Interview mit dem Ehrenspielführer Gerd Zewe: „Fortuna ist mein Verein und wird es auch immer bleiben“

Düsseldorf · Gerd Zewe zählt trotz seiner großen sportlichen Vita bei Fortuna Düsseldorf zu den Ex-Profis, die nicht alles, was im Fußball passiert, kommentieren müssen. Mit seiner bescheidenen und sympathischen Art hat er sich viele Freunde gemacht und ist nicht umsonst zum Ehrenspielführer der Fortuna ernannt worden.

Fußball-WM 1978 in Argentinien: Gerd Zewe (v.l.) mit Dietrich Weise und Masseur Erich Deuser.

Fußball-WM 1978 in Argentinien: Gerd Zewe (v.l.) mit Dietrich Weise und Masseur Erich Deuser.

Foto: Horstmueller/HORSTMÜLLER GmbH

Wir sprachen zum Jubiläum mit ihm.

Herr Zewe, fehlt Ihnen der Fußball derzeit nicht auch sehr?

Gerd Zewe: Unter den Voraussetzungen, wie das Ganze ablaufen soll, wenn tatsächlich noch einmal gespielt wird, ist das allenfalls eine Zwischenlösung, die vor allem mit den Finanzen für die Vereine zu tun hat. So haben sich nach dem Geisterspiel Gladbach gegen Köln einige Leute sehr negativ geäußert. Mal sehen, was sich daraus entwickelt.

Ehrenspielführer Gerd Zewe ist bei jedem Heimspiel der Fortuna in der Arena.

Ehrenspielführer Gerd Zewe ist bei jedem Heimspiel der Fortuna in der Arena.

Foto: David Young

Was bedeutet Ihnen Fortuna?

Zewe: Ich bin 1972 aus dem beschaulichen Saarland nach Düsseldorf gekommen und war dann 15 Jahre in Folge Stammspieler bei der Fortuna. Und auch Düsseldorf ist meine Heimat geworden. Das bedeutet mir schon sehr viel. Ich mache keinen Hehl daraus, dass es schön ist, wenn die Leute einen erkennen und positive Erinnerungen mit mir verbinden. Es war immer unser Anspruch, und das ist wohl heute auch so, dass man den Fans etwas bieten will. Es ist einfach schön, den Anhängern, die sich mit dem Verein so sehr identifizieren, eine Freude zu machen.

Ist es etwas Besonderes, Ehrenspielführer der Fortuna zu sein?

Zewe: Auf jeden Fall. Da möchte ich dem Verein einen großen Dank aussprechen. Das hat mich schon mehr als nur berührt.

Was macht Fortuna aus?

Zewe: Fortuna zählt zu den Traditionsvereinen und hat eine längere Geschichte. Sportlich hilft es im Tagesgeschäft zwar nicht weiter. Ich treffe aber unheimlich viele Leute, deren Familienmitglieder in mehreren Generationen Fortuna-Fans sind.

Wie unterscheidet sich der Fußball von heute von den alten Zeiten?

Zewe: Früher war das Geschäft ein wenig entspannter. Die heutigen Profis sind alle ganz andere Athleten, und die Menschen insgesamt einen Kopf größer. Das Spiel ist schneller geworden. Die Grundvoraussetzungen bleiben eine gewisse Technik und dass man mit dem Ball umgehen kann. Die Spiele sind aber nicht unbedingt sehenswerter geworden.

Was waren denn die schönsten Momente mit Fortuna?

Zewe: Da gibt es eine Menge. Zuerst, dass ich den Sprung geschafft habe, als ich zur Fortuna kam. Meine schönste Zeit ist eng verbunden mit Dietrich Weise von 1976 bis 1978. Weise war seiner Zeit weit voraus, auch von der Art wie er trainiert hat. Dann kommen die Jahre 1978, ’79 und ’80, in denen wir dreimal im Pokalendspiel standen. Das war eine Zeit, in der wir im Pokal kein Spiel verloren haben. Auch das verlorene Europapokal-Finale war trotz der Niederlage großartig. Dann gab es auch einzelne Spiele wie das, was wir mit Gladbach zur Weihnachtszeit gemeinsam gegen Ajax Amsterdam  und Johann Cruyff bestritten haben. Da waren dann auch 50 000 Leute im Rheinstadion. Oder die Highlight-Spiele gegen Gladbach und Bayern, die wir innerhalb von 14 Tagen jeweils 4:1 gewonnen haben. Es gibt eine Menge Spiele, an die ich mich gerne erinnere. Bei einem Pokal-Spiel gegen Schalke hatte man die Kassen gar nicht geöffnet, weil man ebenfalls kurz vor Weihnachten nicht mit so vielen Fans gerechnet hatte. Da wurde man geradezu überrannt. Viele Spiele gegen die Bayern waren großartig – allerdings nur im eigenen Stadion. Das 7:1 bleibt nicht nur wegen des Ergebnisses haften.

Und dann haben Sie die Fortuna 1978 bei der WM im deutschen Team vertreten.

Zewe: Der damalige DFB-Präsident Hermann Neuberger hatte auf dem Bankett nach dem verlorenen Pokal-Endspiel gegen Köln in seiner Rede Bundestrainer Helmut Schön den Hinweis gegeben, er möchte doch auch mich einmal einladen. Ich habe dann zwei Lehrgänge, in Darmstadt und Malente mitgemacht Damals war es nicht so einfach, ins Nationalteam zu kommen. Es war für mich unglaublich, dabei zu sein, ich hatte keine großen Ansprüche. So war es ein großartiges Erlebnis. Erst anschließend kam ich dann im Nationalteam zum Einsatz.

Wird Fortuna die Klasse halten – sollte es weitergehen?

Zewe: Ja, das hoffe ich und drücke Trainer Uwe Rösler alle Daumen. Das wünsche ich den tollen Fans und dem Verein.

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