Innenminister wollen über Hooligan-Reiseverbot sprechen

Hannover (dpa) - Polizeibekannten Hooligans könnte künftig bereits die Anreise zu Fußballspielen in Deutschland verboten werden.

„Die rechtlichen Regelungen dazu sind vorhanden“, sagte der Vorsitzende der Innenministerkonferenz (IMK), Niedersachsens Ressortchef Boris Pistorius (SPD), der Deutschen Presse-Agentur in Hannover. Es sei in diesem Jahr eine Aufgabe der IMK, „sich damit auseinanderzusetzen, wie man verhindern kann, dass sich bestimmte Gewalttäter überhaupt auf den Weg machen“. Bislang würde die Polizei bei entsprechenden Erkenntnissen Aufenthaltsverbote und Meldeauflagen anordnen.

„Gleichzeitig müssen wir bei den wenigen Hochrisikospielen die Anreisewege besser organisieren, vielleicht sogar vereinheitlichen“, betonte Pistorius, der am 16. Januar den IMK-Vorsitz an seinen nordrhein-westfälischen Amtskollegen Ralf Jäger (SPD) abgibt.

„Wir haben auf den Anreisewegen inzwischen manchmal ein massives Problem, was natürlich nicht für alle Partien oder Vereine gleichermaßen gilt“, sagte er. Einige Fans würden teilweise schon einen Tag vor dem Spiel „kreuz und quer durch die Republik“ anreisen. Für die Polizei sei es schwer, die Wege zu begleiten. „Die Erfahrungen zeigen, dass diese Gruppen mehrfach um- und aussteigen und dabei gelegentlich teilweise beträchtliche Schäden in den Bahnhöfen und Innenstädten verursachen.“

Angesichts der jüngsten Ausschreitungen bei verschiedenen Bundesligaspielen hält Pistorius die bisherigen Gegenmaßnahmen durch spezielle Fanprojekte für „wichtiger denn je“. Mit den Fanprojekten könne verhindert werden, dass Mitglieder einzelner Fangruppen in den kriminellen Bereich abrutschen. Es dürfe aber nicht der Fehler gemacht werden, die Fanprojekte mit den Fußballgewalttätern, die Polizisten und gegnerische Fans angreifen, allein zu lassen. „Hier müssen wir neue Wege finden“, sagte Pistorius.

Deshalb müsse die Polizei natürlich auch repressiv tätig werden, und dabei deeskalierend wirken. „Dennoch ist auch Konsequenz erforderlich, und zwar um den Fußball als Erlebnis zu schützen“, sagte Pistorius. Bilder, wie sie etwa in Hannover beim Spiel gegen Braunschweig oder in Bielefeld beim Spiel gegen Dresden zu sehen waren, „kann man Städten und den dort lebenden Menschen ebenso wenig zumuten wie der Polizei“.

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