Leistung mit seinen Länderspieltoren 16 und 17.

„Ich hoffe, ich kann so jetzt auch wieder in Deutschland spielen. Ich habe nichts dagegen, nach Deutschland zurückzukehren“, sagte der 54-fache Nationalspieler. Er klang eher nach Stammplatz-Kampfansage und wütendem Torhunger statt Mega-Frust und Resignation. „Die Welt sieht schon etwas schöner aus, wenn du Tore schießt.“

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