Hessens Innenminister Rhein fordert Stadionverbote für Pyro-Chaoten

Frankfurt/Main (dpa) - Hessens Innenminister Boris Rhein (CDU) hat die Pyrotechnik-Vorfälle beim Gastspiel von Eintracht Frankfurt in Leverkusen scharf verurteilt. Im Interview der Nachrichtenagentur dpa kündigt Rhein Konsequenzen wie eine Verschärfung der Stadionüberwachung an.

Wie bewerten Sie die Vorkommnisse von Leverkusen?

Rhein: „Was wir am Wochenende erlebt haben, war natürlich alles andere als erfreulich. Das war sogar sehr erschreckend. Das Schlimme ist, dass diejenigen, die das gemacht haben, sich als Fans bezeichnen. Das sind aber keine Fans. Sie haben der Eintracht damit geschadet. Was ich erfreulich finde, dass sich der Verein klipp und klar geäußert hat, dass noch deutlicher gegen Pyrotechnik vorgegangen wird.“

Der Eintracht droht eine drastische Bestrafung durch den DFB, zudem wird bereits über eine Anhebung der Eintrittspreise diskutiert. Sehen Sie dies als legitimes Mittel an?

Rhein: „Nein, denn wir bestrafen am Ende die Falschen. Wir brauchen keine generalisierenden Strafen, sondern müssen uns individuell um die kümmern, die Probleme gemacht haben. Die müssen wir herausgreifen. Da müssen wir entsprechend sanktionieren und dafür sorgen, dass sie nicht mehr ins Stadion kommen. Aber jetzt die Preise zu erhöhen, wäre eine Bestrafung aller friedlichen Eintracht-Fans. Das wäre kontraproduktiv.“

Braucht man noch mehr Überwachung, um aller Randalierer habhaft zu werden?

Rhein: „Das ist ein ganz wichtiger Punkt. Das Thema Videoüberwachung haben wir frühzeitig angesprochen. Wenn wir Strafen individualisieren wollen, brauchen wir eine bessere Videoüberwachung in den Stadionblöcken. Da sind wir mit der Eintracht in sehr guten Gesprächen. Es wird in wenigen Tagen einen wirklich großen Fortschritt geben, was dieses Thema anbelangt. Meine Hoffnung ist es, dass wir dann auch wirklich an die Einzelnen herankommen, die da Krawalle und Probleme machen. So kann es jedenfalls nicht weitergehen.“

Mehr Videoüberwachung bedeutet auch höhere Kosten. Trägt die der Verein? Oder wird sich das Land beteiligen?

Rhein: „Es ist nicht Sache des Landes, die Kosten der Videoüberwachung zu tragen, wenn Fußballspiele stattfinden. Das muss der Veranstalter tun. Das sind Dinge, die hat die Stadt Frankfurt mit dem Verein und dem Stadionbetreiber zu klären. Aber wir können durch Knowhow und Erfahrung unterstützen, weil wir als Innenministerium und Polizei mit dem Thema Videoüberwachung vertraut sind.“

Kommen jetzt auch Vollkontrollen und Nacktscanner?

Rhein: „Nacktscanner habe ich von Beginn an für überzogen gehalten. Und: Wir werden niemals vor jedem Spiel eine Vollkontrolle haben. Das ist gar nicht zu stemmen und auch nicht sinnvoll. Es kann sein, wenn wir eine riskante Begegnung haben oder Erkenntnisse über einen besonderen Einsatz von Pyrotechnik, dass wir Vollkontrollen brauchen. Aber das wird niemals das reguläre Mittel sein sondern eher die Ausnahme.“

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