Warum Fortuna der verpassten Chance nachtrauert

Dortmund erfreut sich euphorisch am Viertelfinaleinzug, weil Düsseldorf viele Chancen liegen lässt.

Düsseldorf. Mitternacht war nahe, als Jürgen Klopp in den Katakomben der Düsseldorfer Arena zum Pathos ausholte. „„Das war ein Pokalspiel, das in unsere Geschichte eingehen wird. Es hat so viel gegen uns gesprochen“, sagte Klopp nach dem 5:4-Sieg im Elfmeterschießen seiner Dortmunder gegen den Zweitligisten aus Düsseldorf.

Klopp, der sich beim Jubeln einen Muskelfaserriss zugezogen hatte, sprach vom Verletzungspech, von Shinji Kagawas kurzfristigem Ausfall, von 83-minütiger Unterzahl nach der Gelb-Roten Karte für Owomoyela, von taktischen Umstellungen und zwei zurückgepfiffenen Elfmetern. „Dass wir dennoch gewonnen haben, passiert ganz, ganz selten im Leben. Wir nehmen es auf, wir nehmen es mit — und werden es nicht vergessen.“

Vielleicht waren diese Worte das letzte Kompliment für das Spiel von Fortuna Düsseldorf an diesem Pokalabend vor 54 000 euphorischen Fans. Den meisten erstarb das Lächeln auf den Lippen, als Düsseldorfs Thomas Bröker mit dem vierten Elfmeter gescheitert war.

„Wir helfen ihm, aber er ist kein Typ, den das umhaut. Es haben schon andere Elfmeter in WM-Finals verschossen“, tröstete Düsseldorfs Kapitän Andreas Lambertz. Und war damit ein Teil des Düsseldorfer Aufbauprogramms. Ein anderer war Trainer Norbert Meier. „Wir sind Weihnachtsmeister in der 2. Liga“, sagte er unter Schmerzen lächelnd und fügte an, als müsste er sich selbst seiner Worte überzeugen: „Lassen wir die Kirche im Dorf. Unser Gegner ist deutscher Meister, keine Laufkundschaft.“

Keine Frage: Die Fortunen und ihre Fans hatten Werbung für den Standort und ihren Verein gemacht. Aber: Man konnte das ganze Gemälde dieses Abends auch anders interpretieren. Etwa so wie Düsseldorfs Abwehrspieler Jens Langeneke: „Eine bessere Chance, den deutschen Meister zu schlagen, bekommen wir nie wieder. Wir mussten das Spiel in 90 oder 120 Minuten entscheiden. Wir brauchen uns nicht auf die Schulter klopfen zu lassen“, sagte Langeneke in Rage.

Und öffnete den Blick für die wichtigere Aufgabe: 15 Spiele nach der Winterpause in der 2. Bundesliga, die am Ende zum Aufstieg führen sollen. „Es wird noch ein hartes Stück Arbeit.“

Recht hatte er. Selbst, wenn mit Mats Hummels der beste Dortmunder im Gefühl des Sieges diesen Pessimismus nicht teilte: „Düsseldorf ist jetzt schon erstligareif.“

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