Fortuna-Vorstand Röttgermann „Wir müssen die Fortuna im Detail optimieren“

Maria Alm · Der Vorstandsvorsitzende Thomas Röttgermann sieht die Fortuna weiterhin als Ausbildungsverein. Aber als einen mit Zukunft: Der Klub könne sich in der Bundesliga mit geschickter Vereinspolitik und sportlichem Erfolg etablieren.

 Fortuna-Vorstand Thomas Röttgermann beim Mediengespräch am Wochenende im Trainingslager in Maria Alm.

Fortuna-Vorstand Thomas Röttgermann beim Mediengespräch am Wochenende im Trainingslager in Maria Alm.

Foto: Christof Wolff

Thomas Röttgermann ist nun fast 100 Tage im Amt. Und die erste Bilanz des Vorstandsvorsitzenden von Fortuna Düsseldorf fällt positiv aus. Eine große Baustelle habe es nach der Beurlaubung seines Vorgängers Robert Schäfer nicht gegeben. „Es waren viele kleine Sachen. Es gab innerhalb des Vereins eine Verunsicherung und eine andere Kommunikationskultur“, sagt Röttgermann bei seinem Besuch im Trainingslager in Maria Alm am Wochenende. „Meine Aufgabe ist nun, ein paar Veränderungen herbeizuführen, die notwendig sind, um wie ein normaler Bundesliga-Verein zu funktionieren.“

Man dürfe nicht vergessen, dass der Verein schnell aufgestiegen und gewachsen sei. „Die Struktur ist nicht mitgewachsen, vor allem bei der Anzahl der Mitarbeiter. Auch die Prozesse müssen optimiert werden und nicht mehr nur auf Zuruf funktionieren“, sagt der Klubchef, der die Fortuna im Detail optimieren und selbstbewusster sehen möchte, sozusagen als der erste Klub der Stadt Düsseldorf.

Verein konnte Angebot für Raman nicht ausschlagen

Als Selbstläufer sieht Röttgermann das nicht, ebenso wenig das Thema Klassenerhalt: „Die erste Fahrlässigkeit, die wir begehen könnten, wäre, Mannschaften wie Union Berlin oder den SC Paderborn zu unterschätzen“, sagt er, gibt aber gleich Entwarnung: „Niemand denkt so bei uns, weil wir in der vergangenen Saison in der gleichen Rolle waren.“

Dass die Fortuna am Ende dennoch auf Rang zehn stand, lag auch an Benito Raman, der zehn Tore erzielte. Doch der ist nun weg, weil Schalke 04 ein Angebot vorgelegt habe, „dass wir nicht ausschlagen konnten, weil wir mehr aufgegeben als behalten hätten“, sagt der Klubchef, der auch dem Spieler „nichts vorzuwerfen“ habe: „Die Erklärungen von Raman, auch was mit seinem Lebensunterhalt zusammen hing, gingen nicht über das normale Maß hinaus.“ Es sei ein komplexer Deal gewesen mit einem weiteren Spielertransfer, Bernard Tekpetey kam im Gegenzug (siehe Kasten). „Das ganze Paket hat uns auf jeden Fall mehr als 13 Millionen Euro gebracht.“ Schalke 04 sieht das offensichtlich anders und spricht von rund zehn Millionen Euro.

Spannend für junge und aufstrebende Spieler

Ähnliche Transfers dürfte es auch Zukunft geben, die Fortuna stehe in einer Reihe mit Klubs, die immer wieder ihre besten Spieler abgeben müssten, um zu überleben. „Höchstens drei, wahrscheinlich nur zwei Bundesligisten können das in der Bundesliga anders handhaben“, sagt Röttgermann, der die Fortuna dennoch als attraktiven Arbeitgeber für junge und aufstrebende Profis sieht, die sich mit vollem Herzen engagieren, um den nächsten Schritt zu machen. „Wir sind als Ausbildungsverein spannender als Union Berlin oder Paderborn. Wir können zudem belegen, dass sich Spieler bei uns entwickelt haben.“

Eins hat sich dennoch geändert: Im Gegensatz zu den Vorjahren will die Fortuna die neuen Spieler im besten Fall fest verpflichten oder allenfalls Spieler mit Kaufoption ausleihen. So soll die sportliche Substanz langfristig gestärkt werden, am besten schon in dieser Saison. Dafür sei noch genügend finanzieller Spielraum vorhanden.

Röttgermann sieht „gute Chancen“ auf Ayhan-Verlängerung

Doch es geht nicht nur um potenzielle neue Spieler, mindestens genauso wichtig sei es, den ein oder anderen Leistungsträger dann doch zu halten. „Mit Kaan Ayhan und seinen Beratern reden wir, und die Zuversicht ist groß, dass wir mit ihm verlängern“, erklärt Röttgermann. „Er hat Begehrlichkeiten geweckt, und in seinem Kopf arbeitet es. Aber wir haben gute Chancen, ihn zu überzeugen.“ Mit einem angehobenen Gehalt und einer deutlich höheren Ausstiegsoption.

Um für Spieler dieser Kategorie langfristig attraktiv zu bleiben, braucht es aber mehr Geld. Das soll mittelfristig vor allem über Mehreinahmen beim Sponsoring passieren. Die Fortuna müsste andere Pakete schnüren, moderne und internationale Konzepte entwickeln. „Zur übernächsten Saison hoffen wir, signifikante Veränderungen in den Erlösen zu erzielen“, sagt Röttgermann. Dazu muss Fortuna aber den Abstieg auch in der kommenden Saison vermeiden und sich mittelfristig in der Bundesliga etablieren.

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