Wettskandal: Akten entlasten Fortuna

Staatsanwalt ermittelt nicht gegen den Verein oder Spieler des Zweitligisten.

Düsseldorf. Der seit neun Monaten bekannte zweite große Wett- und Betrugsskandal hat vor den Vereinen aus dem Fußball-Westen nicht halt gemacht. Auch ein Spiel von Zweitligist Fortuna Düsseldorf steht auf der Liste von zehn verdächtigen Begegnungen. Es handelt sich um das Regionalliga-Spiel beim VfB Lübeck am 22. April 2008.

"Ich kann nicht verstehen, dass wir erst aus der Zeitung davon erfahren", sagte Fortunas Vorstandssprecher Peter Frymuth am Donnerstag. "Wenn ein Spieler oder eine Gruppe aus unserem Verein diese Begegnung manipuliert hätte, wären wir damals auch deshalb nicht aufgestiegen."

Denn wenige Wochen später scheiterte die Fortuna nur hauchdünn im Kampf um den Aufstieg in die 2. Liga an RW Oberhausen. Das fragliche Spiel hatte Lübeck mit 3:1 für sich entschieden.

Die staatsanwaltschaftlichen Akten allerdings entlasten die Fortuna. Unserer Zeitung liegen Erkenntnisse vor, dass ein Profi aus Norddeutschland mit Verbindung zur Wettmafia Spieler aus Lübeck angeworben hat, damit der VfB das entsprechende Spiel gegen die Fortuna klar verliert.

Es kam zum Kontakt, den Spielern wurde eine Belohnung in Aussicht gestellt, und dennoch gewann der damalige Absteiger Lübeck mit 3:1 - eine fehlgeschlagene Manipulation also.

"Nach dem Spiel habe ich die Ex-Kollegen im Hotel besucht, und alle waren stinksauer über die Niederlage", erinnert sich Giuseppe "Pino" Canale, der damals im Lübecker Team gestanden hatte. "Die wollten ja aufsteigen und unbedingt gewinnen. Dabei hat die Fortuna unglaublich gute Chancen ausgelassen." In der Tat berichten die Lübecker Spieler in den Akten, Fortuna reichlich Torchancen eingeräumt zu haben, die ungenutzt verstrichen.

Während aktuelle Spieler der Fortuna - wie Abwehrchef Jens Langeneke - nichts zu den Verdachtsmomenten sagen wollten, erklärte Ex-Fortune Olivier Caillas, der inzwischen in Erfurt (3. Liga) unter Vertrag steht: "Ich kann mir nicht vorstellen, dass da etwas gelaufen ist. Allerdings war unsere Mannschaft an diesem Tag so schlecht, dass auch ein Nachhelfen der Lübecker nichts genützt hätte."

Gegen die damalig beteiligten Lübecker Spieler ermittelt die Staatsanwaltschaft inzwischen. "Für uns ist es ganz wichtig, dass alle Hintergründe restlos aufgeklärt werden, damit es keine Spekulationen mehr gibt", erklärte Frymuth einigermaßen beruhigt.

Wie die "WAZ" berichtet, hat die Staatsanwaltschaft die ersten Anklagen erhoben. Zwei 35 und 55 Jahre alten Türken soll der Prozess vor dem Bochumer Landgericht gemacht werden. Beide in U-Haft sitzende Angeklagte seien geständig. Ihnen wird gewerbs- und bandenmäßiger Betrug in bis zu 22 Fällen vorgeworfen. Insgesamt wird gegen 250 Personen ermittelt, die Spieler und Schiedsrichter bestochen haben sollen.

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