Fußball-Wettskandal: Erste Urteile im März geplant

Bochum (dpa) - Im Bochumer Fußball-Wettskandalprozess sollen im März die ersten Urteile gesprochen werden. Das gaben die Richter bekannt. Die Hauptangeklagten Nürettin G. und Tuna A. könnten damit vorzeitig aus dem Strafverfahren ausscheiden.

Die ebenfalls Angeklagten Kristian S. und Stevan R. müssen sich dagegen auf eine längere Prozessdauer einstellen. Die 13. Strafkammer des Bochumer Landgerichts will möglicherweise schon in der kommenden Woche eine Zwischenbilanz vorlegen. Gleichzeitig wurde bekannt, dass Wettbetrüger Ante Sapina noch immer Wettgewinne auf der Isle of Man deponiert hat.

Nach Erkenntnissen der Bochumer Ermittlungskommission „Flankengott“ hat die mutmaßliche Führungsebene der Wettbetrüger unter anderem Konten in Malaysia, Singapur, Russland, Österreich, Kroatien und der Türkei geführt. Hauptkommissar Thomas Lücke sprach im Zeugenstand von internationalen „Netzwerkstrukturen“. Das Ausmaß sei „gigantisch“. Die Bochumer Kriminalpolizei ermittelt nach eigenen Angaben noch immer gegen über 340 Personen. Bislang gab es 19 Festnahmen und rund 60 Durchsuchungen in Deutschland und im Ausland.

Laut Lücke stehen insgesamt 302 Partien unter Manipulationsverdacht. Betroffen seien Ligen in Deutschland, Belgien, Slowenien, Bosnien, Österreich, Kroatien, in der Türkei, der Schweiz und in Kanada. Bei den Ermittlungen sei eng mit den Strafverfolgungsbehörden der betroffenen Länder zusammengearbeitet worden. „Das ging an die Grenzen der Machbarkeit“, sagte Lücke im Zeugenstand.

Zur Aufklärung hatte unter anderem auch Christian Knappmann beigetragen, ehemaliger Spieler des Regionalligisten SC Verl. Der 29-Jährige, der heute beim Drittligisten Wacker Burghausen aktiv ist, war im Frühjahr 2009 von Verler Mannschaftskollegen auf eine mögliche Manipulation angesprochen worden.

Wörtlich sollen ihm seine Mitspieler damals gesagt haben: „Wir haben miese Prämien, die Saison ist gelaufen, sollen wir nicht mal gegen uns wetten?“ Er habe jedoch sofort abgelehnt und später auch den Vorstand informiert. In der Anklage sind drei Partien des SC Verl aufgeführt, die angeblich manipuliert worden sind. Gegen Knappmann selbst war nie ermittelt worden.

Die Angeklagten Nürettin G., Tuna A., Kristian S. und Stevan R. müssen sich seit Anfang Oktober 2010 vor dem Bochumer Landgericht verantworten. Die Staatsanwaltschaft wirft ihnen vor, in die Manipulation von über 30 Fußballspielen verstrickt gewesen zu sein. Der Prozess wird am 16. Februar fortgesetzt.

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