Guido Buchwald wird 50: Fußball-Handwerker mit Spitznamen „Diego“

Stuttgart (dpa) - 8. Juli 1990: In jener magischen Fußballnacht krönte sich nicht nur Deutschland zum dritten Mal zum Weltmeister, sondern der als bieder und brav geltende Guido Ulrich verwandelte sich in „Diego“ Buchwald.

„Für mich war das Auszeichnung, Achtung und Ehrerbietung“, sagt er auch gut 20 Jahre nach diesem ganz speziellen Spitznamen noch stolz. Buchwald hat dieses „Diego“ nie als „Spott oder Verhohnepipelung“ empfunden. Von daher trafen ihn diesbezüglich süffisante Kommentare nicht.

An jenem traumhaften Sonntagabend bot der damals 29 Jahre alte Profi des VfB Stuttgart im Stadio Olimpico in Rom beim 1:0-Triumph über Argentinien die wahrscheinlich beste Leistung seiner beeindruckenden Karriere. Der dynamische, zweikampfstarke Mittelfeldmann schränkte nicht nur die Kreise der brillanten Diva Diego Armando Maradona entscheidend ein, sondern er gab auch dem eigenen Spiel entscheidende Impulse.

„Diego war einfach genial, der beste Fußballer der Welt in einer ganzen Epoche - und ich habe ihn im Endspiel ausgeschaltet“, sagte Buchwald der Nachrichtenagentur dpa kurz vor seinem 50. Geburtstag am 24. Januar. „Er hatte Fähigkeiten wie kein anderer und ich würde mich nie mit ihm vergleichen. Ich bin Guido Buchwald.“ Trotz seiner Gala gegen Maradona war der gelernte Elektroinstallateur eher ein Fußball-Handwerker.

Der WM-Titel ist für Buchwald „der größte Erfolg“. Mehr könne ein Spieler nicht erreichen. „Wir waren die beste Mannschaft und wurden verdient Weltmeister“, sagte er. In einem tollen deutschen Team zählte Buchwald zu den Herausstechenden. Der damalige Teamchef Franz Beckenbauer würdigte seine Verdienste besonders: „Er war in allen sieben Spielen Weltklasse. Er war der beste und wichtigste Spieler während des Turniers.“

Generell genoss der bescheidene stille Star höchste Anerkennung. „Er opfert sich für die Mannschaft auf, schaltet seine Gegenspieler aus, schaltet hervorragend von der Defensive auf die Offensive um und ist damit ein exzellenter Teamspieler, der in jedem Spiel 110 bis 120 Prozent Leistung bringt“, listete Bundestrainer Berti Vogts einmal die herausragenden Qualitäten des 76-maligen Nationalspielers auf. Christoph Daum, sein Meistertrainer beim VfB Stuttgart, bezeichnete „Guido als eine Führungsfigur, wie man sie sich wünscht“.

Der „rote“ VfB und der kleinere „blaue“ Lokalrivale Kickers waren und sind die wichtigsten Vereine für Buchwald. „Das ist eine Herzensangelegenheit“, versicherte der VfB-Ehrenspielführer, der seit November Präsidiumsmitglied bei den Kickers ist. „Es tut weh, wenn man sieht, wo beide stehen und was für ein Potenzial sie eigentlich haben.“ Mit dem VfB, für den er 325 Bundesligapartien bestritt, holte Buchwald unter anderem zwei Meistertitel. 1992 erzielte er in Leverkusen den titelentscheidenden Treffer per Kopf selbst.

Auch bei seiner einzigen Auslandsstation feierte Buchwald mit Urawa Red Diamonds als Spieler und Trainer große Erfolge. Als „Trainer des Jahres 2006“ verabschiedete sich „Guido San“ aus Japan. Dagegen verliefen seine Gastspiele beim Karlsruher SC als Spieler und später Sportdirektor nicht so gut. Und bei seiner bislang einzigen Trainerstation in Aachen wurde er nach mäßigem Start rausgeschmissen.

„Es gab null Gründe, mich zu entlassen“, kritisiert Buchwald noch heute die vom damaligen Alemannen-Manager Jörg Schmadtke betriebene Trennung. „Ich bin sehr ehrgeizig, das hat mich sehr geärgert. Ich hatte einen guten Plan.“ Das Kapitel Trainer hat er deshalb noch nicht abgehakt, auch wenn es aktuell kein Thema ist.

Kein Thema ist auch eine große Feier zu seinem runden Geburtstag. „Für einen Schwaben ist der 40. wichtiger als der 50. Da wird man gscheit“, witzelte der in Walddorfhäslach wohnende Vorzeige-Schwabe. „Ich gehe mit der Familie essen.“ Mit Ehefrau Sylvia hat er die beiden Söhne Yannik-Tobias und Julian.

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