Huth & Hitzlsperger: Fight in Pokal und Liga

London (dpa) - Im Pokal-Viertelfinale zwischen Stoke City und West Ham United kam es zu einer umwerfenden Begegnung. Vor dem zweiten Treffer der Gastgeber durch einen Freistoß von Danny Higginbotham schlich sich Robert Huth in die Mauer und riss Thomas Hitzlsperger rüde um.

Genau durch diese Lücke flog der Ball vorbei ins Tor der Londoner. Stoke gewann die Partie im „Britannia“-Stadion mit 2:1 - und die Szene vor einem Monat hat Symbolcharakter für die Saison.

Der 29 Jahre alte Hitzlsperger saß noch lange ungläubig auf dem Rasen, ganz so, als hätte er seinem ehemaligen Kollegen aus der deutschen Fußball-Nationalmannschaft eine derart perfide Aktion nicht zugetraut. Huth, der schon das erste Tor an jenem Nachmittag geschossen hatte, jubelte dagegen ungeniert mit seinem Team, das für seine mitunter skrupellosen Methoden berüchtigt ist.

Seit dieser Niederlage haben Hitzlspergers „Hammers“ nur einen Punkt aus vier Premier-League-Spielen geholt und gehen als Vorletzter in das schwere Auswärtsspiel beim FC Chelsea am Samstag. Huth und seine „Potters“ (Töpfer), wie der Club wegen seiner berühmten Keramikfabriken genannt wird, erleben dagegen einen ungeahnten Höhenflug. Der Klassenverbleib ist zum dritten Mal nacheinander so gut wie geschafft. Als Krönung winkt am 14. Mai im Finale gegen Manchester City der erste Pokalsieg der Vereinsgeschichte.

Huth hat persönlich großen Anteil an Stokes Erfolgs-Story. Der von den Fans als „Berliner Mauer“ gefeierte Innenverteidiger ist mit neun Treffern in allen Wettbewerben der erfolgreichste Torjäger bei City und mit seinem kompromisslosen Abwehrspiel eine unverzichtbare Größe. „Es ist längst kein Geheimnis mehr, dass Huth Citys Geheimwaffe ist“, schrieb der „Daily Star“, „aber er ist trotzdem nicht zu stoppen“.

„Robert ist überragend“, sagte City-Trainer Tony Pulis, „er ist unglaublich mutig und spielt die ganze Saison in Bestform“. Der Waliser glaubt, dass der 26-Jährige „auch auf allerhöchstem Niveau“ brillieren könne und versteht nicht, warum DFB-Coach Joachim Löw auf die Dienste des ehemaligen Chelsea-Profis verzichtet: „Vielleicht hat er nicht so viele Spiele von uns gesehen.“

All zu viele Matches von West Ham United wird Löw in dieser Saison definitiv nicht gesehen haben, denn sein früherer Musterschüler Hitzlsperger musste das erste halbe Jahr in Ost-London wegen einer Oberschenkelverletzung passen. Seit seinem Comeback im Februar bekam der gebürtige Münchner zwar durchweg gute Kritiken - „er ist das beste deutsche Exportprodukt seit der Königsfamilie“, schrieb kürzlich der „Daily Mirror“ - doch nach drei Niederlagen in Serie herrscht im „Upton Park“ wieder kollektive Krisenstimmung.

„Es wird sehr schwer für uns. Aber das einzige, was zählt, ist, dass wir am Ende der Saison nicht unter den letzten Drei stehen“, sagte Hitzlsperger, der im Falle eines Abstiegs eine Ausstiegsklausel im Vertrag hat und sehr gerne in der Premier League bleiben würde: „Ich habe in der Bundesliga und in Italien gespielt, aber der englische Fußball macht am meisten Spaß“. Neun Punkte aus den verbleibenden fünf Partien hat der umstrittene West-Ham-Trainer Avram Grant gefordert, damit im East End der Spaß nicht bald vergeht.

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