„Wir müssen auf der Schussfahrt wenden“

Viel Vertrauen für Uwe Rapolder – der KSC hofft auf den Effekt des Trainerwechsels.

Karlsruhe. Neue Besen kehren gut. Das Sprichwort des deutschen Dichters Freidank wird im Fußball immer sehr gerne genutzt, wenn ein neu installierter Trainer auf Anhieb Erfolg hat. So wie nun beim Karlsruher SC, wo Uwe Rapolder am Wochenende mit einem 4:0 über Rot Weiß Oberhausen ein perfekter Einstand gelang. Neun Spiele waren die Badener zuvor sieglos geblieben. "Das war noch lange nicht die Wende, aber ein Anfang ist gemacht", sagte Rapolder. Dessen Vorgänger im Wildparkstadion hießen Markus Schupp und Markus Kauczinski.

Während der Trainer der in der Regionalliga Süd spielenden zweiten Mannschaft des KSC ohne die erforderliche Lizenz nur als Übergangslösung fungierte, wurde gegen Schupp nachgetreten. "In der taktischen Ausrichtung besteht bei uns ein großes Defizit", sagte Präsident Ingo Wellenreuther und Verteidiger Matthias Zimmermann ergänzte: "Jetzt haben wir endlich einen Trainer, der Ahnung hat." Was eine limitierte Mannschaft zwar nicht zwingend besser macht, ihr aber einen Motivationsschub gibt. Bei der Wahl Rapolders erinnerte sich das Präsidium offenbar des vollständigen Sprichwortes von Dichter Freidank (um 1180 geboren - 1233 gestorben). Der hat nämlich seinerzeit nicht nur gesagt, dass neue Besen gut kehren, sondern auch, dass die alten die Winkel kennen.

Schließlich konnte Rapolder von 2007 bis 2009 die TuS Koblenz dreimal in Folge vor dem Abstieg bewahren, einmal davon sogar trotz Punktabzug. Kein Wunder, dass Präsident Wellenreuther in höchsten Tönen vom 52-Jährigen schwärmt. "Uwe Rapolder ist für uns der richtige Mann zur richtigen Zeit am richtigen Ort." Dennoch bekam Rapolder nur einen Vertrag bis zum Saisonende, was als klarer Auftrag zum Klassenerhalt zu verstehen ist. Der ist für den KSC überlebenswichtig. Zu einem ausgeglichenen Haushalt fehlen dem Uefa-Cup-Halbfinalisten von 1994 derzeit 3,64 Millionen Euro. Bei einem Abstieg könnte die Insolvenz drohen.

"Wir sind auf der Schussfahrt und müssen wenden", zitiert Rapolder bei der Lagebeschreibung aus einem Lied von Herbert Grönemeyer. Damit dieses Vorhaben gelingt, muss Uwe Rapolder, der fünf Sprachen spricht, den Spielern Selbstvertrauen einimpfen. Da ist es hilfreich, dass er über den Tellerrand hinausschauen kann. Rapolder hält regelmäßig Seminare und Referate über Motivation ab, verschaffte sich zudem vor einiger Zeit bei einem Besuch im Feldlager Kundus in Afghanistan einen Eindruck von Organisation in schwieriger Situation und weiß daher: "Die erste Ansprache ist enorm wichtig. Man darf nicht an Ergebnisse denken, sondern nur daran, immer alles zu geben. Dann kommen Ergebnisse von ganz alleine." Ein Rezept, mit dem ein Besen auch länger gut kehren kann.

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