Frauenfußball nach WM: Es boomt nicht überall

Berlin (dpa) - Stolz verkündete der Deutsche Fußball-Bund (DFB) im April seine aktuellen Mitgliedszahlen: Rund 6,7 Millionen stehen 2011 in der Statistik und darunter - das wurde im Jahr der Frauen-WM in Deutschland besonders gern betont - sind mehr als eine Million Frauen.

Von der WM erhoffe man sich einen weiteren Schub, so Vizepräsidentin Hannelore Ratzeburg. Rund zwei Wochen nach dem Abpfiff ziehen Verbände und Vereine jedoch eine sehr unterschiedliche erste Bilanz. Während bekanntere Clubs sogar schon Mädchen wieder wegschicken mussten, spüren einige Regionalverbände noch gar keine Auswirkungen. Sicher scheint nur: Einen Anmeldeboom wie bei den Männern nach dem „Sommermärchen“ von 2006 wird es wohl nicht noch einmal geben.

„Wir merken noch kein gestiegenes Interesse“, heißt es beim Berliner Fußball-Verband und auch der Landesverband Brandenburg zeigt sich zurückhaltend. „So direkt war bisher kein Ansturm zu verzeichnen. Aber das Interesse ist von der WM sicher angekurbelt worden - was dabei hinten rauskommt, muss man abwarten.“ Momentan seien ja auch noch Sommerferien, gibt ein Sprecher des Niederrheinischen Fußballverbandes zu bedenken. „Wir wissen noch nicht, ob und wenn ja wie viele zusätzliche Mädchenmannschaften wir zum Spielbetrieb aufstellen können.“

In Niedersachsen steigen die Neuanmeldungen seit Jahresbeginn zumindest leicht an. Waren es im Januar 2010 noch 281 Mädchen, die Fußball im Verein spielen wollten, so waren es im Januar 2011 schon 344 - wohl auch, weil der Frauenfußball im Vorfeld der Weltmeisterschaft häufiger in den Medien auftauchte, glaubt Verbandssprecher Manfred Finger. Im Januar 2007 - wenige Monate nach der Fußball-WM der Männer in Deutschland - gingen mit 610 weiblichen Neuanmeldungen allerdings doppelt so viele wie zu Beginn dieses Jahres ein. „Das war erstmal der Gipfel, seitdem ging es runter. Jetzt steigen die Zahlen wieder leicht, aber ich glaube nicht, dass sie nochmal dieses Niveau erreichen.“

Müssen sie auch gar nicht, sagt Mathias Morack, Geschäftsführer von Deutschlands erfolgreichstem Frauenfußballverein Turbine Potsdam. Die Sportart erlebe seit Jahren einen langsamen, aber stetig wachsenden Zulauf und brauche den zusätzlichen Schub durch die WM gar nicht. „Bei uns ist sowieso Boom, unabhängig von der Weltmeisterschaft. Schon vor dem Turnier hatten wir Probleme, alle Mädchen aufzunehmen, die wollten.“

Das Problem gibt es nicht nur in der ersten Liga. „Seit der Frauenfußball-WM hatten wir jetzt nicht sonderlich mehr Anfragen“, berichtet Arlind Maurer, Sprecherin des Regionalligisten FFC Wacker München. „Aber seit 2006 hat sich die Zahl der Anfragen verdoppelt. Zeitweise mussten wir Mädchen wieder wegschicken, weil wir einfach nicht genug Plätze und Trainingszeiten hatten.“

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