Schäfer will mutig sein — und fordert Zeit

Fortunas neuer Vorstandschef soll das Vakuum auf der Führungsebene füllen und den Club wieder in ruhige Bahnen lenken.

Schäfer will mutig sein — und fordert Zeit
Foto: Christof Wolff

Düsseldorf. Die Zeit des Machtvakuums bei Fortuna ist vorbei. Das, worauf viele im Umfeld des Fußball-Zweitligisten hoffen, ist seit Mittwoch offiziell mit der Personalie Robert Schäfer verbunden: Ein neuer Mann an der Spitze, der die Fortuna auch abseits des Spielfeldes wieder in ruhigeres Fahrwasser führen soll. Gestern, an seinem 40. Geburtstag, wurde der gebürtige Darmstädter offiziell als neuer Vorstandsvorsitzender vorgestellt. „Wenn es kein Führungsvakuum mehr gibt, ist das eine gute Voraussetzung für den Saisonendspurt“, sagte Schäfer und formulierte in diesem Satz zugleich indirekt das Nahziel seines neuen Vereins — den Klassenverbleib.

Seit dem 5. Oktober des vergangenen Jahres, dem Tag, an dem Dirk Kall zurücktrat, bestand der Vorstand der Fortuna nur noch aus zwei Personen: Sven Mühlenbeck und Paul Jäger, der als Interims-Boss mitansehen musste, wie sein Verein sportlich immer weiter in die Krise schlitterte. Doch auch hinter den Kulissen gab es in den vergangenen sechs Monaten und davor Konflikte. „Es gab unglückliche Personalentscheidungen und seit der Winterpause unserer letzten Bundesligasaison einen klar erkennbaren Abwärtstrend“, erklärte Reinhold Ernst, Aufsichtsratsvorsitzender der Fortuna, gestern. Schäfer wünscht sich ein bisschen Zeit, um sich einerseits einzugewöhnen und andererseits seine Vorstellungen und Konzepte umsetzen zu können. Wie diese en détail aussehen, verriet der aus Dresden an den Rhein gewechselte Vorstandschef allerdings noch nicht.

Schäfer wechselt von einem Drittligisten, der an die Tür zur zweiten Liga klopft und in den vergangenen Jahren viel verbessert hat, zu einem angeschlagenen Zweitligisten, bei dem in den vergangenen drei Jahren viele Fehler gemacht wurden. Warum macht er das? „Fortuna ist einer der Traditionsvereine in Deutschland“, sagt er. „Hier ist viel Herz, viel Emotion. Als Vorstandsvorsitzender kann und möchte ich etwas gestalten. Im Vergleich zu meinen vorherigen Stationen gibt es hier keine Krise“, gab er einen Einblick über die Gründe für seinen Arbeitsplatzwechsel. Angesichts dieser Aussage lässt sich nur erahnen, welche Zustände Schäfer einst während seiner Zeit bei den Münchner Löwen miterlebte.

Dort lernte er auch Friedhelm Funkel kennen. In die Entscheidung bei der Trainerfrage nach der Entlassung von Marco Kurz war Schäfer bereits intensiv eingebunden: „Wir haben uns mit den Vorstandskollegen und dem Aufsichtsrat effektiv abgestimmt. Friedhelm Funkel ist mit seiner positiven Ausstrahlung der richtige Mann, um der Mannschaft das mitzugeben, was zuvor gefehlt hat. Er hat ein paar Abläufe geändert, die Aufstellung verändert. Das sind aus meiner Sicht die Stellschrauben, an denen man zuerst drehen kann.“

Schäfers mittelfristige Ziele sind der Aufbau einer identifikationsstarken Mannschaft und das Ausschöpfen der vorhandenen Potenziale. „Die Fortuna hat in so vielen Bereichen das, was ich am Fußball liebe“, sagte Schäfer. „Der Weg, den wir vor uns haben, benötigt Zeit. Und es erfordert Mut und Kraft auszuhalten, dass es Zeit benötigt.“

Zur Personalie des in die Kritik geratenen Sportdirektors Rachid Azzouzi äußerte sich Schäfer zurückhaltend. „Wir werden alles aufarbeiten. Es ist erst mein zweiter Arbeitstag“, sagte der neue Chef. Ein Bekenntnis für Azzouzi war dies nicht. Es war aber auch kein Hinweis auf ein bevorstehendes Ende der Zusammenarbeit mit dem 45-Jährigen.

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