Psychologe: Darum spricht die Fortuna nicht vom Aufstieg
Die Fortuna bleibt beim Thema Aufstieg öffentlich zurückhaltend und verlässt sich lieber auf bekannte Fußballphrasen. Sportpsychologe Thorsten Loch erklärt die Gründe dafür.
Düsseldorf. „Wir schauen von Spiel zu Spiel“, „unsere Konzentration gilt dem nächsten Gegner“ oder „an unserer Zielsetzung hat sich nichts geändert“. Diese Sätze — hin und wieder in leicht abgewandelter Form — sind seit Monaten immer wieder von Trainer Friedhelm Funkel sowie den Spielern von Zweitligist Fortuna Düsseldorf zu vernehmen. Bekannte Fußballphrasen. Klare Aussagen in Richtung Aufstieg werden beim Tabellenführer (noch immer) vermieden. Selbst nach dem Derbysieg beim MSV Duisburg (2:1) am vergangenen Sonntag und mit neun Punkten Vorsprung auf den Relegationsplatz vor den verbleibenden acht Begegnungen.
Doch woran liegt es, dass Profifußballer und Trainer heutzutage klare Aussagen häufig vermeiden und sich in diese Phrasen flüchten? Und wie bewusst werden diese eingesetzt? „Ich habe immer eine Fremd- und eine Eigenwahrnehmung. Der Druck durch die Fremdwahrnehmung kann, wenn ich nicht zu 100 Prozent von mir überzeugt bin, die eigene Kompetenz herunterschrauben. Geht dann etwas auf dem Platz schief, stelle ich meine Fähigkeiten schnell in frage“, erklärt Thorsten Loch. Der Sportpsychologe, der sowohl Individual- als auch Mannschaftssportler berät, weiß aber auch, dass hinter verschlossenen Türen anders gesprochen wird. „Von außen ist das bei einzelnen Fällen schwer zu beurteilen. Aber intern wird meistens anders kommuniziert. Der Gebrauch der Phrasen ist ein Mittel, um dem Druck von außen entgegenzuwirken.“
Dieser ist in Zeiten sozialer Netzwerke und immer weiter gestiegenem Medieninteresse inzwischen ein anderer, wie Loch glaubt: „Früher waren diese Phrasen eine bewusst-defensive Taktik in der Außendarstellung. Heutzutage werden sie eher automatisch gebraucht. Die Fußballer möchten sich nicht angreifbar machen. Und genau das kann gegenwärtig viel schneller passieren als noch vor einigen Jahren.“