Nach WM-Wahl: Beckenbauer von FIFA „enttäuscht“

Berlin (dpa) - Der „Kaiser“ grantelt, doch die FIFA stört das nicht: Nach der umstrittenen Doppelvergabe der Fußball-Weltmeisterschaften 2018 und 2022 hat Franz Beckenbauer den Weltverband ungewöhnlich heftig kritisiert.

„Mein Vertrauen zur FIFA ist eingeschränkt“, sagte die deutsche Fußball-Legende der „Bild“-Zeitung. Beckenbauer, der als Mitglied der FIFA-Exekutive bei der Gastgeberwahl mitabstimmen durfte, moniert vor allem den Umgang mit den Ländern, die beim Votum am 2. Dezember in Zürich keine Berücksichtigung fanden.

„Ich bin enttäuscht, wie die FIFA nach der Wahl mit dem Ergebnis umgegangen ist. Man hat sieben unterlegene Länder der Blamage preisgegeben. Besonders England und Australien“, wetterte der „Kaiser“. Die FIFA reagierte auf die Kritik aus den eigenen Reihen in gewohnter Manier. Die Äußerungen würden nicht kommentiert, hieß es aus der Zentrale in Zürich. Aber: Ein Fehlverhalten seitens des Verbandes liege nicht vor, teilte die FIFA auf Anfrage der Nachrichtenagentur dpa mit.

Präsident Joseph Blatter habe am 7. Dezember an alle Präsidenten der Verlierer-Verbände einen persönlichen Brief geschrieben und sich für deren „Einsatz und beispielhaftes Verhalten“ bedankt. Die ambitionierten Engländer waren bereits in der ersten Wahlrunde mit nur zwei Stimmen ausgeschieden. Russland wurde zum Gastgeber der WM 2018 gewählt. Australien war sogar mit nur einer Stimme gescheitert. Ausrichter des Spektakels 2022 ist Katar.

„Uns Exekutivmitgliedern wurde erklärt, dass weder wir selbst noch die Öffentlichkeit die genauen Stimmenzahlen erfahren. Uns wurde nach jedem Wahlgang nur verkündet, welches Land ausgeschieden ist“, erzählte Beckenbauer, „und dann höre ich ein paar Stunden später aus dem Radio, wer wie viele Stimmen erhalten hat.“ Die FIFA entkräftete diesen Vorwurf: Die Entscheidung zur Bekanntgabe des genauen Abstimmungsergebnisses sei am Wahltag getroffen worden. Und: Eine exakte Veröffentlichung sei bei vorherigen WM-Vergaben üblich gewesen.

Beckenbauers Amtszeit in der Exekutive läuft im Mai 2011 ab. Nicht nur deswegen muss er keine Konsequenzen für seine auf Funktionärsebene ungewöhnliche interne Kritik befürchten. Der „Kaiser“ will sich künftig mehr um seine Familie kümmern und verzichtet auf einen zweiten Turnus in der Fußball-Weltregierung. Im März wird beim Kongress des Kontinentalverbandes UEFA sein Nachfolger gewählt. DFB-Präsident Theo Zwanziger kandidiert für einen Sitz im höchsten FIFA-Gremium.

Die erstmalige Vergabe von zwei WM-Turnieren war durch mehrere Bestechungsvorwürfe überschattet worden. Die Exekutivmitglieder Reynald Temarii (Tahiti) und Amos Amadu (Nigeria) waren vor der Entscheidung suspendiert worden, da sie bei fingierten Manipulationsversuchen durch Reporter der englischen Zeitung „The Times“ ihre Stimmen zum Verkauf angeboten hatten.

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