Vermarktung: Weckruf für schlafenden Riesen

Vermarktung durch Infront soll die Fortuna behutsam und innovativ weiter nach oben führen.

Düsseldorf. Die Verantwortlichen von Fortuna Düsseldorf konnten ihren Stolz nicht verbergen, als Günter Netzer am Donnerstag den Fußball-Zweitligisten als "schlafenden Riesen" bezeichnete.

Das hat der Fußball-Weltmeister von 1974 aber nicht nur aus bloßer Gefälligkeit getan. Denn früher gab es doch eine gewisse Rivalität zwischen Borussia Mönchengladbach als Provinz auf der einen und Fortuna Düsseldorf in der Weltstadt auf der anderen Seite, wie er mit einem breiten Lächeln erklärte.

Doch nun arbeitet Netzer als Verwaltungsrat der weltweit tätigen Vermarktungsfirma Infront (unter anderem AC Mailand, Schalke 04, Werder Bremen) mit der Fortuna zusammen. Und das für die nächsten vier Jahre, denn die Fortuna vertraut dem Vermarkter über diese unüblich kurze Zeitspanne vor allem die Sponsorensuche an.

Infront bekommt in der Geschäftsstelle der Fortuna ein Büro zur Verfügung gestellt, zwei Mitarbeiter sind in direkter Zusammenarbeit mit der Marketing-Abteilung der Fortuna tätig. Zwar vermarktet das Unternehmen mit Sitz in der Schweiz die Fortuna exklusiv, aber ohne dass eine Rechteübertragung stattfindet.

"Obwohl es keine vollmundigen Versprechungen gegeben hat, erhoffen wir uns nicht nur bessere Erlöse aus der Bandenwerbung", erklärte Dirk Kall, der darauf hinwies, dass die Fortuna kein Risiko mit dieser Partnerschaft eingeht, weil erst oberhalb zugesicherter Garantiesummen der Vermarkter dann auch selbst verdient.

Netzer sprach trotzdem von einem Einverständnis auf allen Ebenen. Denn Infront erhofft sich neben dem sportlichen und wirtschaftlichen Aufstieg der Fortuna eine Vergrößerung des Standbeins im deutschen Profi-Fußball. "Aber wenn es Fortuna gut geht, geht es uns auch gut", erklärte der TV-Fußball-Experte der ARD. "Dafür wollen wir mit innovativen und intelligenten Konzepten sorgen."

Vom "besten Partner, der zu uns passt", sprach Fortunas Vorstandssprecher Peter Frymuth, der auch bei Infront eine gewisse äußere Bescheidenheit festgestellt haben will. Das Unaufgeregte und die Seriösität des Partners habe die Fortuna überzeugt.

"Mit dem finanziellen Zufluss können wir uns kontinuierlich weiterentwickeln und eine bessere Wettkampfposition für die Mannschaft schaffen", erklärte Frymuth, der sich besonders freut, dass die ersten Auswirkungen der Zusammenarbeit im Lizenzierungsverfahren deutlich wurden. "Zum ersten Mal müssen wir nicht mit einschneidenden Auflagen rechnen." Infront hatte in der neunmonatigen (kostenlosen) Probephase neue Partner für die Bandenwerbung akquiriert.

Günter Netzer machte deutlich, dass er und Infront mehr wollen. "In der Wahrnehmung der Menschen hat die Fortuna zuletzt großes Interesse ausgelöst", erklärte Netzer, der genau darauf aufbauen will. So kann der "schlafende Riese" irgendwann (wieder) in den Kreis der deutschen Topvereine aufsteigen. Für Netzer ist das absolut realistisch.

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