Fortuna Düsseldorf Schaefer: „Manche Clubs sehen Talente als Freiwild“

Frank Schaefer hat die schwierige Aufgabe übernommen, Fortunas Nachwuchsleistungszentrum trotz großer Konkurrenz zum Erfolgsmodell zu machen.

Fortuna Düsseldorf: Schaefer: „Manche Clubs sehen Talente als Freiwild“
Foto: Christof Wolff

Düsseldorf. Seine ersten sechs Wochen als Fortune waren nach einer „herzlichen Aufnahme“ für Frank Schaefer sehr intensiv. Der 53 Jahre alte Fußballlehrer hat sich auf die Arbeit gestürzt und festgestellt, dass eine „herausfordernde Aufgabe“ auf ihn zukommt. Er will dazu als neuer Leiter des Nachwuchsleistungszentrums (NLZ) in Düsseldorf den „Fortuna-Weg“ finden und diesen auch konsequent beschreiten.

Beim 1. FC Köln hatte er in gleicher Position nicht mehr auf einer Wellenlänge mit den dort entscheidenden Personen gelegen. „Es gab unterschiedliche Auffassungen und dann eine saubere und faire Trennung“, sagt Schaefer, der in Düsseldorf eine ähnlich emotionale Fußball-Welt vorgefunden hat wie in der Domstadt. Und in Erich Rutemöller einen Menschen, den er sehr gut kennt. „Ich schätze ihn sehr und weiß, welche Werte er verkörpert“, sagte Schaefer über Rutemöller. „Für ihn war ich für diese Position auch ansprechbar.“

Als „absoluten Glücksfall“ für den Verein beschreibt Fortunas Sportvorstand Erich Rutemöller seinen ehemaligen Spieler und Trainerkollegen. Aber auch mit den Trainern Peter Hermann und Friedhelm Funkel hat Schaefer in Leverkusen und Köln bereits zusammengearbeitet, so dass er wusste, worauf er sich in Düsseldorf einlässt. „Ich leite ja nicht nur das NLZ sondern bin auch mit der Betreuung des Lizenzspieler-Nachwuchses betraut“, sagt Schaefer, der vor allem die Verbesserung der Infrastruktur und Professionalität als vorrangige Ziele in der Entwicklung im Nachwuchsbereich sieht. Dabei hat er nicht so sehr das Beispiel des 1. FC Köln vor Augen, sondern eher die gute Arbeit unter ähnlichen Bedingungen vom SC Freiburg und Mainz 05.

In Düsseldorf gibt es Voraussetzungen, die einen individuellen Weg nötig machen, um langfristig Erfolg zu haben. Der „Fortuna-Weg“ beinhaltet die Absicht, mehr Jugendspieler länger im Verein zu halten. „Andere Clubs wie Schalke 04 oder Borussia Dortmund sehen Jugendspieler bei kleineren Vereinen fast schon als Freiwild an und holen Talente ohne Rücksicht auf Verluste“, spricht Schaefer Klartext. „Das sehe ich sehr kritisch. Ich bin nicht blauäugig und wir würden den Krieg gegen Vereine wie Schalke, Dortmund, Gladbach und Leverkusen verlieren, aber einzelne Schlachten können wir gewinnen.“

Das will Schaefer mit seiner Erfahrung und einer sehr individuellen Förderung erreichen. Der 53-Jährige möchte den Spielern, die sich für Düsseldorf entscheiden, das Gefühl geben, dass sie sich bei der Fortuna richtig entwickeln können und sie nicht nur einer unter vielen sind. „Wir wollen sie top betreuen und ihnen zeigen, wie nahe das Ganze am Profibereich angesiedelt ist“, sagt Schaefer und zeigt auf, dass die Kaderplätze 16 bis 24 bei Fortunas Profis von Nachwuchskräften eingenommen werden. Zudem will er auch Spieler fördern, die vielleicht wegen zunächst mangelnder Körpergröße oder Durchsetzungskraft bei anderen Clubs durchs Sieb fallen. „Wir versuchen, eine möglichst große Summe an positiven Einflüssen für die Talente zu schaffen, so dass uns die Eltern ihre Kinder mit den Worten geben: ,wir vertrauen Euch völlig’.“

Fortuna könnte also zu einer Art „Zweiter Bildungsweg“ für Talente werden, die anderswo keine Chance erhalten haben. Ausbildungs-Philosophie, Professionalität, eine bestimmte Spielidee und genaue Vorgaben beim Scouting liegen Schaefer am Herzen — genau so wie das neu zu errichtende Nachwuchsleistungszentrum der Fortuna, das Ende 2018 fertig sein soll.

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